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BLKÖ:Taubinger, Leopold

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 43 (1881), ab Seite: 130. (Quelle)
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Taubinger, Leopold (Zeichner, geb. zu Stockerau nächst Wien 1820). Seine Eltern, die in Stockerau ein kleines Krämergeschäft betrieben, ließen ihn den Unterricht in der Ortsschule genießen. Mit dem fünfzehnten Jahre kam er nach Wien, wo er die damalige Realschule bei [131] St. Anna, und da er sich zum Lehrer heranbilden wollte, auch den Präparandencurs und die Pädagogik besuchte. Nun übersiedelten die Eltern nach Wien und begannen daselbst ein kleines Geschäft, womit es ihnen jedoch trotz aller Bemühungen nicht glücken wollte, so daß die Familie recht schwere Zeiten durchzumachen hatte und die ganze Last des Erwerbens auf dem Sohne lag. Unter diesen Verhältnissen sah es derselbe für einen besonderen Glücksfall an, als er in der seinerzeit bestandenen Lehr- und Erziehungsanstalt des Ignaz Kron eine dauernde Beschäftigung fand, die es ihm ermöglichte, den verarmten Eltern wenigstens einigermaßen die seiner Ausbildung gebrachten Opfer zu vergelten. Ueber die drückende Sorge um das tägliche Brod siegte seine Neigung zur Kunst, so daß er noch immer freie Zeit zum Besuche der k. k. Akademie der bildenden Künste und zur Fortbildung in allen mit seinem Berufe in Verbindung stehenden Fächern gewann. Im Jahre 1845 schlug er nun die Richtung als Zeichenlehrer ganz entschieden ein, und zwar zunächst an der Realschule bei den Piaristen in der Josephstadt, wo er durch drei Jahre mit Erfolg als Assistent wirkte. Nach seiner Verehelichung 1847 aber eröffnete er auf der Landstraße eine Privatzeichenschule, die bald eines sehr guten Rufes sich erfreute. Auch machte er um diese Zeit Entwürfe für kunstgewerbliche Ausführung. Die Schule stand in voller Blüthe, der Besuch begann sich zu mehren, da brach das Jahr 1848 herein, und mit einem Schlage gestalteten sich die Verhältnisse so trübe, daß ihm nichts übrig blieb, als die Anstalt zu schließen. Mit dem Eintritt friedlicherer Zeiten gab er dem allgemeinen Drängen, dieselbe wieder zu eröffnen, nach, übernahm aber zugleich die Stelle eines Assistenten im Freihandzeichnen an der Oberrealschule des k. k. polytechnischen Institutes. Als mit den damals ins Leben tretenden Reformen im Unterrichtswesen auch die neuen Oberrealschulen entstanden, wurde er 1852 Assistent und Supplent an der k. k. Oberrealschule auf der Landstraße. Bald darauf bewarb er sich um die Stelle eines Zeichenlehrers an der neu errichteten Communal-Realschule in Gumpendorf, von welcher er aber schon nach einem Jahre mit seinem Director Dr. Valentin Teirich als Zeichenlehrer an die Communal-Oberrealschule auf der Wieden übersiedelte. 27 Jahre wirkt nun Taubinger an derselben. Von der Commune Wiens wurde ihm in jüngster Zeit (Sitzung am 4. Februar 1881) in Anerkennung seiner langjährigen verdienstlichen Lehrthätigkeit das Bürgerrecht verliehen. In seiner Stellung beseelt vom Drange zu schaffen und der Schule zu nützen, vollendete er eine Reihe von Vorlagen für den Zeichenunterricht. Es gab wohl deren aus früherer Zeit, aber sie waren theils veraltet, theils vergriffen. Er kam also nur einem längstgefühlten Bedürfnisse nach, als er die Zeichenschulen herausgab, welche unter folgenden Titeln sämmtlich im Kunstverlag Paterno’s und Comp. in Wien erschienen sind: „Figuren-Schule. Sammlung von hundert Blättern in stufenweiser Steigerung nun den ersten Elementen bis zu den akademischen Acten“ (Halb-Folio 1856 u. f.); – „Figuren“, 24 Hefte a 6 Blättern (1860, 8°.); – „Ornamente“, 12 Hefte à 6 Blättern (1862, 8°.); – „Säulenordnung“, 2 Hefte à 6 Blättern (1862, 8°.); – „Blumen“. 18 Hefte á 6 Blättern (1862, 8°.); – „Elementar-Ornamente“, 12 Hefte à 6 Blättern (1864, 8°.); – „Studienköpfe. Sammlung nach alten Meistern [132] und nach der Natur“, 12 Blätter (Halb-Fol., 1869); – „Ornamentale Entwürfe“, 36 Blätter (Viertel-Fol., 1872); – „Ornamente der italienischen Renaissance“, bisher 12 Blätter (Halb-Fol., 1881) wird fortgesetzt. Die Preise der einzelnen Blätter sind im letztgenannten Werke und in der „Figuren-Schule“ je 80 Pfennige, von den „Ornamentalen Entwürfen“ je 40 Pfennige und jene der Hefte aller übrigen je 60 Pfennige. Diese ebenso in ihrer systematischen Durchführung, wie in der Ausführung musterhaften Zeichenschulen bewährten sich als so praktisch und für den Unterricht geeignet, daß ihre Verbreitung eine sehr große, und um den Ausdruck ihres Verlegers zu gebrauchen, so zu sagen „continentale“ wurde. Sie fanden bald in den Schulen Deutschlands, Italiens und Rußlands Eingang, und in neuester Zeit wurden sie nach Schweden und Norwegen, ja sogar nach Frankreich verlangt, was um so bemerkenswerther ist, als es gerade im letztgenannten Lande allem Fremden sehr schwer fällt, eingebürgert zu werden. Aus der Lehrmittelausstellung zu Erfurt im Jahre 1876 gingen sie mit der Bezeichnung „besonders empfohlen“ und mit Diplom hervor. Doch nicht blos auf diese mit seinem Berufe in unmittelbarem Zusammenhange stehende Thätigkeit beschränkte sich Taubinger, in seinen Mußestunden, namentlich in der Ferienzeit, widmete er sich der landschaftlichen Aufnahme und vollendete in dieser Richtung manches, was später in Privatbesitz gelangte, wovon wir sechs Landschaftstücke erwähnen, welche Karl Fink in Salzburg erwarb. Auch in kunstgewerblicher Richtung war Taubinger mehrfach thätig, nach seinem Entwurfe wurde von dem k. k. Hofjuwelier Maier eine gothische, mit Diamanten geschmückte silberne Monstranze ausgeführt, die später in den Besitz Seiner Majestät des Kaisers kam und welche dieser der Votivkirche zum Geschenk machte. Ist es die praktische Richtung im Unterrichte der Kunst, welche bei Taubinger besonders hervorgehoben werden muß, der in seinen Vorlagen ein ungemein geläutertes Formgefühl und einen feinen Geschmack in der Auswahl seiner Muster kund gibt, so darf auch nicht übergangen werden, daß in Folge seiner guten Methode und seines Vertrauen erweckenden Benehmens seine Schüler nach Tausenden zählen und er an dem in Oesterreich in den letzten Jahrzehnten erwachten Kunstleben als bildender Lehrer der Elemente der Kunst auch einen nicht unwesentlichen Antheil hat.