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BLKÖ:Wallnöfer, Paul

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 53 (1886), ab Seite: 4. (Quelle)
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Wallnöfer, Paul (Schulmann, geb. zu Prod im Vintsgau 2. September 1835, gest. zu Innsbruck 30. October 1884). Der Sohn eines Gutsbesitzers, besuchte er das k. k. Gymnasium der Benedictiner in Meran, wo Professor Albert Jäger [Bd. X, S. 33] nicht unwesentlichen Einfluß auf den Jüngling übte und dessen Vorliebe für geschichtliche Studien weckte und nährte. Im Herbst 1854 bezog er die Hochschule zu Innsbruck, auf welcher er sich dem historischen Fache widmete, für welches eben J. Ficker aus Bonn gewonnen worden war. Unter Anleitung dieses Lehrers betrieb er nun das Geschichtsstudium auf das eifrigste und machte schon damals über Kaiser Friedrichs I. Kreuzzug und die Gefangennehmung des Königs Richard Löwenherz eingehende Untersuchungen, welche er später in besonderen Abhandlungen verwerthete. Seine öffentliche Wirksamkeit im Lehramte begann er als Supplent am k. k. Gymnasium zu Teschen im Schuljahre 1858/59, wo er bald die Sympathien seiner Schüler gewann, deren Vaterlandsgefühl er durch seine Reden zu wecken und zu erwärmen verstand; so durch seine Rede bei der silbernen Hochzeit Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin, zur Vermälung des Kronprinzen Rudolf mit Prinzessin Stephanie von Belgien; zur Feier der sechshundertjährigen Herrschaft der habsburgischen Dynastie Ende December 1882. Wallnöfer’s Supplentur währte nur kurze Zeit, denn schon am 9. August 1859 erfolgte seine Ernennung zum wirklichen Gymnasiallehrer in Teschen. Von da kam er im März 1865 an das Gymnasium in Troppau, und Ende September 1868 wurde er an das k. k. deutsche Gymnasium zu Brünn versetzt, wo er einen ausgebreiteteren Wirkungskreis fand, indem er sich an der technischen Hochschule daselbst im April 1869 als Privatdocent für allgemeine Geschichte und deutsche Literaturgeschichte habilitirte und auch öffentliche Vorträge im Gewerbevereine hielt. Er las damals folgende Collegien: deutsche Städtegeschichte mit besonderer Berücksichtigung der geschichtlichen Bedeutung derselben; die Reformation mit besonderer Berücksichtigung des Einflusses derselben auf deutsche Literatur; Gegenreformation und die literarischen Erscheinungen während derselben. Während seiner lehramtlichen Thätigkeit in Brünn fand er auch Gelegenheit, als Mitglied des deutschen Fortschrittsvereines für die Interessen der deutschen Sache eifrig einzutreten. Im August 1871 wurde er an das k. k. Gymnasium des neunten Bezirkes (Alservorstadt und Rossau) in Wien versetzt. Nach einer gefährlichen Krankheit und einem danach nöthig gewordenen längeren Urlaube betheiligte er sich an der von dem k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht [5] veranstalteten Collectivausstellung für die Wiener Weltausstellung 1873, anläßlich deren er dann 1874 in der „Oesterreichischen Gymnasial-Zeitschrift“ eine Besprechung des Berichtes über österreichisches Unterrichtswesen veröffentlichte. Im August 1874 als Director an das Gymnasium in Wiener Neustadt berufen, hatte er daselbst mancherlei Schwierigkeiten zu überwinden; nicht nur Mißbräuche zu beseitigen, welche das Ansehen der Lehranstalt schädigten, sondern das überhaupt gesunkene Institut auf eine würdige Höhe zu heben. Vereint mit dem k. k. Schulinspectorate gelang es ihm auch, die