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BLKÖ:Westreicher, Engelbert

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 55 (1887), ab Seite: 179. (Quelle)
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Westreicher, Engelbert (Bildhauer, geb. zu Pfunds im Oberinnthal, Landgerichtsbezirk Nauders, am 20. September 1825). Nachdem er in seinem Geburtsorte Pfunds und später zu Imst die Volksschule besucht hatte, trat er, 12 Jahre alt, zu dem in Tirol gut bekannten Bildhauer Franz Renn [Band XXV, S. 290, Nr. 2] in die Lehre. 1843 ging er nach München, wo er zuerst in das Atelier Enders, dann in jenes der Professoren Conr. Eberhard und Petz kam, dann aber die königliche Akademie bis zum Jahre 1848 besuchte, dabei seinen Unterhalt aus eigenen Ersparnissen bestreitend, da er von Haus aus mittellos war. Hierauf arbeitete er im Atelier Sikinger und von 1850 ab in jenem des Professors Michael Stolz [Bd. XXXIX, S. 174] zu Innsbruck. Daselbst gründete er sich bereits im folgenden Jahre sein eigenes Heim, übersiedelte aber – entweder aus Mangel an Bestellungen oder aus anderen Gründen, doch zum Bedauern der Innsbrucker Kunstfreunde – im Jahre 1857 nach Linz, wo er sein eigenes Atelier eröffnete, ein Haus und 1877 das Bürgerrecht erwarb, gegenwärtig schon 16 Jahre das Amt eines Armenvaters bekleidet und zur Stunde noch fleißig seinem Berufe lebt. Aus dem Atelier des Künstlers gingen bis heute 97 größere und kleinere Altäre, 26 Kanzeln, zwei große Orgelgehäuse und mehrere Hundert Figuren und Statuetten hervor. Etwa zwanzig [180] Altäre, vier Kanzeln und die beiden großen Orgelgehäuse sind nach Entwürfen des Bauleiters der Votivkirche in Wien, Professors Ritter von Riewel, ausgeführt, alle seine übrigen Arbeiten aber nach seinen eigenen Entwürfen, denen man gute Composition, Reinheit des Styls, geschmackvolle tüchtige Durchführung, vor Allen: auch kirchliche Auffassung nachrühmen kann. Westreicher genießt den Ruf eines tüchtigen Künstlers weit über die Grenzen der seit länger als dreißig Jahren bewohnten Arbeitsstätte. Freilich kommt er als katholischer Künstler in deutschen Werken über Kunst nicht vor. Von seinen bedeutenderen Arbeiten nennen wir den Votivaltar und das Orgelgehäuse der Votivkirche in Wien, Hochaltar, Seitenaltäre und Kanzel in Petersdorf bei Wien, ebenso die Hochaltäre, Seitenaltäre und Kanzeln in Waidhofen an der Ybbs, in Neuhofen bei Ulmerfeld, in Weistroch und Behamberg in Niederösterreich; den Hochaltar und die Kanzel zu Schönau bei Teplitz in Böhmen, den Hochaltar zu Perg bei Mauthhausen in Oberösterreich, Hochaltar und Kanzel zu Schöndorf bei Vöklabruck, jenen zu Esternberg im Innviertel und den Hochaltar zu Szegedin in Ungarn. Von figuralischen Arbeiten des Künstlers sind uns leider nur wenige, aber sehr anmuthige bekannt: so ein auferstandener Heiland, den er kurz vor seinem Abzuge von Innsbruck (1857) vollendet hatte, dann zwei Apostel und eine Statue der Immaculata für das Kirchlein in Puchenau (1864) und eine aus dem betenden Christus, dem am Felsen sitzenden Apostel Petrus und den schlafenden Johannes und Jacobus bestehende Oelberggruppe, welche der Künstler im Auftrage einer Frau in Obernberg 1865 ausgeführt hat. Im Tiroler Landesmuseum (Ferdinandeum), welches sich die Aufgabe gestellt, jeden Künstler der Heimat durch ein und das andere Werk in der Sammlung vertreten zu sehen, ist von Westreicher eine Gypsstatuette vorhanden, welche den „König David, die Harfe spielend“, darstellt.

Katholische Blätter (Linz, 4°.) 1864, Nr. 32. – Bote für Tirol und Vorarlberg, 1857, Nr. 122: „Kunst“. – Linzer Zeitung, 1865, Nr. 48. – Handschriftliche Notizen, welche ich der liebenswürdigen Bereitwilligkeit des Malers und Musealcustos in Linz, J. M. Kaiser, verdanke.