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BLKÖ:Szczepanowski, Stanislaus

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Szcitowsky, Johann
Band: 41 (1880), ab Seite: 213. (Quelle)
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Szczepanowski, Stanislaus (Guitarre-Virtuos, geb. zu Krakau im Jahre 1814). Von frühester Kindheit zeigte er entschiedenes Talent für die Musik; in Folge dessen erhielt er auch bald Unterricht auf der Violine und dem Violoncell. Schon in seinen jungen Jahren verlor er die Eltern durch den Tod; sich selbst überlassen, zog er außer Landes, um sich ganz der Musik zu widmen. Sein Ziel war das ferne Schottland, wo er zu Edinburg in dem Professor des Guitarrespiels Horecki den Meister fand, der ihn in die Behandlung seines Instrumentes einweihte, das bis dahin wohl im traulichen Gemach oder zu einem Ständchen im Garten Verwendung fand, aber noch nicht im Concertsaal sich geltend zu machen wagte. Ein Biograph des jungen Künstlers berichtet nun, daß derselbe während eines längeren Aufenthaltes in den Gebirgen des Nordens eine neue und originelle Methode auf der Guitarre zu spielen erfunden habe. Wie aber Szczepanowski geraden Weges nach Edinburg wanderte und worin seine neue Methode besieht, finden wir nirgends angedeutet. Die „Leipziger illustrirte Zeitung“, die ihn übereinstimmend mit anderen Quellen im Jahre 1814 geboren sein läßt, erzählt, daß er sein erstes Concert 1820 zu Edinburg, sein zweites [214] in demselben Jahre mit größtem Erfolge in London gegeben habe. Somit wäre er, ein wahres Wunderkind, im Alter von 6 Jahren als Guitarrespieler aufgetreten! Es ist erwiesen, daß er erst 1839, also volle 19 Jahre später, sein erstes Concert in Edinburg gab, nachdem er vorher noch in Paris bei dem berühmten Guitarre-Virtuosen Fernando Sor (geb. 1780, gest. 1839) Unterricht auf seinem Lieblingsinstrumente und in der Composition genommen hatte. Nach seinen glänzenden Erfolgen in Schottland und England ging er wieder nach Paris, wo es ihm gelang, im Salon Herz sich die Anerkennung und den Beifall von Künstlern, wie Chopin, Habenek, Kalkbrenner, Liszt u. A. zu erwerben, was ihm die Wege auf seiner Virtuosen-Laufbahn ebnete. So z. B. sang Rubini, von Szczepanowski’s Spiel begeistert, in dessen sämmtlichen Concerten, und der Meister auf der Guitarre wurde in der Seinestadt bald Mode. Dazu gesellte sich noch ein innigerer Verkehr mit Chopin und Mickiewicz, von denen Ersterer in Paris die ersten Lorbeeren vom Baume seines Ruhmes pflückte, Letzterer als Poet und Verbannter die Huldigungen der Pariser entgegennahm. Unser Virtuos machte nun zunächst einige Kunstreisen, auf welchen er mit seinem Instrumente neuen Ruhm erntete, dann begab er sich wieder nach England, wo es ihm gelang, sich vor der Königin Victoria hören zu lassen. Da waren dem Künstler die Hallen des hohen englischen Adels geöffnet, und in den Salons der Herzogin von Southerland gehörte einige Zeit sein herrliches Guitarrespiel zu den Genüssen des Abends. Um diese Zeit heiratete er eine Engländerin und ließ sich auf dem Inselreiche naturalisiren. Von Zeit zu Zeit aber unternahm er Kunstreisen nach fast allen Hauptstädten Europa’s. Im Jahre 1843 spielte er in Berlin, wo ihm die polnische Jugend ein Festbanket gab. In Posen veranstaltete er nacheinander fünfzehn Concerte, ebenso in seiner Vaterstadt Krakau. In Dresden gelang es ihm, den berühmten Karl Lipinski[WS 1] [Bd. XV, S. 217], der daselbst als erster Concertmeister des sächsischen Hofes lebte, derart zu entzücken, daß derselbe stundenlang dem Spiele auf der Guitarre lauschte. Auch nach Spanien unternahm er eine Kunstreise, und seine Concerte im Theater del Opera und im Saale des Liceo bildeten die Ereignisse des Tages. Im Jahre 1851 spielte er in Karlsbad vor dem Großherzog von Weimar, 1852 auf seiner Reise nach Warschau und St. Petersburg auch in Leipzig, wo namentlich der alte Moscheles [Bd. XIX, Seite 116] die Meisterschaft Szczepanowski’s anerkannte. In der nächsten Zeit feierte er Triumphe in Wilna, Kiew, Bukarest, Ibraila, Warna, Constantinopel, Smyrna, Alexandria, Kairo u. s. w. Die Königin Victoria verlieh ihm den Titel eines kön. Hof-Guitarrespielers. Unser Künstler ist auch Compositeur und hat mehreres für das Instrument, das er mit solcher Virtuosität behandelt, geschrieben. Ein Verzeichniß seiner Compositionen, die bei den verschiedensten Musikverlegern in England, Frankreich, Spanien, Polen u. s. w. erschienen sind, läßt sich kaum zusammenstellen. Die bedeutendsten sind: eine Phantasie auf ein englisches Lied; – „La Jota arragonesa“ mit Variationen; – Introduction und Variationen auf ein Originalthema von Sor, blos für die linke Hand; – „Difficultés de la guitare“; – „Souvenir de Varsovie“ [215] bestehend aus einem Andante, einem Mazur, verbunden mit Phantasiewalzer; – ein militärisches Potpourri; – ein komisches Duo über den Carneval de Paris; – verschiedene Mazurs; – Variationen über polnische Lieder, von diesen letzteren mehrere bei Cocks in London verlegt u. a. m. Aber nicht blos die Guitarre spielt Szczepanowski mit Virtuosität, er ist auch Meister auf dem Violoncell, auf welchem er in seinen Concerten zuweilen Productionen gibt.

Sowiński (Albert), Les musiciens polonais et slaves anciens et modernes. Dictionnaire biographique de compositeurs, chanteurs etc. etc. (Paris 1857, Adrien Le Clere et Comp., gr. 8°.) p. 532. – Encyklopedija powszechna, d. i. Polnisches Conversations-Lexikon (Warschau 1865, Orgelbrand, gr. 8°.) Bd. XXIV, S. 575. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.). V. Supplementband, S. 1177. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, kl. Fol.) XVIII, Bd. (1852), S. 348.
Porträt. Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen in der oben angeführten „Illustrirten Zeitung“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Gregor Lipinski.