BLKÖ:Villa, Ignaz (Mechaniker)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 50 (1884), ab Seite: 299. (Quelle)
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Villa, Ignaz (Mechaniker, Ort und Jahr seiner Geburt unbekannt). Ueber Lebens- und Bildungsgang dieses Mailänder Künstlers haben wir keine [300] nähere Nachricht. Noch erinnern wir uns der Anwesenheit desselben in Wien in der Mitte der Fünfziger-Jahre, wo sein Planisphärium und sein Weltstundenanzeiger in wissenschaftlichen Kreisen Aufsehen erregten und Anerkennung fanden. Auf dem von Villa ausgeführten Planisphärium war die ganze Erde im natürlichen ununterbrochenen Zusammenhange der Erdtheile wie auf dem kostspieligen und nicht eben leicht zu handhabenden Globus ersichtlich. Bei dem ersten Anblicke sah man die Gegenfüßler (Antipoden) eines jeden Punktes der Erde, und man konnte ohne die geringste mathematische Berechnung die Uebersicht der gleichzeitig auf der ganzen Erde in deren täglicher Rotation auf den verschiedenen Punkten geographischer Breite statthabenden Zeitperioden in Stunden, Minuten und Secunden sofort ablesen. Auf dem Bilde waren ferner die bedeutenderen Gebirge nach ihrer relativen Höhe über der Meeresfläche in jedem Meridiane, die Flüsse nach ihrer Größe und Länge, die Wasserfälle, Monumente, dann ein immerwährender Kalender und das ganze Planetensystem in sinnreicher Weise angebracht. Man fand endlich darauf alle maritimen Reisen in ununterbrochenen Linien angegeben. Dabei war die Projection eine doppelte, die eine besonders geeignet zum Detailstudium des Festlandes, die andere zu einem solchen der Küsten, Meere und Inseln. Villa war mit seiner Arbeit eigens nach Wien gekommen und hatte sie dem Unterrichtsministerium vorgelegt, da er ihre Annahme für den Gebrauch in der Schule anstrebte. Dasselbe berief zur Prüfung der Karte eine Commission, welche aus Rath Steinhauser, Schulrath Becker, Director Hauke und Professor Simony bestand. Diese erklärte nach Prüfung des Systems die Arbeit als eine besondere Bereicherung der bis dahin verwendeten geographischen Hilfsmittel und empfahl die Einführung derselben in den Gymnasien, Real- und Handelsschulen, sowie zur Benützung in physikalischen Cabineten. Sie erklärte diese Karte besonders zur höheren geographischen Erforschung der magnetischen und physiologischen Momente geeignet und fand, daß bis jetzt nur durch Berechnung zu ermittelnde Momente nun der Anschauung bildlich geboten waren. Villa wurde die Auszeichnung zutheil, diese Karte zugleich mit seinem Weltstundenanzeiger Seiner Majestät dem Kaiser vorzulegen. Der Weltstundenanzeiger bestand in einem Uhrwerke, welches mit dem Planisphärium in Verbindung gebracht wurde. Durch entsprechende Aenderung des Zifferblattes konnte jede beliebige Uhr in einen solchen Weltstundenanzeiger verwandelt werden.