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BLKÖ:Tóth, Caspar

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tóth, Fabian
Band: 46 (1882), ab Seite: 247. (Quelle)
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4. Caspar Tóth ist ein Pesther Schneidermeister, den zwei Handlungen, werth, nicht vergessen zu werden, kennzeichnen. Es war im Frühjahre 1844, als der damals noch unbekannte Petöfi [Bd. XXII, S. 84] mittellos nach Pesth kam und daselbst in den dürftigsten Verhältnissen lebte, in Wahrheit gesagt, hungerte. Vörösmarty nahm sich des armen Poeten an.. Nach verschiedenen Versuchen, für die Gedichte desselben einen Verleger zu gewinnen, fiel er nämlich auf den Gedanken, sich zu diesem Zwecke an den „Nemzeti kör“, d. i. Der Nationalverein, zu wenden. Es hatte zu jener Zeit die Pesther Intelligenz einen eigenen Sammelplatz, wo Literaten, Gelehrte, Advocaten, Aerzte, gebildete Bürger und anständige Gewerbsleute sich zusammenfanden. Nicht reich genug an Gütern oder Einfluß, um das von dem hohen Adel Ungarns gegründete Nationalcasino besuchen zu dürfen, zu wenig Proletarier, um in gemeinen Kaffeeschenken zu dampfen, hatten sie sich einen Erholungsort geschaffen, und dies war eben der „Nemzeti kör“. Nachdem Vörösmarty, um seiner Sache sicher zu sein, sich zuvor mit einigen literarischen Freunden berathen und ihre Zustimmung eingeholt hatte, ging er ans Werk. Aber wie erschrak er, als, nachdem er im „Nemzeti kör“ seinen Antrag vorgebracht, alle Anwesenden ihm entgegenriefen: „Sind wir denn Dichterammen? Soll der „Nemzeti kör“ Bewahranstalt für irrende Musenkinder sein? Jeder sorge für sich! Uns hat auch Niemand geholfen“. Und über diese unerwartete Niederläge ziemlich beschämt, war er schon daran, sich zurückzuziehen, als mit einem Male ein schlichter Schneidermeister hervortrat und laut sich vernehmen ließ: „Ein Dichter, den der Vörösmarty empfiehlt, muß gewiß ein Prachtjunge sein, und ich erbiete mich, allein die Druckkosten zu bestreiten“. Einstweilen erlegte er für Petöfi dreißig Gulden. Dieser Schneider hieß Caspar Tóth, und Tóth war Petöfi’s erster und einziger Mäcen. Und noch einmal machte er von sich reden. Es war im Frühlinge des Sturmjahres 1848, als er Mitglied des im Pesther Comitatshause tagenden Centralcomités war. In der Sitzung vom 13. April wurde die Gründung einer Volkszeitung, welche die unteren Volksclassen über den Gang und Stand der politischen Ereignisse im Laufenden erhalten sollte, in Anregung gebracht. Da sprach der Schneidermeister Caspar Tóth das entscheidende Wort: „daß er unter Pesths hochherzigen Bewohnern bereits 3400 Unterschriften für das Unternehmen gewonnen habe“. Wir wissen nichts mehr von Tóth – es müßte denn der gutherzige Schneider, der im Frühjahr 1844 dem Dichter Petöfi gratis das Quartier gab, auch unser Tóth sein – aber das Erzählte genügt, ihm in der Geschichte der Literatur und Publicistik Ungarns eine bleibende Erinnerung zu sichern. –