BLKÖ:Weishäupl, Georg

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 54 (1886), ab Seite: 77. (Quelle)
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Weishäupl, Georg (Maler und Heraldiker, geb. zu Lembach in Oberösterreich 1789, gest. in Linz am 25. December 1864). Weishäupl beendete in Linz das Gymnasium und hörte daselbst auch die juridischen Vorlesungen, die damals noch gehalten wurden, mußte sie aber, um einen Lebensunterhalt zu finden, wieder aufgeben. Da seine Versuche, in irgend einem Amte eine Anstellung zu erhalten, scheiterten, so brachte er sich zum Theile durch Unterrichtgeben, zum Theile durch Zeichnen und Malen fort, worin er sich ohne Beihilfe eines Lehrers herangebildet hatte. Er malte damals viele Miniaturporträts. Kaum hatte er als Practicant in der Staatsbuchhaltung Aufnahme gefunden, als er auch aus dieser unbezahlten Anstellung wieder entlassen wurde, weil er, um sein Dasein zu fristen, zu fleißig als Maler und Zeichner thätig war!! Er führte nun ein großes Tableau der Waffengattungen der österreichischen Armee mit Angabe der in den Befreiungskriegen 1813–1814 erfochtenen Siege aus und brachte sich selbständig, wenn auch in den beschränktesten Lebensverhältnissen, als Porträt- und Wappenmaler durch. Endlich im Jahre 1818 erhielt er eine Anstellung als ständischer Zeichenmeister, in welcher er acht Jahre bis zur gänzlichen Auflassung dieses Postens verblieb. Um ihn nicht brodlos zu machen, brachte man ihn als letzten Journalisten beim Obereinnehmeramte unter, quiescirte ihn aber Ende 1828 mit jährlichen 100 Gulden, bis er 1841 Registrant im ständischen Archive wurde. Daselbst zunächst zweiter, später erster Registrant, blieb er bis zur Organisirung der Landesämter durch den Landesausschuß, bei welcher Gelegenheit er mit ganzem Gehalt pensionirt wurde. Das ist der wenig beneidenswerthe Verlauf eines kleinen Beamten der vormärzlichen [78] Periode, in welcher so viele der talentvollsten, strebsamsten Menschen elend verkümmerten. Als am 19. November 1833 in Linz das Museum Francisco Carolinum gegründet wurde, trat Weishäupl in dasselbe als provisorischer Custos ein. 1840 ward er bleibend als Custos dieses Institutes angestellt, welchem er mit aller Liebe seine Kräfte bis zum Tode widmete. Im October 1842 aber, da er mittlerweile ständischer Archivsbeamter geworden, mußte er die Stelle am Museum niederlegen, versah jedoch auch später wieder, mit Genehmigung der Stände, aushilfsweise das Amt des zweiten Custos. Weishäupl durchreiste sein engeres Vaterland nach allen Richtungen und brachte dann viele Landschaftsskizzen, Ansichten von Gegenden und Ortschaften, oft mehrere von einem Orte mit, von denen er aber nur einige vollständig mit der Feder oder in Aquarell ausführte. 1847 vollendete er die interessanten Aufnahmen des im November 1846 zu Hallstatt aufgedeckten celtischen Leichenfeldes und lieferte eine Anzahl getreuer und fleißig durchgeführter Abbildungen der dortigen Fundobjecte. Von 1858 bis 1864 bekleidete er auch das Amt eines zweiten Secretärs im Museum. Von seiner geschickten Hand befindet sich daselbst eine sorgfältig ausgeführte Wappensammlung der oberösterreichischen Klöster und landesfürstlichen Städte; ferner eine Sammlung genealogischer Materialien behufs Anlegung der großen ständischen Herren- und Ritterstandsmatrikel, welche er in neun starken Foliobänden um 3108 fl. 48 kr. C. M. für das ständische Archiv von 1826 bis 1845 vollendete. Außerdem bewahrt das Museum von ihm zwei starke Fascikel mit den Wappen aller ausgestorbenen, wie der von 1525 bis 1847 immatriculirten oberösterreichischen Adelsfamilien (zusammen 758). Weishäupl stand auch eine Zeit lang der numismatischen und der sphragistischen Sammlung des Francisco-Carolinum vor, ordnete erstere nach dem Abgange des Qu. Preisch und legte bezüglich der letzteren einen Katalog der vorhandenen etwa 3000 Nummern zählenden Siegel des Clerus an, von denen 1024 vollständig beschrieben sind. Er war correspondirendes Mitglied des Wiener Alterthumsvereines, für welchen er „Nachrichten über Münzfunde im Hausruckkreise“ [1859, Bd. III, S. 199 u. f.] schrieb. Im „Musealblatt“ erschienen von ihm „Schreiben des Kaisers Maximilian I. an Dionys Braun“ [1840, Nr. 5], dann „Zur Charakteristik des Kaisers Maximilian I. und seiner Zeit“. [1844, Nr. 32] und verschiedene kleinere geschichtliche Miscellen.

Wiener Zeitung, 1864, Nr. 311, S. 1012. – Das oberösterreichische Museum Francisco-Carolinum in Linz (Linz 1873, 8°.) S. 54. – Jodok Stütz, Prälat von St. Florian. Ein Lebensbild von Wilhelm Pailler (Linz 1876, 8°.) S. 153. [Trefflich schildert Chorherr Pailler in dieser inhaltreichen und gediegenen Lebensskizze seines Prälaten unseren Weishäupl: „Wir haben den kleinen durch sein silberweißes Haar eigenthümlich ehrwürdigen Mann oft im „Lesezimmer“ des Museums in seiner unermüdlich fleißigen, registrirenden, katalogisirenden, copirenden Thätigkeit beobachtet und bewundert. Er gehörte zu jenen still und unbemerkt und pünktlich arbeitenden Naturen, von denen Jedermann fast selbstverständlich findet, daß sie sich den ganzen lieben Tag fortplagen mit Dingen, die Anderen zu „mühsam“ sind, und daß ihnen Niemand dafür danke“.]