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BLKÖ:Württemberg, Eberhard Ludwig Herzog

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 58 (1889), ab Seite: 237. (Quelle)
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6. Eberhard Ludwig Herzog (geb. 18. September 1676, gest. 31. October 1733). Ein Sohn des Herzogs Wilhelm Ludwig und Magdalena Sibyllas Landgräfin von Hessen-Darmstadt, wurde er von seinem Hofmeister Johann Friedrich von Staffhorst erzogen, mit dem er 1688 nach Regensburg, 1689 und 1690 nach Augsburg reiste. Nachdem er im letzteren Jahre die venia aetatis erlangt hatte, ließ er sich 1693 huldigen, mußte aber, weil die Franzosen in sein Land einbrachen, nach Basel flüchten. Es waren jene grauenvollen Tage, in welchen die an der Tête der Civilisation marschirenden Franzosen in den Rheinlanden in einer nur bei Mongolen und Avaren üblichen Weise durch Sengen, Brennen, Morden, Plündern und Brandschatzen dieses herrliche Land, diese Perle in der Krone des deutschen Kaisers, verwüsteten und auf Jahrzehnte schädigten. 1696 focht der Herzog unter Ludwig von Baden am Oberrhein, wo er als Oberst die Belagerung und Eroberung der pfälzischen Stadt Ebernburg mitmachte. Nach dem 1697 geschlossenen Ryswicker Frieden ernannte ihn der Kaiser zum General-Feldwachtmeister. Am 16. Mai 1697 vermälte sich Herzog Eberhard Ludwig mit Johanna Elisabeth Markgräfin von Baden-Durlach, mit welcher er in einer durch die Ränke und Umtriebe der Courtisane Friederike Wilhelmine von Graevenitz [siehe über diese den Artikel Wrbna, „Denkwürdige Sprossen“: Friederike Wilhelmine, S. 177, Nr. 13] sehr getrübten Ehe lebte. Nach einer im Jahre 1700 durch Holland, England und Frankreich ausgeführten Reise wurde er bei Ausbruch des spanischen Erbfolgekrieges 1702 österreichischer General-Feldmarschall-Lieutenant, kämpfte vor Landau, brachte bei Dietfurt am 4. März 1703 den Bayern eine furchtbare Niederlage bei; focht ferner mit ruhmvollem Erfolg 1704 bei Tuttlingen, am 2. Juli dieses Jahres bei Schellenberg, wo er nach anderthalbstündigem Gefechte den Gegner so entschieden schlug, daß er mehr als 800 Mann über den Berg in die Donau sprengte, einen großen Theil gefangen nahm und eigenhändig mehrere Standarten erbeutete, im Ganzen 13 feindliche Bataillone und Escadronen gänzlich vernichtete. Noch sprach man allgemein von dieser herrlichen Waffenthat, als er sich bei Höchstädt am 13. August, wo er mit einem Corps von 26.000 Mann der feindlichen 60.000 Mann starken Armee gegenüberstand, neue Lorbern [238] pflückte. Die Niederlage kostete dem Feinde über 40.000 Mann. Marschall Tallard wurde gefangen genommen, das ganze Lager und über hundert Fahnen und Standarten erbeutet. Der Herzog selbst entging nur durch den Eisenpanzer, den er widerwillig angelegt hatte, dem Tode durch eine feindliche Kugel, und mit dem Kurfürsten von Bayern wäre er im Mooslinger Moore bald handgemein geworden. Im folgenden Jahre 1705 nahm er an der Eroberung Bayerns Theil, 1707 wurde er General-Feldmarschall des Kaisers und des schwäbischen Kreises. 1711 Oberbefehlshaber der Reichsarmee, 1713 Reichsgeneral-Feldmarschall. Sein Sohn Friedrich Ludwig und sein Enkel starben Beide vor ihm. Ersterer 1731, Letzterer 1719. In seine sonst umsichtige, kluge und im Ganzen gute Regierung wirft die Geschichte mit der Graevenitz einen dunklen Schatten. [(Zedler’s) Universal-Lexikon, 59. Band, Sp. 1169–1188, mit reicher Quellenliteratur. – Eberhardus Ludovicus, Princeps Juventutis etc. oratione genethliaca celebratus ab illustri collegio Wirtembergico (Tubingae 1676, Fol.). – Thürheim (Andreas Graf). Feldmarschall Otto Ferdinand Graf von Abensperg und Traun. 1677–1748 (Wien 1877, gr. 8°.) S. 292 und 389.] –