BLKÖ:Till, Johann, Sohn

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 45 (1882), ab Seite: 154. (Quelle)
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Till, Johann, Sohn (Historien- und Genremaler, geb. zu Wien im Jahre 1828). Wir haben es im Ganzen mit drei österreichischen Künstlern dieses Namens zu thun, und zwar mit Johann Till Vater und dessen Söhnen Johann und Leopold[WS 1]. Von Johann Till dem Vater sind uns nur zwei Arbeiten biblischen Inhalts: „Salomons Urtheil“, Eigenthum von Johann Siegel und „Gang nach Emaus“ (100 fl.), ersteres aus der Jahresausstellung bei St. Anna in Wien 1843, letzteres aus jener des Jahres 1848 bekannt. Johann Till Sohn widmete sich der Malerei zunächst unmittelbar unter der Leitung des Vaters, später an der Akademie der bildenden Künste in Wien unter Kupelwieser, dessen Einfluß wenigstens auf den früheren Bildern des Schülers sehr sichtbar ist. Wenn Herausgeber nicht irrt, beschickte Johann zuerst 1847 die Jahresausstellungen bei St. Anna mit mehreren in Oel gemalten Studienköpfen, aus deren tüchtiger Zeichnung wie aus einem zu gleicher Zeit ausgestellten „Heiligen Hieronymus“ die Traditionen der Akademie herauszulesen waren. Freier zeigte er sich schon auf der Ausstellung 1850 in zwei Oelbildern: „Flüchtende Bauernfamilie in den Octobertagen 1848“ (130 fl.) [warum gerade in diesen Tagen, flüchtet sie zu anderer Zeit anders?] und „Die Bibelleserin“ (120 fl.). Seit dem Jahre 1851 aber beschickte er die Monatsausstellungen des österreichischen Kunstvereins bis 1872 ziemlich fleißig und dann und wann auch jene des böhmischen Kunstvereins. Wir nennen von seinen Bildern aus den Monatsausstellungen des ersteren 1851: „Kaiserjäger nehmen am 10. August 1848 vor Mailand eine Haubitze den Piemontesen“ (185 fl.); – 1852: „Der einsame Trinker“ (120 fl.), wozu als Gegenstück aber erst 1859: „Der fröhliche Trinker“ erschien; – 1855: „Die Himmelspförtnerin“ (250 fl.); – 1858: „Ein Bettler“ (250 fl.); – „Der Versucher in der Wüste“ (250 fl.); – 1859: „Kaiser Rudolphs Ritt zu Grabe nach Speier“ (400 fl.); – „Auf dem Wege zur Schule“ (200 fl.); – 1860: „Des Grossvaters Liebling“ (200 fl.); – 1862: „Die Theilung des Räubers“ (180 fl.); – „Der Spielgenosse“ (100 fl.); –1863: „Im Keller“ (160 fl.); – 1868: „Der Taborite“ (800 fl.), nach [155] einem Gedichte von Joh. Nep. Vogl, erst verständlich, wenn man das Gedicht kennt; – 1872; „Porträt der Fürstin Odescalchi“. Auf den Prager Ausstellungen sah man von ihm 1863: „Der Wegelagerer“ (200 fl.), worin die Spuren des Malens nach dem Gliedermanne leider zu sichtbar waren; 1864: „Die Kreuzfahrer, angeführt von Gottfried Bouillon, erblicken Jerusalem“ und „Heimziehende Kreuzfahrer, im Kloster um Herberge bittend“ (jedes 4 Fuß 7 Zoll hoch, 7 Fuß 1 Zoll breit), ersteres jetzt in der modernen Abtheilung der kaiserlichen Belvedere-Galerie, letzteres in der Sammlung der k. k. Akademie der Künste, zwei treffliche Bilder, des Künstlers besondere Befähigung zur Behandlung romantischer Stoffe bekundend; und 1868: „Das Grab Walthers von der Vogelweide“, großes glänzend gemaltes Bild, nur daß in diesem Prachtstück für das große Publicum die Zeichnung nicht immer ganz correct ist. – Johann Till’s jüngerer Bruder Leopold (geb. in Wien 1829) trat 1844, fünfzehn Jahre alt, in die k. k. Akademie der bildenden Künste und beschickte zuerst die August-Ausstellung 1852 des österreichischen Kunstvereins mit seinem Geschichtsbilde: „Kaiser Rudolph von Habsburg in der Schlacht bei Murten in Lebensgefahr“ (600 fl.). Nun folgten bis 1872 seine Arbeiten, und zwar: 1854: „Die Hirten ziehen zur Krippe“ (250 fl.); – „Der Krieger und sein Söhnlein“ (100 fl.); – 1859: „Der Türkensturz bei Sebenstein 1529“ (800 fl.); 1860: „Der Raucher“ (150 fl.); – 1863: „Fischerkinder“ (200 fl.); – „Ländliche Wirthshausscene“ (250 fl.); – „Am Tage Allerseelen“ (100 fl.); – 1864: „Die kleinen Vogelfänger“ (100 fl.); – „Der Harfner“; – 1865: „Das Gebet“; – „Das Almosen“; – 1866: „Kinder beim Frühlingsspiel“ (400 fl.); – 1868: „Herzog Friedrich der Streitbare von Oesterreich wird von einem Kumanen in der Schlacht bei Wiener-Neustadt verwundet“ (150 fl.); – 1869: „Kinderlust“ (250 fl.); – „Weihnachtsfreude“ (100 fl.); – „Christus sagte zu Thomas: Lege deine Finger in meine Wunde u. s. w.“ (250 fl.); – „Wolfram von Eschenbach“ (300 fl.); – 1870: „Im Grünen“ (150 fl.); – „Ulrich von Lichtenstein’s Schwanenlied“ nach der Volkssage (200 fl.); – 1872: „Des Vaters Lehren“ (280 fl.). – Till hieß auch der Maler eines im Jahre 1862 in Prag ausgestellten sorgfältig und lebensvoll in Oel gemalten Thierstückes, auf welchem ein Mädchen Hühner und Küchlein und anderes Geflügel füttert. Ein Taufname war nicht beigefügt. Von welchem der Vorgenannten, oder ob es von einem anderen Künstler dieses Namens gemalt war, können wir nicht sagen.

Lehmann (Ernst). Bildende Kunst in der Gegenwart. Gedenkbuch an die Kunsthalle der Wiener Weltausstellung (Wien 1873, Alfred Hölder, 8°.) S. 108.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Leopold Till (Wikipedia).