BLKÖ:Wepler, Ludwig (Taifur Bey)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 55 (1887), ab Seite: 37. (Quelle)
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Wepler, Ludwig, nachmals Taifur Bey (türkischer Reitergeneral, geb. zu Kassel am 16. Jänner 1820, gest. zu Bagdad am 21. November 1862). Ein Sohn des 1861 verstorbenen Landrichters Wepler zu Kassel, trat er 1837 als Regimentscadet in die kaiserlich österreichische Armee und war 1843 der zweitjüngste Unterlieutenant bei Kaiser Ferdinand-Huszaren Nr. 1, welche damals in Slavonien an der türkischen Grenze cantonirten. Dieses Regiment, in welchem er bis 1848 zum Rittmeister vorrückte, wurde im Juni desselben Jahres nach dem Bácser Comitate an der Militärgrenze beordert und mußte auf kaiserlichen Befehl den Eid auf die ungarische Verfassung leisten. Als dann [38] Ungarn 1849 sich von Oesterreich losriß, diente Wepler im ungarischen Heere fort und nahm an den nun folgenden Kämpfen mit den österreichischen und russischen Truppen Theil. Allmälig rückte er im 12. ungarischen Huszaren-Regimente bis zum Commandeur vor und focht mit demselben unter den Befehlen der Generale Perczel, Dembinski, Görgei, Klapka und Bem in mehr als zwanzig Schlachten und Gefechten gegen die österreichischen und russischen Truppen. Nach dem Verluste der Schlacht von Temesvár am 9. August 1849 deckte er mit drei Schwadronen seines Regiments – etwa 500 Huszaren – Heldenhaft den Rückzug des Generals Bem nach der Türkei. Unter den Officieren, welche demselben in dieses Reich folgten, befand sich auch Wepler. Längere Zeit hielt er sich in Constantinopel auf, eine Anstellung erwartend, erlangte aber eine solche erst bei Ausbruch des orientalischen Krieges, indem er als Oberst in die türkische Reiterei trat. Durch seine Geschicklichkeit in der Ausbildung der Reiter und in der Abrichtung der Pferde leistete er der Pforte treffliche Dienste. Im Jänner 1854 erhielt er den Auftrag, eine ungarische Legion zu bilden, deren Commando er übernehmen sollte. Doch infolge der sich rasch drängenden Ereignisse kam es nicht mehr dazu, dagegen bildete er im Frühjahr 1855 am schwarzen Meere tscherkessische Reitercorps aus. Nun kam er als Befehlshaber der Reiterei in das türkische Armeecorps, welches unter den Befehlen der Paschas Selim und Mustapha Anfangs in Batum und in der Umgegend am schwarzen Meere (in Türkisch-Georgien an der Grenze der den Russen unterworfenen kaukasischen Provinz Guriel) stand, und nahm an allen Vorgängen daselbst rühmlichsten Antheil, so daß ihn der Sultan mit dem Medschidie-Orden auszeichnete. Im Mai 1862 wurde er zum Befehlshaber der in Mesopotamien stehenden Reiterei des sechsten türkischen Armeecorps ernannt, dessen Generalstab damals in Bagdad lag. Dort von einem hitzigen Fieber befallen, erlag er demselben in der Vollkraft des Lebens, im Alter von erst 41 Jahren. Wepler hatte sich in Constantinopel mit einer Wienerin vermält, welche ihm zwei Kinder gebar.

Bohemia (Prager politisches und Unterhaltungsblatt, 4°.) 1863, Nr. 41 in der Rubrik „Mosaik“. – Kertbeny (K. M.). Die Ungarn im Auslande I. Namensliste ungarischer Emigration seit 1849. 2000 Namen mit biographischem Signalement (Brüssel und Leipzig 1864, Kießling und Comp., 12°.) S. 753, Nr. 1884.