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BLKÖ:Wenzyk (Wężyk), Leonhard Ritter von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 55 (1887), ab Seite: 33. (Quelle)
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Wenzyk (Wężyk), Leonhard Ritter von (Mitglied des Abgeordnetenhauses des österreichischen Reichsrathes, geb. zu Kotlice 1816, gest. zu Krakau am 7. Jänner 1876). Der Sproß einer altadeligen polnischen Familie; ob jener der Wenzyk vom Geschlechts Wąz, oder jener vom Geschlechts Kotwicz, kann nicht bestimmt werden, weil alle genealogischen Anhaltspunkte fehlen. Er soll ein Bruder des berühmten Dichters, Castellans und Senators Franz von Wenżyk sein, dessen Lebensskizze S. 31 mitgetheilt wurde. Indeß spricht gegen diese Angabe der Unterschied der Geburtsjahre: der Dichter ist 1785, der Abgeordnete 1816 geboren, es läge also ein Zeitraum von 31 Jahren dazwischen. Seine Mutter Salomea war eine geborene von Rotermund und eine Nichte des österreichischen Feldmarschall-Lieutenants gleichen Namens. Die Vermögensverhältnisse seiner Eltern sicherten der Familie eine unabhängige Stellung. Daher stand auch sein Vater Stanislaus in keiner Staatsbedienstung, sondern derselbe bekleidete nur Aemter, zu welchen ihn das Vertrauen seiner Mitbürger berief, so das eines Friedensrichters und Wojwodschaftsrathes. Von Leopolds vier Geschwistern wurde Alexander infolge der politischen Ereignisse zur lebenslänglichen Arbeit in den sibirischen Bergwerken verurtheilt, später jedoch zu lebenslänglichem Exil begnadigt. Er starb auch in Sibirien, und seine Mitverbannten errichteten ihm nach eingeholter kaiserlicher Genehmigung daselbst ein Denkmal. Leonhard besuchte das Gymnasium zu Krakau, hörte auf der dortigen Universität die philosophischen und juridischen Studien und beendete letztere auf der Hochschule zu Breslau. Hierauf bildete er sich an der berühmten Landwirthschafts- und Forstschule zu Tharand [34] praktisch zum Oekonom und kehrte dann zu seinen Ettern zurück, welche ihm das Gut Paszkowska zur selbständigen Bewirthschaftung übergaben. In den nächsten Jahren bereiste er Italien, die Schweiz, Frankreich, Belgien und Deutschland und besuchte, seinem Drange nach weiterer Ausbildung folgend, in Paris die Sorbonne und das Collége de France. Nach seiner Heimkehr wurde er 1848 Vicepräsident des Nationalrathes von Wadowice. In den Jahren 1861 und 1867 wählten ihn die Großgrundbesitzer des Krakauer Kreises in den galizischen Landtag, welcher ihn in das Abgeordnetenhaus des österreichischen Reichsrathes entsendete. In der Session 1870/73 war er nicht Mitglied desselben, dagegen wurde er im October 1873 vom Großgrundbesitze der Wahlbezirke Wadowice, Biala und Saybusch wieder mit einem Mandate betraut. Was sein parlamentarisches Auftreten anbelangt, so weicht es in Nichts von dem der Slaven überhaupt im österreichischen Parlamente ab, die, nie zufriedengestellt, immer interpelliren und schließlich mehr erlangen, als mit dem Wohle des Gesammtstaates vereinbar ist. In einer Folge von „Silhouetten“, welche die „Bohemia“ von einzelnen Abgeordneten des Parlaments seinerzeit entwarf, heißt es von ihm: „Eine urwüchsige Erscheinung voll Derbheit, mit einer Lunge, wie sie auf einem polnischen Reichstage einem Redner nicht besser gewünscht werden kann, ist der Ritter von Wenzyk. Er spricht selten, aber dann gibt’s aus, wie der Wiener sagt, und wo die Keulenschläge seiner sarkastischen Einfälle hintreffen, wächst kein Gras mehr. Er hat den süßen Vergleich zwischen Lehengesetz, Ausgleichverfahren und Erdbeergefrorenem, mit denen man den Hunger der Völker stillen wollte, wenn auch nicht erfunden, so doch ausgebeutet.“ Nun, der Vergleich war immerhin komisch, doch paßte er nicht, da ihn Ritter von Wenzyk auf einen von Hunger sterbenden Mann – worunter er den Staat meinte – anwendete. So schlimm steht es mit dem Staate noch nicht, am wenigsten mit Galizien, das ja von Preußisch- und Russisch-Polen betreffs seiner politischen Lage geradezu beneidet wird. Im Jahre 1860 wurde Wenzyk auch zum Comitémitgliede der agronomischen Gesellschaft in Krakau gewählt. 1854 vermälte er sich mit Luise Gräfin Zaluski, Witwe des Freiherrn Hieronymus von Borowski. Im Abgeordnetenhause zählte er zur Partei der Föderalisten. 1870 gab er die Flugschrift: „Rzut oka na obecny stan rzeczy w Austryi“, d. i. Blick auf den allgemeinen Stand der Dinge in Oesterreich (Krakau, 8°.) heraus.

Bohemia, 1861, Nr. 247. – Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 1876, Nr. 13, Beilage.