BLKÖ:Szántó, Stephan

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Szántó, Johann
Band: 41 (1880), ab Seite: 164. (Quelle)
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2. Stephan [165] Szántó, mehr bekannt unter dem Namen Stephanus Arator, der lateinischen Uebersetzung des ungarischen Szántó, d. i. Pflüger. 1541 zu Raab geboren, trat er frühzeitig in den Orden der Gesellschaft Jesu, kam als Alumnus in das deutsche Collegium in Rom und wurde, nachdem er mit zwanzig Jahren die theologischen Studien beendet hatte, im Lehramte verwendet, welches er zunächst in Gratz begann, wo er Philosophie vortrug. Dann wirkte er als Pönitentiär im Vatican zu Rom mit Wort und Schrift für die Ausbreitung des katholischen Glaubens, deren Gegner er mit allen Waffen der Dialektik, die er in meisterhafter Weise übte, stets siegreich bekämpfte. So nahm er einmal eine Disputation gegen vierzig Prädicanten an und widerlegte alle ihre Einwendungen; ein anderes Mal feierte er zu Warasdin in einer Versammlung von dreihundert Gegnern einen glänzenden Triumph über dieselben. Viele führte er zur Mutterkirche zurück, und er ging dabei nichts weniger denn gewaltthätig gegen die Abtrünnigen vor, sondern überzeugte sie durch sein Wort und sein eigenes Beispiel. Auch den ungarischen Magnaten gegenüber bewahrte er seinen unerschütterlichen Freimuth, er sagte ihnen unumwunden die Wahrheit, rügte ihre Uebelthaten und eroberte sich durch seine furchtlose Ausübung des Predigeramtes ihre Achtung und ihr Vertrauen. Als Stephan Báthory, damals König der Polen, von seinen Widersachern am päpstlichen Hofe in wenig günstiger Weise geschildert und sein Thun vor dem Papste verdächtigt wurde, trat Szánto gegen die Verleumder auf, schilderte die Dinge, wie sie in Wahrheit lagen, und rechtfertigte in glänzender Weise den König vor dem Papste, die Feinde des Ersteren zum Schweigen zwingend. Er starb siebenzigjährig zu Olmütz im Jahre 1612. Er hat mehreres in ungarischer Sprache geschrieben, so eine Bibel des alten Testamentes, welche er unter Vergleichung des hebräischen, griechischen und lateinischen Textes in seine Muttersprache übersetzte; einen Katechismus nach dem Muster des römischen, dessen einzelne Glaubenssätze er durch viele Controversen beleuchtete; – in der Handschriften-Sammlung der kaiserlichen Hofbibliothek in Wien befindet sich von ihm eine Widerlegung des Koran in drei Büchern, mit einer Vorrede, datirt: Olmütz, 9. November 1611; dieses Manuscriptes gedenkt Schwandner in seiner Fortsetzung der von Heyrenbach begonnenen „Recensio manuscriptorum“, im dritten Bande, Seite 322; – im Graner erzbischöflichen Archiv bewahrt man Szántó’s Schrift über die Ausbreitung des Ketzerthums; – im Druck erschien von ihm eine Schrift: „Ueber die Ursachen der in Ungarn überhandnehmenden Irrthümer“ in ungarischer Sprache, nicht aber, wie Danielik und Ferenczy melden, der ungarische Katechismus und das alte Testament. [Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Daniélik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Jos. Danielik (Pesth 1856, Gustav Emich, 8°.) I. Theil, S. 531. – Jöcher’s Gelehrten-Lexikon, Bd. IV, Sp. 974. – [Horányi (Alex.), Memoria Hungarorum et provincialium scriptis editis notorum (Viennae 1775, Loewe, 8°.) Tom. I, p. 70, unter Arator.]