BLKÖ:Vever, Karl Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Veverka, Aemilian
Band: 50 (1884), ab Seite: 249. (Quelle)
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Vever, Karl Freiherr (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria Theresien- Ordens, geb. zu Byrzanow in Galizien 1805). Im Alter von vierzehn Jahren trat er als Cadet in das 56. Infanterie-Regiment und kam 1825 als Fähnrich in das damalige 63. Infanterie-Regiment Freiherr von Bianchi. Dasselbe stand in den Bewegungsjahren 1848 und 1849 bei dem Armeecorps in Siebenbürgen, betheiligte sich bei allen Treffen und Gefechten, welche dieses Corps zu bestehen hatte, und erwarb sich dabei durch seine Bravour und seltene Tapferkeit einen unvergänglichen Ruhm. Vever war in jenen Jahren noch Hauptmann im Regimente, commandirte aber als solcher das erste Bataillon. Der Insurgentenführer Bem, welcher damals Siebenbürgen in Athem hielt und immer von Neuem die Rebellion schürte, unternahm nach dem unentschiedenen Treffen bei Stolzenburg am 25. Jänner 1849 in der Richtung gegen Viszakna (Marktflecken Salzburg im Hermannstädter Kreise) eine Flankenbewegung, durch welche er einerseits das bei Hermannstadt lagernde siebenbürgische k. k. Armeecorps von der Festung Karlsburg abzuschneiden, anderseits die Verstärkungen, welche er aus Ungarn durch das Marosthal erwartete, leichter an sich zu ziehen beabsichtigte. Der commandirende General Freiherr von Puchner [Bd. XXV, S. 49] beschloß nun, um die Absicht Bem’s zu vereiteln, dessen Stellung am 1. Februar anzugreifen. Morgens Früh um vier Uhr setzte er sein Corps in drei Colonnen gegen Salzburg in Bewegung und stand mit Tagesanbruch dem vor dem Orte in Schlachtordnung aufgestellten Feinde kampfentschlossen gegenüber. Eilf Compagnien des 63. Regiments Bianchi, in drei Bataillonen formirt, bildeten mit dem Grenadierbataillon Uracca das Centrum der Stellung. Hinter dem zweiten Bataillon, welches vor der Front der Mitte bis gegen den linken Flügel zu eine von geschlossenen Abtheilungen unterstützte Plänklerkette unterhielt, war auf Treffendistanz das unter Vever’s Befehle stehende erste Bataillon und das dritte en front aufgestellt. Das Grenadier-Bataillon stand auf eine Entfernung von etwa fünfhundert Schritten rechts seitwärts. Ein Geschütz- und Tirailleurfeuer eröffnete gegen halb sieben Uhr Morgens den Kampf, der etwa bis halb eilf Uhr fortgesetzt wurde, ohne daß der eine oder andere Theil einen wesentlich überwiegenden Vortheil erlangen konnte. Schon hatte das zweite Bataillon die ganze vorräthige Munition verschossen und durch das standhafte Festhalten der Plänklerstellung namhafte Verluste erlitten. Um endlich das Gefecht der Entscheidung näher zu bringen, ordnete der commandirende General eine allgemeine Vorrückung an. Die Abtheilungen des Regiments schritten nun vor, mußten aber, weil die beiden Flügel in Folge einer früheren rückgängigen Bewegung längere Zeit nöthig hatten, um mit dem Centrum auf gleiche Höhe zu gelangen, nach hinterlegten 300 bis 400 Schritten Halt machen. Da gewahrte Hauptmann Vever, daß der Feind durch die gleich beim Beginne des Kampfes von unserer Seite unternommenen, aber nicht gelungenen Flankenbewegungen sich verleiten ließ, seine beiden Flügel von der Mitte seiner Stellung zu weit zu entfernen, und daß dadurch seine Heeresabtheilungen nunmehr außer Stande waren, sich sogleich gegenseitig zu unterstützen. Schnell [250] faßte Vever den Entschluß, diesen günstigen Moment zu benützen: es galt, das feindliche Centrum zu durchbrechen und die Batterien, deren Feuer so verheerend für die Unseren gewesen war, zu erobern. Mit Divisionscolonnen rückte er in bester Ordnung gegen den Feind vor, und als er die Plänklerlinie des zweiten Bataillons erreicht hatte, schlossen sich die zunächst befindlichen Abtheilungen desselben an die Flügel der Divisionscolonnen an, um vereint den Angriff zu beginnen. Der Feind, um diese Absicht zu vereiteln, beschoß die