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BLKÖ:Tarnóczy, Kasimir

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 43 (1881), ab Seite: 81. (Quelle)
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4. Kasimir (geb. 2. März 1804), ein Sohn des Neutraer Tafelrichters Karl aus dessen Ehe mit Rosalie Detrich. Als Obergespan des Barser Comitates saß er in der Magnatentafel des denkwürdigen 1861er Landtages, des ersten, der nach der Katastrophe von 1848 einberufen wurde. In der Sitzung des Oberhauses vom 18. Juni 1861 sprach auch er, und zwar acceptirte er die Adresse in ihrer ganzen Ausdehnung, er gelangte aber auf so eigenthümlichen Wegen zu diesem Resultate, daß der damalige Berichterstatter der ungarischen Landtagsverhandlungen anläßlich der Rede desselben schreibt: „Kasimir Tarnóczy leitet die Donau, Theiß, Drau und Save in die Wien, bevölkert sie mit dem schon oft durchs Unterhaus geschwommenen Walfisch und fischt ihn in der volksthümlichen Paprikasuppe auf. Tarnóczy läugnet die Existenz einer österreichischen Sprache!“ (Nun, und das Lerchenfelderische?) Das schönste Argument bringt er aber doch in Folgendem vor: „Wenn wir unter den Nationen Europas Umschau halten, so müssen wir gestehen, daß wir keine einzige finden, die so wenig Anziehungskraft besitzt, wie das österreichische Volk (!!!). Es ist unzweifelhaft, daß sehr viele Oesterreicher unter uns binnen kurzer Zeit tüchtige Ungarn geworden, unzählige (???) ihre Namen magyarisirten (!), und man kann sagen, alle ihre Kinder ungarisch erziehen ließen – während ich die hohen Stände frage, ob sie einen Ungarn, einen Rumänen, einen Serben [82] oder einen Slovaken kennen, der seinen Namen germanisirt hätte; ob sie einen geborenen Ungarn kennen, der, wenn er auch Jahre lang in Oesterreich wohnte oder sich dort auch niederließ, sich nicht als Ungar, sondern als Oesterreicher bekannt hätte (!)“ Das alles hätte doch eben Herr von Tarnóczy nicht sagen sollen, da ja ein Zweig seiner eigenen Familie sich in Tirol niedergelassen und wohl kaum noch eine Fühlung mit seinem Stammlande behalten hat. Erzbischof Tarnóczy fühlte sich als Tiroler und nie als Ungar, von dessen Sprache er keine Silbe verstand. Wenn die Ungarn und ihre Nebenvölker in Wien und anderswo in der Monarchie ihre Nationalnamen beibehalten, so geschieht es, weil der humane Oesterreicher Keinem in dieser Hinsicht auch nur den geringsten Zwang auferlegt und es ihm gleichgiltig ist, ob der „Magyar ember“ als solcher oder als „verfluchter Schwob“ ins Jenseits wandert. Weder Wien noch irgend eine deutsche Stadt hat Nationalitätenhetzen aufzuweisen. wie solche widrige Schauspiele in Pesth, Prag und Agram vorgekommen. Solche faule Argumente hätte Herr von Tarnóczy denn doch für sich behalten sollen. Dies –denn Stoff zur Widerlegung findet sich bogenweise – nur nebenbei. Kasimir Tarnóczy vermälte sich mit Amalie geborenen Majthényi und hat aus dieser Ehe drei Söhne Gustav [siehe Nr. 2], Béla und Kasimir und fünf Töchter, von denen die eine, Malvina, mit Stephan Grafen Niczky, eine zweite, Etelka, mit Béla Grafen Batthyány vermält ist. [Der ungarische Reichstag 1861 (Pesth 1861, Karl Osterlamm, 8°.) Bd. III, S. 23. – Nagy (Iván), Magyarország családai czimerekkel és nemzékrendi táblákkal, d. i. Die ungarischen Familien mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1860, Moriz Ráth, 8°.) Bd. XI, S. 60.] –