BLKÖ:Szaraniewicz, Isidor
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 41 (1880), ab Seite: 175. (Quelle) | |||
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[176] Studien oblag. Darauf ging er nach Wien, wo er im Jahre 1848 als Zögling des k. k. Stadtconvictes Theologie hörte, deren Studium er in den folgenden drei Jahren an der Lemberger Hochschule fortsetzte, und zwar als Zögling des dortigen griechisch-katholischen General-Seminars. Das Schuljahr 1851/52 verlebte er auf dem Lande bei seinen Eltern in Kozara, wo er sich auf die Lectüre der Schlosser’schen „Weltgeschichte“ und „Geschichte des Alterthums“ warf. 1853 kehrte er zu den Studien zurück, diesmal gleichsam von Neuem beginnend, indem er 1853–1855 abermals den dreijährigen Curs an der neu systemisirten und erweiterten philosophischen Facultät der Lemberger Universität durchmachte. Mit besonderem Eifer besuchte er die Vorträge des Professors der Geschichte Dr. Wacholtz und des Professors der Philologie Dr. W. Kergel, aber auch deutsche und ruthenische Sprache und Literatur, letztere unter Professor J. Głowacki, betrieb er unablässig. Zu gleicher Zeit arbeitete er an dem damals neu ins Leben gerufenen historisch-philologischen Seminar in Lemberg, in welches er schon im Sommersemester 1853 als das erste wirkliche Mitglied eintrat. Mit dem Schlusse des Studienjahres 1855 unterzog er sich den Staatsprüfungen aus der Geographie und Geschichte für das ganze Gymnasium in deutscher und ruthenischer Sprache, für das Lehramt der genannten zwei Sprachen an Untergymnasien und bestand in ausgezeichneter Weise. Im October 1855 kam er als Lehrsupplent an das Gymnasium in Przemysl und von da mit Beginn des Schuljahres 1856 in gleicher Eigenschaft für die Fächer der Geschichte und Geographie an das k. k. akademische Gymnasium in Lemberg, wo er noch im December d. J. zum wirklichen Gymnasiallehrer in provisorischer Verwendung an genannter Lehranstalt ernannt wurde. Seine definitive Anstellung an derselben erfolgte Ende Jänner 1858. Auf diesem Posten verblieb er bis Ende October 1871, überwiegend Geographie am Untergymnasium und Geschichte am Obergymnasium vortragend. Indeß hielt er von Zeit zu Zeit auch Vorträge über deutsche und ruthenische Sprache am Untergymnasium, ferner über Logik und Psychologie, sowie über deutsche Sprache und Literatur in den zwei obersten Classen des Lemberger akademischen Obergymnasiums. Nebstbei leitete er in den Jahren 1861–1871 den Unterricht der Geographie an dem erweiterten Präparanden-Curse für Volksschullehrer, wofür ihm zu wiederholten Malen die Anerkennung der Regierung zutheil wurde. Ungeachtet einer so vielseitigen Verwendung hatte er noch Zeit gefunden, die strengen Prüfungen zur Erlangung der philosophischen Doctorwürde am 24. Juli 1864 zu bestehen. Im August 1871 erhielt er das Habilitationsdecret als Docent der Geschichte der Territorien der ehemaligen Fürstenthümer Halicz und Włodimec an der Lemberger Universität, und als kurz darauf die Nationalisirung derselben, den Decentralisationsbestrebungen unserer Aera analog, ins Leben trat, wurde er mit noch einigen anderen Gelehrten, und zwar: Dr. Liske, Zmurko und Dr. Janota, für die erledigten Universitätsprofessuren geeignet befunden und dann mit Ministerialerlaß vom 29. October 1871 an Stelle des nach Gratz berufenen Professors Dr. Rösler, mit der Supplirung der Lehrkanzel für österreichische Geschichte betraut. Unter Einem übernahm er auch, von den Vorträgen am Gymnasium [177] befreit, die Leitung des historischen Seminars. Mit ah. Entschließung vom 27. Juni 1873 erfolgte seine Beförderung[WS 1] zum o. ö. Professor der österreichischen Geschichte an der genannten Hochschule, am 30. December 1873 seine Ernennung zum Examinator für Geschichte und Geographie bei der neuerrichteten wissenschaftlichen Realschul-Prüfungscommission, während er schon seit December 1872 als solcher für österreichische Geschichte bei der wissenschaftlichen Gymnasial-Prüfungscommission in Lemberg fungirte. Auf Antrag des Lehrgremiums der k. k. polytechnischen Schule daselbst wurde er mit Ministerialerlaß ddo. 28. März 1876 zum Docenten der Geschichte der Entdeckungen und der Handelsgeographie an der genannten Lehranstalt ernannt. Mit ah. Entschließung ddo. 18. November 1872 erhielt er die kaiserliche Bestätigung seiner Wahl zum wirklichen Mitgliede der mit