BLKÖ:Vette, Johann Georg

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Vétsei
Band: 50 (1884), ab Seite: 229. (Quelle)
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Vette, Johann Georg (Arzt und Apotheker, geb. zu Hermannstadt um 1690, gest. daselbst um 1750). Sein Vater Georg (geb. 30. October 1645, gest. zu Hermannstadt am 11. Juni [230] 1704), der zu Thorn die Pharmacie erlernt hatte, prakticirte dann in derselben zu Fraustadt und zuletzt in der königlichen Apotheke zu Danzig. Von hier folgte er 1672 einem Rufe des Rathes von Hermannstadt in Siebenbürgen, wo er die Stadtapotheke übernahm und 32 Jahre dieses einträgliche Geschäft ausübte. Er galt zu seiner Zeit als ein sehr bedeutender Botaniker und war Mitglied der kaiserlich Leopoldinischen Akademie Naturae curiosorum. In der naturwissenschaftlichen Zeitschrift Ephemerides naturae curiosorum“ sind von ihm abgedruckt: „Observationes 170 de Draconibus Transylvaniae eorumque dentibus“; – „Observationes 171 de aquis ardentibus Transyilvaniae“ und „Observationes 239 de luxuriantibus quibusdam Transylvaniae plantis: Mastago puta fasciato; primula veris fasciata et Ranunculo fasciato“. – Sein oben genannter Sohn Johann Georg, welcher 1706/7 zu Jena, 1708 zu Wittenberg, dann zu Halle und schließlich zu Harderwik in Geldern Medicin studirte, erlangte auf letzterer Universität 1711 die medicinische Doctorwürde. In seine Heimat zurückgekehrt, übte er daselbst die ärztliche Praxis aus. Er wurde 1746 Stuhlrichter und später Rathsherr. Von seinen Schriften sind nur die zwei Dissertationen bekannt: „Dissertatio anatomica de cerebro“ (Viteb. 1709, 4°.) und „Dissertatio medica inauguralis de Catameniis“ (Harderovici 1711,4°.). Er hinterließ seinem Sohne Johann Andreas, welcher sich gleichfalls dem medicinischen Studium widmete, 1735 zu Leipzig die Doctorwürde erlangte und bei dieser Gelegenheit die Dissertation „De noxis ex cohibita suppuratione“ (Lipsiae, 4°.) herausgab, ein großes Vermögen und eine prächtige Büchersammlung. Aber der Sohn verfiel in der Folge in Melancholie und mit ihm erlosch die Vette’sche Familie in Siebenbürgen. Der Vater Johann Georg galt wohl als ein sehr gelehrter Mann und geschickter Arzt, war aber ungemein heftig und wenn er seinem Zorne die Zügel schießen ließ, sehr gemein. Die „Hermannstädter Zeitung“ (siehe unten die Quellen) gibt in ihrem „Bunterlei“ ganz drastische Proben dieser alle Grenzen überschreitenden Gemeinheit und Leidenschaftlichkeit.

Trausch (Joseph). Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literarische Denkblätter der Siebenbürger Deutschen (Kronstadt 1871, Joh. Gött und Sohn, gr. 8°.) Bd. III, S. 456 u. f. – Seivert (Johann). Nachrichten von siebenbürgischen Gelehrten und ihren Schriften (Preßburg 1785, Weber und Korabinsky, 8°.) S. 453. – Schuler von Libloy (Friedrich). Kurzer Ueberblick der Literaturgeschichte Siebenbürgens von der ältesten Zeit bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts. Sylvestergabe (Hermannstadt 1857, Georg von Closius, gr. 8°.) S. 75. – Archiv des Vereines für siebenbürgische Landeskunde (Hermannstadt, 8°.). Neue Folge, Bd. VI, S. 6–19: „Mittheilungen aus dem Hermannstädter Rathsprotokoll vom Jahre 1736 und 1737“. – Hermannstädter Zeitung, 1864, Nr. 100 im Feuilleton: „Bunterlei. 5. Die Halle’schen Arzeneien in Hermannstadt“.