BLKÖ:Trenk von Tonder, Moriz Flavius

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 47 (1883), ab Seite: 153. (Quelle)
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Trenk von Tonder, Moriz Flavius (k. k. Officier und Journalist, geb. zu Dresden 1746, gest. zu Frankfurt a. M. am 21. September 1810). Der in Rede Stehende, dessen Vater polnischer Gesandter am sächsischen Hofe zu Dresden war, ist ein naher Vetter des zu Paris guillotinirten k. k. Majors Friedrich von der Trenck [siehe diesen S. 138]. Die uns zu Gebote stehenden Quellen berichten, daß Moriz Flavius Trenk auf der theresianischen Ritterakademie in Wien erzogen worden sei. Das vor nicht langer Zeit erschienene „Album des kaiserl. königl. Theresianums (1746–1880)“ von Max Freiherrn von Gemmell-Flischbach (Wien 1880, M. Perles, gr. 8°.) führt unter den Zöglingen des Theresianums wohl einen Freiherrn Joseph auf, der es von 1776–1778 besuchte und 1835 als k. k. Feldmarschall-Lieutenant starb, sowie einen Hannibal von Trenck, der 1811–1817 im genannten Institute sich befand und dann als Lieutenant in der kaiserlichen Armee diente, aber einen Moriz Flavius erwähnt es nicht. Später kam Trenk von Tonder in das k. k. Ingenieurcorps und wurde in demselben zum Officier befördert. Als solcher erhielt er die kaiserliche Erlaubniß, nach Spanien zu reisen und sich an der Leitung der Befestigungsarbeiten von Cartagena zu betheiligen. Um das Jahr 1780 trat er aus den Diensten der kaiserlichen Armee und machte zunächst ausgedehnte Reisen; hierauf ließ er sich in Neuwied am Rhein nieder, wo er 1785 ein politisches Blatt unter dem Titel: „Neuwieder Todtengespräche“ herausgab, welches dann unter anderen Titeln, in wechselnden Formaten, an verschiedenen Orten, am längsten in Frankfurt am Main ununterbrochen erschien und sehr großen Absatz fand. Der Aufschwung, den dieses Blatt nahm, dem man nicht eben einen besonders geistvollen Inhalt nachrühmen, wohl aber einseitiges Raisonnement, beschrankte Ansichten und matten Witz zum Vorwurfe machen kann, läßt sich kaum erklären; es wäre denn aus dem Bedürfniß nach politischen Nachrichten in jenen Revolutionsjahren. Schon im zweiten Jahre seines Erscheinens betrug sein Absatz die beträchtliche Zahl von 3000 Exemplaren, bei der es aber nicht stehen blieb, da während des Revolutionskrieges der Absatz ein so ansehnlicher wurde, daß in einem einzigen Jahre die Einnahme 70.000 fl. betrug, und daß den Posten ein eigenes Wägelchen beigegeben werden mußte, um die sich täglich steigernden Bestellungen zu befriedigen. Dabei wurde das Blatt in Oesterreich zweimal nachgedruckt und ins Lateinische (für Ungarn) übersetzt. Ungeachtet, wie bemerkt, sein Inhalt viel zu wünschen übrig ließ, blieb sich die Theilnahme seiner Leser bis zu dem im Alter von 64 Jahren erfolgten Tode des Herausgebers immer gleich. Trenk’s Zeitgenossen schildern denselben als einen vielseitig gebildeten, originellen und im Ganzen höchst ehrenwerthen Mann.

[154] Jenaer Literatur-Zeitung, 1810, Intelligenzblatt, Nr. 77, S. 609. – Pahl (Joh. Gottf.). Nationalchronik der Deutschen (Gmünd 1801 u. f., 8°.) I. Jahrg. (1801), S. 341. – Schwarzkopf (Joachim). Ueber politische Zeitungen und Intelligenzblätter in Sachsen, Thüringen und Hessen (Gotha 1804, Ettinger, gr. 8°.) S. 25.