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BLKÖ:Windisch-Grätz, Leopold Johann Victorin

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 57 (1889), ab Seite: 51. (Quelle)
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26. Leopold Johann Victorin (geb. zu Regensburg 17. September 1686, gest. 19. December 1746), vom Erasmischen Aste des Ruprecht’schen Hauptastes. Ein Sohn des Grafen Gottlieb von Windisch-Grätz aus dessen dritter Ehe mit Maria Theresia Gräfin von Saurau, wurde er 1716 als Reichshofrath angestellt; 1717 kam er als außerordentlicher Gesandter bei den Generalstaaten nach dem Haag. In seiner besonderen Instruction befand sich ein kaiserliches Postscript, des Inhalts, daß, wenn dem kaiserlichen Gesandten Herrn Leopold Johann Victorin Grafen von Windisch-Grätz von den der Versammlung der Generalstaaten beiwohnenden Botschaftern und Gesandten der Ehrentitel „Excellenz“ verweigert würde, der Graf auch jene damit nicht beehren solle. Ein zweites Postscript betraf die Schleifung der kurkölnischen und lüttichischen Festungen und Citadellen in Gemäßheit des Badenschen Friedenstractates; auch erhielt er (1719) ein Creditiv an den König Georg I. von England und ein Rescript Karls VI. in Betreff der kaiserlichen Quecksilber- und Kupferbergwerke in Holland. Im Jahre 1722 zum ersten kaiserlichen Botschafter bei dem Congresse zu Cambray ernannt, schloß er als kaiserlicher Bevollmächtigter die bekannte Quadrupelallianz, aus welchem Anlasse er eine goldene Medaille prägen ließ. 1723 wurde er wirklicher geheimer Rath, war später beim Congreß zu Soissons, erhielt mit Diplom vom 14. Februar 1730 von Kaiser Karl VI. den bereits seinem Vater zugesicherten Palatinus major, ward ferner Statthalter der niederösterreichischen Lande, 1735 Conferenzminister und mit Handbillet Kaiser Karls VI. ddo. Wien 28. November 1739, Ritter des goldenen Vließes. Im Jahre 1741 erhielt er als Magnat von Ungarn das Einladungsschreiben der Königin Maria Theresia zu dem berühmten Krönungslandtage von 1741 und mit einem Reichshofdecrete, ddo. 5. October 1745, von Kaiser Franz I. die Würde eines geheimen Rathes mit dem Range unmittelbar nach dem Hof- und Staatskanzler Corvitz Grafen Ulfeld. In diesem Decrete wurde aller seiner Würden, Amtsverrichtungen und erworbenen Verdienste in den schmeichelhaftesten Ausdrücken gedacht. Wie ohne Rücksicht auf eigenen Vortheil der Graf die ihm anvertrauten Aemter verwaltete, zeigt am klarsten ein Ueberblick seines Einkommens und des von ihm hinterlassenen Vermögens. Der bedeutende Aufwand, den er als Gesandter, Botschafter und bevollmächtigter Stellvertreter seines Monarchen machen zu müssen glaubte, um diesen bei allen Gelegenheiten glanzvoll zu repräsentiren, kostete ihm nicht nur sein ganzes Barvermögen, sondern war auch mit Ursache, [52] daß seine Besitzungen mit mehr als einer halben Million belastet für seinen Enkel übernommen wurden. Graf Leopold Johann Victorin war auch ein Freund und Gönner der Wissenschaften und wußte durch seinen Einfluß die Einsetzung eines Professors der Algebra an der Wiener Universität zu erwirken. Seine im Jahre 1714 ihm angetraute Gemalin Maria Ernestina Gräfin Strassoldo gebar ihm folgende Kinder: Maria Theresia, welche schon als Kind starb, Amadeus Caspar, der gleichfalls nur einige Jahre alt wurde, Leopold Karl Joseph (geb. zu Wien 15. November 1718), welcher seit 1740 die Stelle eines kaiserlichen Regierungsrathes bekleidete und sich am 17. Februar 1743 mit Maria Antonia, Tochter des berühmten Feldmarschalls Ludwig Andreas Grafen Khevenhüller, vermälte; nach kaum dreijähriger Ehe, am 17. Jänner 1746, erlag aber die junge Gräfin der damals herrschenden Blatternepidemie, der einige Wochen später, am 13. Februar, auch ihr Gemal in der Blüte des Mannesalters zum Opfer fiel. Auch der jüngste Sohn Karl Joseph starb jung, erst 22 Jahre alt. Graf Leopold Johann Victorin übernahm nun im Namen seines verwaisten, erst sechzehn Monate alten Enkels Joseph Niclas die Hinterlassenschaft dessen Vaters, seines Sohnes, und errichtete bald darauf sein eigenes Testament, worin er seinen Enkel zum Universalerben einsetzte. Seinem Wunsche gemäß sollte die Herrschaft Trautmannsdorf dem Grafen Joseph Niclas und dessen männlichen Nachkommen als Majoratsbesitzung angehören, was indeß nicht geschah, da dieselbe schon 1756 verkauft wurde. Er selbst folgte noch vor Ablauf des Jahres 1746 seinem Sohne Leopold Karl ins Grab; nachdem er noch am 19. December spät Abends bei Hofe gewesen, wurde er in der nämlichen Nacht von einem Schlagflusse plötzlich dahingerafft und von seiner Gattin, die ihn um 20 Jahre überlebte, bei ihrem Erwachen todt im Bett gefunden. [(Zedler’s) Universal-Lexikon, Bd. LVII, Sp. 727 u. 728.] –