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BLKÖ:Wesselényi, Helene

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 55 (1887), ab Seite: 150. (Quelle)
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5. Helene Wesselényi (gest. 13. December 1830). Eine geborene Cserey, wurde sie von Nicolaus Freiherrn von Wesselényi, als derselbe infolge seiner tollen Streiche die kaiserliche Armee verlassen mußre, aus dem Kloster entführt und geheiratet. Helene, deren Leiden – denn solange ihr Gatte lebte, war ihr Leben nur ein Leiden – Csengery in ihres Mannes Lebensskizze mit rührender Wehmuth schildert, war in Wahrheit dessen Schutzgeist, und obwohl dieser Wilde in den Ausbrüchen seiner Leidenschaft auch sie nicht schonte, zu ihr kehrte er immer wieder reuig zurück, sie betete er an, sie fürchtete er und beugte sich vor ihrem Geiste. Wenn ihres Gatten Name in den Annalen Siebenbürgens von herrlichen Strahlen umgeben ist, so entstammt diese Glorie den kostbaren Thränen Helenens; seine Errettung aus dem Abgrunde wilder Leidenschaften ward um den Preis eines vernichteten, selbstverleugnenden Frauenlebens erkauft. Die schlimmste Zeit hatte die Frau, als er in Kufstein gefangen saß. Sie, im Kloster erzogen, wußte von Landwirthschaft und Haushalt auf einem Schlosse nichts, und doch nahm Schloß Zsibó, eine der größten Herrschaften in Siebenbürgen, die volle Thätigkeit des erfahrenen Landwirthes und des berechnenden Grundherrn in Anspruch. Auf sich selbst angewiesen, überwand sie mit wunderbarer Energie Alles, überwachte persönlich die verschiedenen landwirthschaftlichen Verrichtungen, brachte in den bei Uebernahme durch den Gatten stark verschuldeten und überhaupt zerrütteten Haushalt eine musterhafte Ordnung und verminderte nicht unbeträchtlich die Schuldenlast. Viele Mühe verursachte ihr, der schwachen Frau, die Aufrechthaltung des weltberühmten Gestütes, aber auch hier wurde sie Herr der Aufgabe, ließ das traditionelle Verfahren ihres Gemals hinsichtlich der Erhaltung und Trainirung der Pferde pünktlich befolgen und eiferte die alten Diener durch ihr Ansehen und Wohlwollen zum verdoppelten Fleiße an, so daß, als der Baron, durch die Gattin erlöst, aus seiner Haft nach vier Jahren heimkehrte, er Alles im besten Zustande vorfand. Welche Rolle Helene bei den durch die widerwärtigsten Scenen der Rohheit und Leidenschaft ihres Gatten und seiner Gäste gestörten Gelagen. Jagden auf Burg Zsibó spielte, auch dessen gedenkt Csengery. Sie war in ihrer aufopfernden Liebe, in ihrer Selbstverleugnung, in ihrer Duldsamkeit ohne Gleichen der gute Genius des Hauses Wesselényi, und als sie schon längst unterm Rasen schlief, wallfahrtete der Sohn, der die ganze Leidensgeschichte der Mutter kannte, so oft er in Zsibó weilte, täglich zum Grabe der Mutter, das nicht ein gewöhnliches Weib, sondern einen Engel und eine Märtyrerin zugleich umschloß. –