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BLKÖ:Tarnowski, Julius

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 43 (1881), ab Seite: 93. (Quelle)
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10. Julius (geb. in Dzikow 26. December 1840, gefallen bei Komarow am 20. Juni 1863). ein Bruder des Stanislaus [S. 94, Nr. 11]. Frühzeitig, noch nicht zehn Jahre alt, verlor er seinen Vater. Die Schulen besuchte er in Krakau, die Universität in Wien, und dann begab er sich nach Hohenheim, wo er durch zwei Jahre landwirthschaftlichen Studien oblag. Als die letzte polnische Erhebung im Jahre 1863 ausbrach, betheiligte auch er sich an derselben, und zwar in der von Lelewel befehligten Abtheilung. Bei Komarow standen die Russen in den landwirthschaftlichen Gebäuden in fester und gedeckter Stellung, und es blieb nichts übrig, als sie mit den Bajonneten daraus zu vertreiben. Mit etwa dreißig Gefährten, die sich unter sein Commando stellten, schritt Tarnowski zum Angriff. Aber einen großen Theil seiner Begleiter verlor er noch auf dem Marsche, theils durch die Kugeln der im Hinterhalte lauernden Russen, theils durch Unfälle auf dem mit allerlei Hindernissen verlegten Wege. Als er den von den Russen besetzten Gebäuden ganz nahe war, zählte er noch sieben Mann an seiner Seite, nichtsdestoweniger schickten sich die Russen zur Flucht an, nur der Officier, der sie befehligte, behielt seine Geistesgegenwart. Als die Angreifer ihm nahe genug schienen, hob er seinen Revolver, zielte und schoß. Julius Tarnowski sank der Erste, von einer Kugel in den Kopf getroffen. Jetzt erst gewahrten die Russen, wie klein die ihnen gegenüberstehende Abtheilung, und zum Angriffe umkehrend, begannen sie zu schießen. Von den sieben Begleitern Tarnowski’s fielen fünf, zwei entkamen zur Truppe Lelewel’s. Lucian Siemieński in seinem unten benannten Werke gibt uns eine reizende Charakterstudie seines früh im Kampfe für die Heimat gefallenen Freundes. Der eigentliche Reiz dieser Studie, welche begreiflicherweise der für eine Biographie erforderlichen Thatsachen entbehrt, liegt vornehmlich in der begeisterten Schilderung eines in der Entwicklung begriffenen Jünglingslebens. [Siemieński (Lucian), 1831–1863. Dwaj Juliusze, kartki z ostatnich, dni ich żywota zebrał, d. i. Die beiden Julius, Blätter, gesammelt aus den letzten Tagen ihres Lebens (Krakau 1869. W. Taworski, 8°.). [Der eine dieser beiden Julius ist Julius Malachowski (geb. 1804, gest. 1831), der andere der in Rede stehende Tarnowski, beide gefallen im Kampfe für Polen.] – Pamiątka dla Rodzin polskich. Krótkie wiadomości biograficzne o straconych na rusztowaniach, rozstrzelanych, poległych na placu boju i t. d. Zebrał i ułożył Zygmund Kołumna, z wstępem napisanim przez B. Bolesławitę. Dodatek, d. i. Andenken für polnische Familien. Kurze biographische Nachrichten der in dem Aufstande [94] Verschollenen, auf dem Kampfplatze Erschossenen oder Gebliebenen. Gesammelt und zusammengestellt von Sigmund Kołumna u. s. w. Anhang (Krakau 1868, Kirchmayer, 8°.) S. 69. – Porträt. Ein solches befindet sich bei Lucian Siemieński’s obengenannter Schrift.] –