kaiserlichem Erlasse vom 20. Jänner 1872 neugeschaffenen Akademie der Wissenschaften in Krakau, und zwar in der Classe für Philosophie, politische und Rechtswissenschaften, Geschichte und Archäologie. Dr. Szaraniewicz, auf den Gebieten der Geschichte schriftstellerisch thätig, hat bisher folgende Werke herausgegeben: „Starodawnyj Hałycz“, d. i. Geschichte des alten Halicz, in der „Zorja Hałycka jako Album“ für das Jahr 1860 (S. 295–335), auch im Separatabdrucke in ruthenischer Sprache; – „Starodawny Lwów“, d. i. Geschichte des alten Lemberg (Lemberg 1862), in ruthenischer Sprache; – „Historija Hałycko-Wolodymirskoj Rusy do roku 1453“, d. i. Geschichte der Ruthenen von Halicz und Wladimir bis zum Jahre 1453. Auf Quellen gegründet (Lemberg 1863, mit einer Karte, 462 S.); – „Puty starynnyi-rusko uhorsky zercz Karpaty“, d. i. Die historisch merkwürdigen russisch-ungarischen Uebergänge über die Karpathen (Lemberg 1869, mit einer lithographirten Karte. 94 S.); – „Rys wewnętrznych stosunków Galycyi wschodniej w drugiej połowie piętnastego wieku na podstawie archiwalnych źródeł“, d. i. Ein historischer Abriß der inneren Verhältnisse von Ostgalizien in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts auf Grund archivalischer Quellen (Lemberg 1869, 124 S., Nachwort des Verfassers IV S.), in polnischer Sprache; – „Blicke in die Geschichte der Karpathenvölker im Alterthum, mit einer lithographirten Karte“ (Lemberg 1871, 141 S.); – „Die Hypatios-Chronik[WS 2] als Quellenbeitrag österreichischen Geschichte“ (Lemberg 1872, 150 und XVII S.); – „Rzut oka na beneficya kościoła ruskiego z czasów rzeczypospolitej polskiej pod względem historyi przedewszystkim o stosunku świeckiego duchowieństwa ruskiego do ziemi w tym czasie“, d. i. Ein Blick auf das ruthenische kirchliche Beneficialwesen zur Zeit der polnischen Republik, vom historischen Standpunkte aus, und insbesondere über das Verhältniß des ruthenischen Clerus zum Grund und Boden während dieses Zeitraumes (Lemberg 1875, gr. 8°., 64 S.); – „Otwit Dra Isidora Szaraniewicza w oboroni statij jeho kalendarskich o pryczynach rižnyć męži kalendaramy julianskim a hrehorianskim“, d. i. Polemische Entgegnung als Vertheidigung seiner in den Jahren 1875 und 1876 veröffentlichten Kalenderaufsätze über die Ursachen der Unterschiede des Julianischen und Gregorianischen Kalenders (Lemberg 1878, 28 S.); – „Patriarchat wschodni w obec kościoła ruskiego i rzeczypospolitej [178] polskiej z zródeł współczesnych“, d. i. Das Patriarchat des Ostens in dessen Beziehungen zur ruthenischen Nationalkirche und zur polnischen Republik, aus gleichzeitigen Archivalquellen (Krakau 1879, 170 S.), Separatabdruck aus den „Sitzungsberichten der k. k. Akademie der Wissenschaften in Krakau“; – „Krótki opis geograficzny austriacko-węgierskiej monarchii z szczególnem uwzględnieniem Królestwa Galicyi i w. księstwa Krakowskiego“, d. i. Kurze geographische Beschreibung der österreichisch-ungarischen Monarchie, mit besonderer Berücksichtigung des Königreiches Galizien und Großherzogthums Krakau (Lemberg 1875; 2. umgearb. und verb. Aufl., ebd. 1878, IX und 166 S.); er schrieb dieses Lehrbuch im Auftrage der Landesregierung, und ist dasselbe für sämmtliche Mittelschulen Galiziens (Gymnasien und Realschulen) und Volkslehrer-Seminare approbirt. Auch die Festrede, welche er bei der von sämmtlichen ruthenischen Vereinen im Saale des ruthenischen Nationalhauses veranstalteten Feier der silbernen Hochzeit Ihrer Majestäten in ruthenischer Sprache gehalten, ist im Druck erschienen. Andere von ihm in Fachblättern und gelehrten Zeitschriften abgedruckte kleinere Arbeiten führen wir nicht erst an, weil sie, seine größeren hier genannten Schriften gleichsam vorbereitend, in diesen enthalten sind.
Szaraniewicz, Isidor (Geschichtsforscher, geb. zu Kozara in Galizien (heutiger Nohatyner Bezirk am Dniesterflusse] am 16. Februar 1829). Sein Vater Johann S. starb als griechisch-katholischer Pfarrer zu Kozara im Jahre 1876. Nachdem der Sohn im August 1845 das Gymnasium zu Brzezan beendet hatte, bezog er die Lemberger Hochschule, wo er durch zwei Jahre den philosophischen- Oesterreichische Wochenschrift für Literatur und Kunst [Beilage der Wiener (amtlichen) Zeitung] (gr. 8°.) Jahrg. 1865, Bd. II, S. 631.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Befördederung.
- ↑ Hypatiuschronik (Wikipedia).