Anstürmenden anfangs mit Kanonenkugeln und empfing dann die immer näher Rückenden mit Kartätschen und Kleingewehrfeuer. Indessen hatte der durch die mittlerweile entwickelte Sonnenwärme geschmolzene Schnee den Boden aufgeweicht und den durch das hartnäckige feindliche Feuer auf das höchste gefährdeten Marsch nur noch mehr, und zwar im bedenklichsten Augenblicke, erschwert, da es schon der größten Kraftanstrengung der Unseren bedurfte, um nur überhaupt vorwärts zu kommen, geschweige denn, daß dieselben sich hätten vertheidigen können. Schon fiel, als die Stürmenden an einen tiefen Wassergraben gelangten, Hauptmann Fiedler, Commandant der rechten Flügelcolonne, von einer Kugel getroffen, schwer verwundet zusammen. Da ermuntert Hauptmann Vever, immer an der Spitze der Seinen, durch sein Beispiel, welchem Officiere und Unterofficiere folgten, die brave Mannschaft zu Muth und Ausdauer. Neue Kraft erfüllt seine Leute, alle Hindernisse werden überwunden, und im Sturmschritt eilen beide Colonnen mit den zu ihnen gestoßenen Plänklerabtheilungen auf die ihnen so verderbliche feindliche Batterie. Und der Angriff erfolgt mit solcher Bravour, daß der Feind ihm nicht standhält, sondern die Flucht ergreift und fünf Geschütze im Stich läßt. Das gab nun dem ganzen Gefechte eine neue Wendung; den durch den entschiedenen Bajonnetangriff der Unseren in völlige Unordnung gerathenen Insurgenten wird keine Zeit gelassen, sich im nächstgelegenen Salzburg zu sammeln; sie sind außer Stande, Munition und Bagage, welche sich in Folge der unerwarteten Katastrophe in den engen Gassen des Ortes zu einem Knäuel verwickeln und aufgestaut nicht weiter können, in Sicherheit zu bringen. Unsere von allen Seiten in den Ort eindringenden Truppen nehmen nun dem Feinde noch weitere acht Geschütze, die Reservemunition und die ganze Bagage ab, und der Sieg ist auf unserer Seite. Der Feind floh in aller Eile in der Richtung über Reißmarkt, Mühlbach und Szászváros nach Piski, wo, aber zu spät, die erwarteten Verstärkungen zu ihm stießen. Im 157. Capitel vom 26. März 1850 wurde dem Hauptmanne Vever das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens zuerkannt, und er in Folge dessen am 12. Mai 1854 in den erbländischen Freiherrenstand erhoben. Noch focht Vever im weiteren Verlaufe dieses Feldzuges bei Szászváros am 7. Februar, bei Mediasch am 3. März; wurde im Sommerfeldzuge dem kaiserlich russischen Armeecorps unter Generallieutenant Lüders beigegeben und im Gefechte auf dem Berge Praedial am 19. Juni, bei Unter-Tömös am 20., bei der Einnahme des Schlosses Kronstadt am 22. Juni, bei Sezsi-Szent-György am 5. Juli, bei Rothenthurm am 21., in der Schlacht bei Schäßburg am 31. Juli, im Treffen bei Großscheuern am 6. August und bei Mühlenbach am 12. unter den Ausgezeichneten genannt. Im Juni 1850 [251] rückte er zum Major im Regimente auf, und da er schon als Lieutenant Bataillons- und als Oberlieutenant Divisions-Adjutanten-Dienste versehen hatte, also mit deren Anforderungen und Obliegenheiten vollkommen vertraut war, wurde er zunächst zum Militärreferenten für Siebenbürgen und dann zum Flügeladjutanten Sr. Majestät des Kaisers erwählt, bis er im December 1851 als Oberst das Commando des 51. Infanterie-Regiments Erzherzog Karl Ferdinand erhielt. Am 29. März 1859 zum Generalmajor befördert, wurde er Brigadier in Alt-Arad und trat 1866 mit Feldmarschall-Lieutenantscharakter in den Ruhestand, nachdem er noch vorher am 12. Februar d. J. sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum in festlicher Weise begangen hatte. Der nunmehr bald achtzigjährige General lebt zur Zeit in Preßburg.

Thürheim (Andreas Graf). Licht- und Schattenbilder aus dem Soldatenleben und der Gesellschaft. Tagebuch-Fragmente und Rückblicke eines ehemaligen Militärs (Prag und Teplitz 1876, Dominicus, 8°.) S. 111, 112 und 347. – Der Kamerad (militärisches Blatt, Wien, 4°.) 1866, Nr. 14, S. 112. – Fremden-Blatt. Von Gust. Heine (Wien, 4°.) 1866, Nr. 63.