Zum Inhalt springen

BLKÖ:Szentiványi, Karl

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Szent-Illonay, Joseph
Band: 42 (1880), ab Seite: 82. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Károly Szentiványi in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Szentiványi, Karl|42|82|}}

Szentiványi, Karl (Präsident des ungarischen Abgeordnetenhauses im Jahre 1866, geb. zu Besztercze-Bánya in Ober-Ungarn im Jahre 1802, gest. in Pesth 28. Jänner 1877). Der Sproß einer alten weitverzweigten ungarischen Adelsfamilie. Nachdem er den ersten Unterricht im Elternhause genossen hatte, besuchte er das Gymnasium, von welchem er mit dem Zeugniß der Reife auf die Rechtsakademie zu Sárospatak kam, an der zu jener Zeit der berühmte ungarische Jurist Kövy lehrte. Nach beendeten rechtswissenschaftlichen Studien kehrte er zu seiner Familie zurück, welche mittlerweile den im Sajóthale gelegenen Ort Sajó-Gömör an sich gebracht hatte. Bald trat der junge Rechtsgelehrte ins öffentliche Leben, 22 Jahre alt, wurde er 1824 zum Notar des Obergespans der Gömörer Gespanschaft Franz Grafen Zichy ernannt; stufenweise in verhältnißmäßig kurzer Zeit vorrückend, erhielt er bereits 1836 das Oberstuhlrichteramt in dem meist von Adeligen bewohnten Putnoker Bezirke. In dieser Stellung erwarb er sich bald das Vertrauen seiner Mitbürger in dem Maße, daß ihn dieselben in Die Landtage von 1839 und 1847 als Deputirten wählten. 1848 wurde er Obergespan des Gömörer Comitates, und als 1849 die Ereignisse in Ungarn zur Katastrophe sich zuspitzten, war er als Regierungscommissär in Siebenbürgen thätig. Die nachfolgende Periode der Reaction traf auch ihn gewaltig, aber ohne den Muth zu verlieren, zog er sich aus dem öffentlichen Wirken zurück, fortan als Privatmann in Pesth lebend. Erst mit dem Umschwung der politischen Verhältnisse im Jahre 1861 kehrte er ins öffentliche Leben zurück. Als einstimmig gewählter Deputirter des Bezirkes Jólsva sprach und stimmte er auf dem denkwürdigen Landtage g. J. in der 27. am 23. Mai gehaltenen Sitzung des Abgeordnetenhauses in einer kurzen, aber kräftigen Rede für die Adresse. Sein Wahlbezirk entsendete ihn auch in den Landtag des Jahres 1866. Szentiványi, ein beharrlicher Kämpfer der liberalen Partei, war ein Freund und treuer Anhänger Deák’s, mit dem er an allen parlamentarischen [83] Kämpfen theilnahm, welche endlich zum Siege der liberalen Opposition führten und in den 48er Gesetzen ihren Ausdruck fanden. Mit gleichem Muthe kämpfte er ebenso nach oben wie nach unten; unbekümmert, ob er seine Popularität einbüße, erhob er in den Comitatsversammlungen des Jahres 1843 seine Stimme für die Besteuerung des Adels. Als dann nach beendeten Wahlen die aufgestachelte Menge nichtsdestoweniger ihren Deputirten die Losung mitgab: nem adózunk (wir zahlen keine Steuer, zahle sie das arme Volk), war er der Erste, welcher sein Mandat niederlegte. In Folge dieser Vergangenheit wählte ihn denn auch die zur Majorität gelangte Partei Deak’s des 1866er Landtages zum Präsidenten des Hauses. So gehörte Szentiványi stets zu den Kämpfern für Volksrecht und Gesetzlichkeit; hatte sich auch die Zahl derselben im Laufe der Jahre nicht unerheblich gelichtet, er blieb seiner Richtung treu, und einer seiner Biographen charakterisirt ihn mit den wenigen aber bezeichnenden Worten: „Szentiványi ist eine jener consequenten Naturen, denen man, selbst wenn man ihnen alles bestritte, eines lassen muß, nämlich das Zugeständniß eines „ganzen Charakters““. Ueber die Art und Weise, wie er sein Präsidium führte, geben ein Pesther Correspondent in der „Neuen Freien Presse“ und auch Aranyos Kákay ein ziemlich ergötzliches Bild.

Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, kl. Fol.) 17. März 1866, Nr. 1185, S. 179. – Neue Freie Presse 1866, Nr. 568 im Feuilleton: „Ungarische Landtagsglossen“. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1861, Nr. 163: „Correspondenz von der ungarischen Grenze ddo. 14. Juni“. – Der ungarische Reichstag 1861 (Pesth 1861, Osterlamm, 8°.) Bd. I, S. 333. – Kákay Aranyos, Licht- und Schattenbilder zur Charakteristik des ungarischen Landtages (Pesth 1867, Wilhelm Lauffer, gr. 8°.) S. 29. – Vasárnapi ujság, d. i. Sonntagsblatt (Pesther illustrirtes Blatt, 4°.) 3. December 1865, Nr. 49.
Porträt. 1) Holzschnitt nach Zeichnung von A. N(eumann) in der „Illustrirten Zeitung“ 17. März 1866, S. 177. – 2) Unterschrift: „Szentiványi Károly“ (Simonyi fényképe után). Schöner kräftiger und sehr ähnlicher Holzschnitt von Ruß.