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BLKÖ:Täuber, Isidor

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 43 (1881), ab Seite: 14. (Quelle)
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Täuber, Isidor (Schriftsteller, geb. zu Barzdorf in Oesterreichisch-Schlesien am 31. Jänner 1803, gest. zu Neunkirchen am 28. Februar 1864). Sein Vater, ein unbemittelter Schullehrer, opferte einen Theil seines geringen Einkommens, um den talentvollen Sohn das unter den Piaristen stehende Gymnasium zu Weißwasser beenden zu lassen. Daselbst in der Liebe zur classischen Literatur herangebildet, bezog Täuber 1831 die Universität in Wien, um Philosophie zu studiren. Ohne Geld und sonstige Unterstützung, ohne Rathgeber und Freund, war er nur das erste Jahr der philosophischen Studien zurückzulegen im Stande. Um sich zu erhalten, ergriff er den Beruf eines Privatlehrers. Obwohl er sich auf diese Weise nur kümmerlich fortbrachte, indem er für eine Unterrichtsstunde täglich nicht mehr als zwei Gulden im Monat bezahlt erhielt, so verlor er doch nicht den Drang nach höherer Bildung. Im Gegentheile erwarb er in diesem schweren Kampfe ums Dasein einen großen Reichthum an historischen und philologischen Kenntnissen. Er verlegte sich auf moderne Sprachen und Literaturen, insbesondere auf das Studium des Französischen, Italienischen, Englischen und Spanischen. Mit schriftstellerischen Arbeiten trat er zuerst im Jahre 1828 in der „Wiener Zeitschrift“ auf, und seit 1832 schrieb er auch für die von Ebersberg redigirten „Feierstunden“. Seit 1833 aber gab er eine Reihe von Bildungsschriften heraus, welche ihn zu einem schätzenswerthen Jugend- und Volksschriftsteller jener Zeit gemacht haben. Nachdem er sich inzwischen verehelicht hatte, trat er, eine gesichertere Lebensstellung erstrebend, im Anfange des Jahres 1839 als unbeeideter und unbesoldeter Amanuensis in die Dienste der Wiener Universitätsbibliothek ein. Schon im folgenden Jahre zum zweiten Scriptor mit Gehalt ernannt, rückte er 1842 zum ersten Scriptor und zehn Jahre später (1852) zum zweiten Custos vor. Während er den Pflichten seines Amtes mit großem Eifer nachkam und sich besonders an der Katalogisirung der Bibliothek, die damals organisirt wurde, unermüdlich betheiligte, verwendete er seine freie Zeit zu zahlreichen schriftstellerischen Arbeiten, deren Titel weiter unten folgen. Seine rastlose Thätigkeit in und außer dem Amte, vielleicht auch die Folgen von Kummer und Sorgen, die ihn früher gedrückt hatten, zogen ihm 1858 eine Gehirnlähmung zu, von welcher er nicht mehr genesen sollte. Im nächsten Jahre wurde er mit einem jährlichen Ruhegehalte von 350 fl. (!) pensionirt. Seine literarische Thätigkeit aber blieb gelähmt. Von einem fünfjährigen Siechthume ward er im Alter von 61 Jahren durch den Tod erlöst. Durch den Druck hat Täuber folgende Werke veröffentlicht: „Geographische Vorschule“ (Wien 1833, 8°.); – „Vorbereitungen für das Leben“ (ebd. 1834); – „Die ersten Elemente der lateinischen Sprache“ (ebd. 1835, 8°.); – „Die Kunst, in allen Verhältnissen des Lebens froh und zufrieden sein“ (ebd. 1835); – „Die ersten Elemente der lateinischen Sprache“ (ebd. 1835, 8°.); – „Ferienübungen und Privatbeschäftigungen für Studierende. Wörtlich nach den Classikern ...