BLKÖ:Tyszkiewicz, Thaddäus

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tyszkiewicz, Michael
Band: 48 (1883), ab Seite: 200. (Quelle)
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15. Thaddäus (geb. in Samogitien im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts) ist ein Sohn des Grafen Stanislaus Tyszkiewicz. Von Jugend an dem Waffendienste sich widmend, focht er schon 1794 unter Kosciuszko als Adjutant des Generals Jasiński. Im Jahre 1807 Commandant der Ehrengarde Napoleons, wohnte er an dessen Seite der Schlacht bei Preußisch-Eylau (7. und 8. Februar g. J.) bei. In der Schlacht von Friesland erhielt er das polnische Kreuz virtuti militari. 1809 Oberst-Commandant eines polnischen Lancier-Regiments, stieg er 1812 zum General auf und erhielt das Commando der zweiten Cavallerie-Brigade unter dem Prinzen Poniatowski. Nach der Schlacht von Smolensk mit dem Orden der Ehrenlegion decorirt, wurde er bei Miedyn schwer verwundet, auf dem Schlachtfelde zurückgelassen, von den Russen aufgefunden und nach Astrachan gebracht, wo er bis zum Sturze Napoleons blieb. Nach dem Abschlusse des Friedens erfolgte seine Ernennung zum Senator-Castellan des Königreiches Polen. Im Jahre 1828 befand er sich unter jenen Mitgliedern des Senates, welche derselbe entsendete, um den Proceß [201] der in der Angelegenheit der patriotischen Gesellschaft compromittirten Bürger zu beleuchten. Die Revolution vom 29. November 1830 überraschte den Grafen auf seinen Gütern zu Swislocz in Lithauen. Die erste Zeit hindurch verhielt er sich abwartend und blieb, von den Russen scharf beobachtet, auf seinem Schlosse. Nach einigen Monaten aber trat er zur Insurrection über, und zwar dazu aufgefordert vom General Chlapowski, an den er sich dann anschloß. Nach dem Uebergange über den Niemen hielt er sich im Hauptquartiere Gielgud’s auf. Nun wurde er zum Präsidenten der provisorischen höchsten Regierung ernannt, als welcher er die Insurrection daselbst zu organisiren und sich Hilfstruppen zu verschaffen suchte. Aber er hatte mit zu großen Schwierigkeiten zu kämpfen, um diese Aufgabe in dem durch die Russen vom Hauptherde des Aufstandes abgeschnittenen Lande vollkommen lösen zu können. Die Schlacht von Wilna, welche die Polen verloren, verschlimmerte seine Lage. Er schloß sich dem flüchtigen Gielgud an und erreichte mit ihm nach einigen Wechselfällen die preußische Grenze, welche Beide überschritten. Er ging dann nach Paris. Seine weiteren Geschicke sind uns unbekannt. Er starb zu Paris 1852. [Straszewicz (Jos.). Die Polen und die Polinen der Revolution vom 29. November 1830 (Stuttgart 1832–1837, G. Schweizerbart, 8°.) S. 224. – Derselbe. Les Polonais et les Polonaises de la Révolution du 29 Nov. 1830 (Paris 1832, A. Pinard, Lex.-8°.). – Porträt. Unterschrift: Facsimile des Namenszuges. Lithographirt von de Villain (gr. 8°.).] –