BLKÖ:Wenninger, Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 55 (1887), ab Seite: 3. (Quelle)
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Wenninger, Joseph (Humanist, geb. zu Knittelfeld in Steiermark 25. Jänner 1762, gest. daselbst 9. Mai 1833). Der Sohn eines bürgerlichen Floßmeisters, besuchte er die Gymnasien zu Judenburg und St. Lambrecht und beendete in Gratz die Studien. Durch seine Heirat mit der Floßmeisterswitwe Theresia Steinkeller im Jahre 1780 gelangte er zum Besitze einer Floßfahrt-Gerechtsame in Knittelfeld, welche er bis 1797 eifrig und geschickt betrieb. 1788, im Alter von erst 26 Jahren, wurde er, der bereits das Vertrauen der Gemeinde besaß, zum Bürgermeister von Knittelfeld gewählt und versah ehrenvoll dieses Amt bis 1795. Im Jahre 1790 brachte er das ganz in Verfall gerathene Hammerwerk Ainbach nächst Knittelfeld durch Kauf an sich, und nun war es seine Aufgabe, dasselbe zu heben, was ihm auch durch seine Mühe, Thätigkeit und Erfahrung gelang. Er erbaute dann zu Ainbach die erste schottische Dreschmühle und verband mit derselben eine Häcksel-Schneidemaschine. Den Verwüstungen der reißenden Mur ein Ziel zu setzen, führte er aus eigenen Mitteln kostspielige Uferbauten aus, durch welche er ebenso den Verheerungen des bei starken Regengüssen reißend anschwellenden Wassers vorbeugte, als er auf diese Weise der ärmeren Bevölkerung Arbeit und dadurch Lebensunterhalt gab. Dabei ließ er diese Wasserbauten in wahrhaft mustergiltiger Weise vollenden. Von 1793 leitete er durch 37 Jahre als Mandatar die Geschäfte der Hammergewerke des Viertels Murboden mit allem Eifer und zur vollen Zufriedenheit seiner Mitgewerke; mit gleichem Erfolge wirkte er durch dreißig Jahre als Aufseher der Schule in Knittelfeld, machte eine Stiftung zur besseren Dotirung des Lehrers, gab 1818, als das Schulhaus abgebrannt war, einen ansehnlichen Beitrag zum Wiederaufbau desselben und ermunterte Lehrer und Schüler, Erstere durch lobende Anerkennung, Letztere durch Geschenke. Als dann Knittelfeld innerhalb zweier Jahre durch drei Feuersbrünste verheert wurde, half er den Verunglückten durch Baumaterialien und mit Geld. Bei der 1819 stattgehabten Errichtung der k. k. steiermärkischen Landwirthschafts-Gesellschaft wurde er zum Vorstande der Filiale Judenburg gewählt und versah vierzehn Jahre hindurch dieses Amt mit Umsicht und bestem Erfolge. 1822 gründete er auf seine Kosten eine Obstbaumschule und entsendete 1824 einen Schützling in die k. k. Thierarzeneischule in Wien, welcher dort sich ordentlich zum Hufschmied bildete und dann in der heimischen Gegend sein Geschäft in ersprießlichster Weise ausübte. Bis zu seinem im Alter von 71 Jahren erfolgten Tode wirkte er in vorbezeichneter wohlthätiger und nutzreicher Weise. Von dem Monarchen wurde er durch die goldene Civil-Ehrenmedaille [4] mit Oehr und Band, die er aus des Erzherzogs Johann Händen empfing, und von der steirischen Landwirthschafts-Gesellschaft 1822 durch Zuerkennung der Gesellschaftsmedaille ausgezeichnet. Mit ihm schied ein Wohlthäter der ganzen Gegend, ein Vater der Armen und ein Bürger von altdeutscher Redlichkeit, Treue, Geradheit und Einfachheit aus der Welt.

Steiermärkische Zeitschrift. Redigirt von Dr. G. F. Schreiner, Dr. Albert von Muchar, C. G. Ritter von Leitner, Anton Schrötter (Gratz, 8°.) Neue Folge, VI. Jahrg., 1. Heft, S. 131.