BLKÖ:Uhl, Eduard
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
---|---|---|---|
korrigiert | |||
<<<Vorheriger
Uhl, Alois |
Nächster>>>
Uhl, Friedrich | ||
Band: 48 (1883), ab Seite: 237. (Quelle) | |||
[[| bei Wikisource]] | |||
Eduard Uhl in der Wikipedia | |||
Eduard Uhl in Wikidata | |||
GND-Eintrag: 117268011, SeeAlso | |||
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
| |||
|
Bach keine Ergänzungswahlen [238] in den Gemeinderath stattfanden, so hatte er keine Gelegenheit, den Kampf mit seinen Gegnern aufzunehmen, und wirkte daher außerhalb des Gemeinderathes, so weit dies bei den politischen Verhältnissen, die sich in einer von Servilismus, Reaction und Severinismus gewebten Zwangsjacke unsicher bewegten, nur immer möglich war, im Sinne der Wiederherstellung verfassungsmäßiger staatlicher Einrichtungen. Als aber in Folge des politischen Umschwunges nach dem unglücklichen Kriege 1859 dann im Jahre 1861 an Stelle der unfreien Zustände das öffentliche Leben neue, würdige, den Forderungen der Zeit entsprechende Formen annahm, blieb auch der Wiener Gemeinderath davon nicht unberührt, und es fanden Wahlen in denselben statt, welche aus freier Ueberlegung und im Hinblick auf das öffentliche Wohl aus dem Vertrauen der Bürger hervorgingen. Nun war auch für Uhl der Augenblick erschienen, der ihm die Gelegenheit bot, wieder in das öffentliche Leben einzutreten, und bei den Neuwahlen desselben Jahres wurde er von den Wählern des Bezirkes Josephstadt – seines Wohnsitzes – mit großer Majorität neuerdings in die Gemeindevertretung berufen, welcher er seit dieser Zeit ununterbrochen angehört. Mit den örtlichen Verhältnissen auf das vollkommenste vertraut, leistete er nun seiner Vaterstadt in einer der wichtigsten Perioden ihrer Entwickelung in fast geräuschloser, aber ersprießlicher Weise hervorragende Dienste. In genauer Kenntniß von den Bedürfnissen der Commune betheiligte er sich mit dem lebhaftesten Interesse an allen Reformen auf dem Gebiete der Gemeindeverwaltung, in welcher er sich durch seinen klaren Blick und sein verständiges Urtheil schon in den ersten Jahren seiner Thätigkeit einen beträchtlichen Einfluß erwarb. Seine praktischen Kenntnisse, sein ausdauerndes Schaffen und Wirken äußerten sich zunächst in den organisatorischen Arbeiten in Bezug auf die Geschäftsführung des Gemeinderathes und Magistrates und in den verschiedensten Zweigen der städtischen Verwaltung. Mit besonderem Eifer betheiligte er sich an den Arbeiten zur Versorgung Wiens, dessen Wassermangel[WS 1] jährlich fühlbarer wurde, mit gesundem Wasser aus der Hochquellenleitung, an jenen der Donauregulirung, sowie zur Verbesserung der Communicationen und erwies sich dabei als eine der schätzenswerthesten Kräfte der Wiener Gemeindevertretung. In politischen Fragen hielt er fest an seinen freisinnigen Grundsätzen und war stets der warme Verfechter eines starken, mächtigen und geeinigten Oesterreich unter Führung der Deutschen. Im Gemeinderathe zählte er zu den Gründern der Mittelpartei, welche sich die Aufgabe gestellt hatte, das große Programm der Neugestaltung Wiens mit Energie durchzuführen. Dabei genoß er aber wegen seines maßvollen, leidenschaftslosen Verhaltens die Achtung der übrigen Parteien im Gemeinderathe. Durch viele Jahre bekleidete er in demselben das Amt eines Schriftführers und wurde 1876 zum Bürgermeister-Stellvertreter gewählt. In dieser Eigenschaft erwarb er sich durch seine Urbanität und sein offenes Herz für die Noth sehr bald auch in den weitesten Kreisen der Wiener Bevölkerung die wärmsten Sympathien. Nach Newald’s Rücktritte anläßlich der Folgen des Ringtheaterbrandes in Wien 1881 wurde Uhl unter den schwierigsten Verhältnissen – am 9. Februar 1882 – fast einstimmig zum Bürgermeister gewählt und höheren Ortes in dieser Eigenschaft [239] bestätigt. In Würdigung seiner vieljährigen um die Großcommune Wien erworbenen Verdienste zeichnete ihn Seine Majestät der Kaiser am 17. April 1870 mit dem Ritterkreuze des Franz Joseph-Ordens, im Jahre 1879 mit dem Orden der eisernen Krone dritter Classe aus.
Uhl, Eduard (Bürgermeister der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien, geb. daselbst am 12. December 1813). Der Sohn eines wohlhabenden Arztes, wurde er nach Beendigung der humanistischen Studien von seinem Vater zum Eintritt in die Dienste des Wiener Magistrats bewogen. Nach des Vaters Tode aber zog er sich, seiner Neigung, auf dem Gebiete der Naturwissenschaft sein Wissen zu erweitern, folgend, ins Privatleben zurück, nebenbei nur an einzelnen industriellen Unternehmungen sich beteiligend. Als mit der Bewegung des Jahres 1848 ein Umschwung in den politischen Verhältnissen des Kaiserstaates eintrat, zählte auch er zu jenen Männern, welche an der freiheitlichen Umgestaltung Oesterreichs den lebhaftesten Antheil nahmen und in diesem Sinne im Kreise ihrer Mitbürger wirkten. Sein warmes Einstehen für die Rechte bürgerlicher Freiheit und Gleichheit erwarb ihm auch das Vertrauen weiterer Kreise, er wurde zunächst von der Nationalgarde des Bezirkes Josephstadt zum Hauptmann ernannt und ging dann aus den im September 1848 vorgenommenen Wahlen in den Wiener Gemeinderath als Gewählter hervor. Im harten Kampfe mit der nach den Octobertagen herrschenden Reaction, unter welcher Wohldienerei, Spionage, kurz alle niedrigen Eigenschaften der menschlichen Natur die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in der Residenz geradezu unerträglich machten, stand er treu auf der Seite der liberalen Partei, die in jenen bedenklichen Tagen nicht gerade leichtes Spiel hatte. Wegen dieser Haltung von den Reactionären und Clericalen, die zusammen Hand in Hand gingen, angefeindet, unterlag er seinen Gegnern, als auf Grund der neuen Gemeindeordnung vom 9. März 1850 Neuwahlen vorgenommen wurden. Da unter dem Ministerium- Herzliche Worte an den allgemein verehrten Hauptmann Herrn Eduard Uhl zu seiner Genesungsfeier dargebracht von der 6. Compagnie, IX. Bezirk (Wien 1848, Klopf und Eurich, 2 Bl., 8°.). – Die neuen Väter der Großcommune Wien, hervorgegangen aus der freien Wahl und dem Vertrauen ihrer Mitbürger im Jahre 1861. Von Moriz Bermann und Franz Evenbach (Wien 1861, Beck und Comp., 8°.) S. 58.
- Porträt. Holzschnitt. P. sc. Zeichnung von F. W.(eiß) in einem Wiener Blatte.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Wassermagel.