“, 4 Theile (ebd. 1835); – „Geist der französischen Classiker des 17. und 18. Jahrhunderts“, zwei Bände (ebd. 1836, [15] gr. 12°.); – „De adjectione exemplorum cum tractatu de Chria Aphthoniana“ (Viennae 1838); – „Erzählungen, Skizzen und Anekdoten aus der Geschichte der Erde und ihrer Bewohner...“, zwei Bände (Wien 1838, 12°.); – „Der neue Lafoss. Vollständige Anleitung, die französische Sprache auf eine leichte Art und ohne Hilfe eines Lehrers zu erlernen“ (ebd., 2. Aufl. 1838; 3. Aufl. 1842, 5. Aufl. Brünn 1868, 8°.); – „De enuntiationibus ac periodis latinis et germanicis“ (Viennae 1839, 8°.); – „Das Buch vom Tabak“ (Wien 1840, 12°.); erschien unter dem Pseudonym J. Columbus; – „Ueber den Gebrauch der Participien und der Participialconstruction in der lateinischen Sprache“ (ebd. 1840, 8°.); – „Uebungen über die Regierung der französischen Zeitwörter“ (ebd. 1843, 8°.); – „Uebungen über die unregelmässigen Zeitwörter in der französischen Sprache“ (ebd. 1843, 8°.); – „Entwurf einer Geschichte der zeichnenden Künste im Erzherzogthume Oesterreich“ (ebd. 1844); – „Der leichtverständliche Italiener“ (ebd. 1844; 2 Aufl. 1866); – „Fünfzehn Jahre aus dem Leben eines Wiener Privatlehrers“ (ebd. 1846, 8°.); – „Erstes französisches Lesebuch“ (ebd. 1846, 8°.; neue Aufl. 1866); – „Passe-temps agréable“ (ebd. 1846, 12°.); – „Studiosus jovialis“ (Viennae 1846, 8°.); – „Das Quälen der Thiere, dessen Folgen und Strafen. Sammlung von Erzählungen für Jung und Alt“ (Wien 1849); – „Die Gesetze als Grundlage der Wohlfahrt der Völker” (ebd. 1855, 8°.); – „Skizzen aus der Natur- und Menschenkunde. Leseblätter und Bildungsstoff für Geist und Herz, der Jugend geweiht“ (ebd. 1857); – „Verfälschungen der Nahrungsstoffe und Arzneimittel“ (Wien 1857, 12°.). Es weht einen fast wie Ironie an, wenn man liest, wie dieser Mann über die Kunst schrieb, in allen Verhältnissen des Lebens froh und zufrieden zu sein; denn wenn Einer, bedurfte er dieser Kunst, der, in seinen vorgerückten Jahren in Folge von Anstrengungen unheilbarem Siechthume verfallen, nun von einem Gehalte von etwa 1200 fl. plötzlich auf 350 fl. sich herabgesetzt sah! Seine „Fünfzehn Jahre aus dem Leben eines Wiener Privatlehrers“ sind ein treues Spiegelbild der Zeit, in welcher er lebte. Wie Kehrein von Isidor Täuber, der ja doch erst 1858 erkrankte und bis dahin bei der Wiener Universitätsbibliothek bedienstet war, schreiben konnte, daß derselbe seit 1848 verschollen sei, läßt sich schwer begreifen, wie denn auch seine bibliographische Uebersicht der Schriften Täuber’s sehr lückenhaft ist. Ich kannte den Verstorbenen persönlich, eine echte Pädagogennatur, von schwächlicher Körperconstitution, war er durch langjährige Prüfungen – er bezog erst im Alter von 40 Jahren ein fixes Gehalt – geistig gestählt; bei einem besseren Loose, welches er gewiß verdiente, wäre dieser treffliche Pädagog des Polizeistaates ein bedeutender Jugendschriftsteller geworden.

Feierstunden. Herausgegeben von Ebersberg (Wien 8°.) 1835, S. 465. – Kehrein (Joseph), Biographisch-literarisches Lexikon der katholischen deutschen Dichter, Volks-und Jugendschriftsteller im 19. Jahrhunderte (Zürich, Stuttgart und Würzburg 1871, Leo Wörl, gr. 8°.), Bd. II, S. 201.