BLKÖ:Vrčevic, Vuk Stephan
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Vrchlický, Jaroslav | ||
Band: 52 (1885), ab Seite: 1. (Quelle) | |||
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Vuk Stephanowitsch Karadschitsch [Bd. X, S. 464] bekannt, dem er sich später bei der Sammlung serbischer Lieder und Märchen sehr behilflich erwies. Als dann 1840 die Grenzstreitigkeiten zwischen den Montenegrinern und einigen anliegenden Gemeinden ausbrachen, sah er sich zum Mitgliede der mit der Beilegung des Streites betrauten Commission ernannt. Durch sein umsichtiges und tactvolles Verhalten in dieser heiklichen Angelegenheit erregte er die Aufmerksamkeit des Kreishauptmanns von Cattaro, der ihn nun geradezu aufforderte, in den österreichischen Staatsdienst zu treten. Er nahm den Antrag an. Die Bewegung des Jahres 1848 erstreckte sich auch bis an die Bocche. Vrčevic verließ nun den kaiserlichen Dienst und trat eine Stelle bei der Commune in Cattaro an. [2] Als dann 1849 Fürst Danilo aus Rußland über Dalmatien nach Montenegro zurückkehrte, machte er Vrčevic das Anerbieten, ihm als sein Secretär in die schwarzen Berge zu folgen. Dort blieb derselbe bis zum Mai 1855 im Dienste des Landesherrn. Aber kaum war er nach Cattaro zurückgekehrt, als er auch schon eine Stelle im kaiserlichen Staatsdienste erhielt, und zwar beim Gubernium in Zara. Als dann 1860 in der Hercegovina der Aufstand unter Luka Vukolovic ausbrach, lag es der kaiserlichen Regierung sehr daran, dort einen Mann zu haben, der das Volk und dessen Ziele genau kannte. Ein solcher war nun freilich der damalige Consul von Trebinje Baron Müller keineswegs, denn er verstand die serbische Sprache gar nicht, und so sandte daher der Statthalter von Dalmatien Freiherr von Mamula [Bd. XVI, S. 355] unseren Vrčevic als Consularagenten nach Trebinje. Später wurde derselbe zum Viceconsul ernannt und wirkte in dieser Stelle noch im Jahre 1879. Während der ganzen Zeit seines Aufenthaltes in der Hercegovina war er auf das eifrigste bemüht, die Volkslieder und Sagen und Alles, was er über Bräuche und Sitten des serbischen Volkes erkunden konnte, zu sammeln und niederzuschreiben, und hat er nach dieser Richtung ein ansehnliches Material für den Druck vorbereitet. Bisher erschien von ihm: „Moralno-zabavne i šaljivo-poučitelne zagonetke“, d. i. Sittlich unterhaltende und scherzhaft lehrreiche Räthsel (1857); – „Kosovsky boy“, d. i. Die Schlacht bei Kosovo (1858); – „Male zenske hercegovacke pjesme“, d. i. Kleinere hercegovinische Frauenlieder (Wien 1866); – „Narodne pripovjedke“, d. i. Volksgeschichten, und „Narodne igre“, d. i. Volksspiele, beide gedruckt zu Belgrad, im Vertage der serbischen gelehrten Gesellschaft, deren Mitglied Vrčevic auch ist. In Handschrift vollendet hat er eine Geschichte der Regierung des Fürsten Danilo I., dann eine Beschreibung des Lebens und der Begebenheiten des Vladika von Montenegro Peter Petrovic II. Im Jahre 1876 wurde er mit dem Ritterkreuze des Franz Josephs-Ordens ausgezeichnet.
Vrčevic, sprich Vercevich, Vuk Stephan (österreichisch-ungarischer Viceconsul zu Trebinje in der Hercegovina, geb. zu Risano an den Bocche di Cattaro in Dalmatien am 26. Februar 1811). Ein Sohn des Gemeindeschreibers und Lehrers zu Risano, Stephan Vrčevic, zeigte er von Jugend auf große Liebe zum Lernen, welche jedoch nur sparsam befriedigt wurde. Durch die örtlichen Verhältnisse begünstigt, sprach er im Alter von eilf Jahren sowohl seine Muttersprache, das Serbische, als das Italienische. Da er eine schöne Stimme besaß, wollte ihn der Archimandrit des Klosters Savina, Macarius Grašić, nach Karlowitz in Syrmien schicken, um ihn daselbst Theologie studiren zu lassen, doch die Eltern gaben nicht die Einwilligung dazu. 1829 aber verließ er wegen einer unverschuldeten Züchtigung, welche der Vater, den er in den Obliegenheiten des Lehrers und Gemeindeschreibers vertreten, über ihn verhängte, das Elternhaus und begab sich zu seinem in Budua ansässigen Schwager Delovec, in dessen Krämerladen er nun ein Jahr hindurch aushalf. Während dieser Zeit erlernte er von einem Cadeten der daselbst stationirten Militärabtheilung die deutsche Sprache. Als dann 1830 nach dem Tode des Vladika von Montenegro Peter I. die Regierung Peter II. übernahm, wurde Vrčevic das Amt eines Schreibers angeboten, und gern würde er es angenommen haben, da ihm das Krämergeschäft seines Schwagers nichts weniger denn zusagte, aber die Eltern verweigerten auf das entschiedenste ihre Erlaubniß. 1833 beklagte er den Tod seines Vaters, und nun fiel ihm die Obsorge für die greise Mutter und zwei jüngere Brüder zu. 1835 wurde er mit dem berühmten