BLKÖ:Vering, Gerhard Ritter von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Vering, H. J.
Band: 50 (1884), ab Seite: 125. (Quelle)
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Vering, Gerhard Ritter von (k. k. Stabsfeldarzt, geb. zu Oesede im Osnabrück’schen am 28. Jänner 1755, gest. zu Wien am 8. November 1823). Mit seinem Vater, einem Landchirurgen im Osnabrück’schen, kam er in jungen Jahren nach Münster, wo er seine Studien eifrig trieb und sich 1771, kaum 17 Jahre alt, der Prüfung als Geburtshelfer mit Erfolg unterzog. 1775 begab er sich nach Wien und fand daselbst in dem damaligen Militärspital zu Gumpendorf Aufnahme als Practicant. Mittlerweile aber setzte er seine Studien fort und wurde nach deren Beendigung Unterarzt im Kaiser-Infanterie-Regimente, in welcher Stellung er solche Beweise seiner Kenntnisse und seiner Geschicklichkeit gab, daß er 1778 zum Bataillonschirurgen aufrückte. Im Jahre 1780 legte er zu Wien das Examen magistrale in der Chirurgie mit Auszeichnung ab und ward nach Vollendung des anatomischen und Operations-Curses zum Regimentsarzte ernannt. Kaiser Joseph, der sich damals auch mit Reformen im Militär-Sanitätswesen trug, schickte den jungen hoffnungsvollen Arzt mit noch einigen anderen auf eine wissenschaftliche Reise, und auf dieser besuchte Vering Deutschland, die Niederlande, England, Schottland, Frankreich und Italien, überall mit den bedeutendsten Männern seines Faches in Berührung kommend, mit einigen von ihnen auch in näheren Verkehr tretend, und kehrte nach dreijähriger Abwesenheit 1788 wieder nach Wien zurück. Das Tagebuch über diese Reise, reich an wissenschaftlichen Bemerkungen über das in seinem Fache Geschaute und Beobachtete, zugleich ein kleiner Schatz für die Arzeneigeschichte des achtzehnten Jahrhunderts, fand sich in seinem Nachlasse. Nach seiner Rückkehr erlangte Vering noch das Doctorat der Chirurgie, und bald darauf wurde er vom Kaiser zum dirigirenden Stabsarzt in Niederösterreich ernannt. Diese Stelle bekleidete er über 35 Jahre in ausgezeichneter Weise. Besonders in der Kriegsperiode 1797 bis 1809 bewahrte er sich als Oberleiter der großen Sanitätsanstalten und Spitäler und wirkte auf das ersprießlichste sowohl durch seine Umsicht und Gewissenhaftigkeit, als durch seinen echt humanen Geist. Bis in sein hohes Alter bewahrte er seine Thatkraft, erst gegen Ende seines Lebens, besonders seit 1821, nahmen seine Kräfte merklich ab, und eine düstere Melancholie, die in ihren letzten Fortschritten an Irrsinn grenzte, bemächtigte sich seiner und nöthigte ihn, im Jahre 1822 um seine Pensionirung anzusuchen, die man ihm auch in ehrenvollster Weise [126] gewährte. Vering’s schriftstellerische Thätigkeit beschränkt sich nur auf eine größere Monographie: „Ueber die eindringenden Brustwunden“ „Wien 1801, Volke, gr. 4°.), welche von Fachmännern als classisch bezeichnet wurde. An Auszeichnungen hatte es ihm auch nicht gefehlt, Kaiser Franz erhob ihn taxfrei in den Adel-, später in den Ritterstand, verlieh ihm das ungarische Indigenat und zuletzt das Ritterkreuz des Leopoldordens. Die medicinische Societät in Paris und die medicinische chirurgische Akademie in St. Petersburg nahmen ihn unter ihre Ehrenmitglieder auf. Bereits im Jahre 1800 aber kaufte der Kaiser Vering’s pathologische Knochensammlung, das Ergebniß jahrelangen rastlosen und sorgfältigen Sammeleifers, für das Museum der Josephs-Akademie, wo sie, seinen Namen tragend, den Sammlungen dieser Anstalt, welche die Bewunderung der Fachmänner erregen, einverleibt ist. – Des Vorigen Sohn Joseph (gest. 24 März 1862) widmete sich gleich dem Vater dem ärztlichen Fache und hat sich in Untersuchungen der Seelenstörungen und auf dem Gebiete der Ohrenheilkunde, wie der speciellen Pathologie durch mehrere Monographien in Fachkreisen einen Namen gemacht. Die Titel seiner Schriften sind: „Ueber die Heilung der Lustseuche durch Quecksilbereinreibungen“ (Wien 1821, Wallishausser, 8°.); – „Syphilida-Therapie“ (ebd. 1826, 8°.); – „Heilung der Scrophelkrankheit“ (ebd. 1829, Gerold, 8°.); auch französisch: „Manière de guérir la maladie scrofuleuse“ (Vienne 1832, Mechit. Congr., 8°.); – „Ueber die russischen Schwitzbäder, deren Gebrauch und Heilkräfte“ (2. Aufl. Wien 1836, Mechit. Congregation, 8°.), auch französisch: „Des étuves russes, de leurs vertus et de la manière d’en faire usage“ (Vienne 1830, Gerold, 8°.); – „Heilart der Gicht“ (Wien 1832, Mechit. Congr., Lex.-8°-); – „Eigenthümliche Heilkraft verschiedener Mineralwässer. Aus ärztlichen Erfahrungen dargestellt“ (Wien 1833, Wallishausser, 8°., 2. Aufl. ebd. 1836); – „Aphorismen über Ohrenkrankheiten. Bei Gelegenheit der Versammlung der Naturforscher zu Stuttgart im Jahre 1834“, mit einer Steindrucktafel (ebd. 1834, 8°.); „Der Arzt und Bildner der Jagend“ (ebd. 1843, Mechit. Congr., gr. 8°.).

(Schwaldopler). Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts. Mit besonderer Hinsicht auf die österreichischen Staaten (Wien 1808, Doll. 8°.) I. Bändchen: „Geschichte des Jahres 1801“ (2. verb. Aufl.) S. 228. – Hirtenfeld. Militär-Zeitung (Wien, 4°.) 1862, S. 326.
Porträt. Unterschrift: „Gerhard Ritter v. Vering, | Indigena von Ungarn, der Heilkunde Doctor, | kais. königl. österreichischer Rath und dirigirender Stabs- | Feldarzt, wirkliches Mitglied der k. k. medicinisch-chirurgi- | schen Josephs-Academie zu Wien und Ehrenmitglied der | Gesellschaft der Medicin zu Paris; Beysitzer der perma- | nenten k. k. Feldsanitätscommission etc. etc.“ Perger del., Pacholik sc. (4°.). Sehr selten.