Stadtvertretung dahin zu bringen, daß sie dem auf einem Schüttboden untergebrachten Gymnasium ein neues Heim schuf. Das Vertrauen der Bevölkerung berief ihn auch in den Gemeinderath und den Bezirksschulrath, auf welchen beiden Stellen es ihm möglich wurde, eine segensreiche Thätigkeit zu entfalten. Aus der ihm auch durch das Mitwirken mehrerer früherer Collegen, welche an der Lehranstalt angestellt waren, liebgewordenen Thätigkeit in Wiener-Neustadt sah er sich gerissen, als er im October 1878 zum Director des k. k. Staatsgymnasiums in Innsbruck ernannt wurde. Er verblieb daselbst bis zu seinem im Alter von erst 50 Jahren erfolgten Tode. Im Jänner 1879 war ihm noch der Titel k. k. Schulrath verliehen worden. Was nun die literarische Wirksamkeit Wallnöfer’s betrifft, so beschränkt sich dieselbe auf folgende Arbeiten: „Der Antheil des Babenbergers Leopold V. an dem sogenannten dritten Kreuzzuge, mit besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses, in dem Leopold zum englischen Könige Richard stand“; – „Kritische Arbeit über Ansbert’s Bericht vom Kreuzzuge Kaiser Friedrichs I.“, beide im Programm des Teschener katholischen Gymnasiums vom Jahre 1861, und beide von Fachmännern zu den besten quellenmäßigen Untersuchungen gerechnet; – „Albrecht I. und der Ursprung der schweizerischen Eidgenossenschaft“ (Wien 1881); – in der vom landwirthschaftlichen Vereine zu Troppau 1868 herausgegebenen Gelegenheitsschrift: „Ueber den Landbau in Troppau“ veröffentlichte Wallnöfer die beiden Aufsätze: „Geographie und Statistik des Teschener Gebiets von Oesterreich-Schlesien“ und „Landschafts- und Culturbild des Sudetengebirges von Oesterreich-Schlesien“. In seinem Nachlasse befanden sich außer den Entwürfen seiner Vorlesungen und einem sorgfältig ausgearbeiteten Hefte für den Unterricht in der Psychologie eine Reihe im Auftrage des k. k. Unterrichtsministeriums erstatteter Gutachten über verschiedene Unterrichtsschriften, so über G. Jausz’ „Historisch-geographischen Schulatlas und die dazu gehörigen Erläuterungen“; C. Wolff’s „Historischen Atlas zur mittleren und neueren Zeit“; Siebert’s „Historisch-geographische Karte des Alterthums“; Putzger’s Geschichtsatlas“; C. E. Rhode’s „Historischen Schulatlas“; ferner über Mikusch’s „Vorhalle der österreichischen Geschichte“; G. Horn’s „Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung. I. Cursus“; Dr. E. Hannak’s „Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters für die unteren Classen der Mittelschulen“; Strzemcha’s „Geschichte, Geographie und Statistik der österreichisch-ungarischen Monarchie“. Im Jahre 1882 erhielt Wallnöfer von der Verlagshandlung E. Hölzl in Wien die Aufforderung, die Herausgabe eines historisch-geographischen Schulatlas zu leiten. Unser Gelehrter war ein [6] Schulmann in des Wortes vollster Bedeutung. Mit der Gabe eines vollendeten Vortrages verband er reiches gründliches Wissen, ein ungemein sympathisches, ihm die Herzen seiner Zuhörer von vorneherein gewinnendes Aeußere und warme Vaterlandsliebe. Sein für die Jugend und den Staat zu frühes Hinscheiden wurde allgemein tief beklagt. Noch während seiner lehramtlichen Thätigkeit in Teschen (1865) hatte sich Wallnöfer mit Antonie geborenen Spon vermält, aus welcher Ehe ihn drei Kinder überlebten.

Stolz (Friedrich Dr.). „Dr. Paul Wallnöfer, k. k. Schulrath und Gymnasialdirector. Nekrolog“ (Innsbruck 1884, Wagner, 12°.) [vorher im „Boten für Tirol und Vorarlberg“ 1884, Nr. 273].