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BLKÖ:Winkler, Martin Ferdinand

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 56 (1888), ab Seite: 281. (Quelle)
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Winkler, Martin Ferdinand (Componist, geb. zu Frauenberg in Obersteiermark am 11. November 1760, Todesjahr unbekannt). In Rede Stehender, dessen Vater Schullehrer und Meßner zugleich in Frauenberg war, kam, neun Jahre alt, nach Völkermarkt in Kärnthen, wo er die Anfangsgründe der Musik erlernte. 1770 wurde er als Sängerknabe im Benedictinerstifte Sanct Paul im Lavantthale in Kärnthen aufgenommen. Dort erlernte er, während er das Gymnasium und die Humanitätsclassen besuchte, nebst dem Gesange Clavier- und Orgelspiel. Zur Fortsetzung seiner Studien ging er dann nach Klagenfurt, wo er, da er ganz mittellos war, im Kloster der Ursulinerinen freien Tisch erhielt und bei dem Stadtorganisten Lutzenberg sich weiter im Orgelspiele ausbildete. Als er achtzehn Jahre zählte, ward er von dem Prälaten des Benedictinerstiftes St. Paul, Anselm von Edling, als Stiftszögling aufgenommen, und hier beendete er die philosophischen und theologischen Studien; aber auch an musicalischer Thätigkeit fehlte es nicht, da er für die Operetten, welche der Prälat dichtete, nun die Gesangstücke zu componiren hatte. Da er sich darin als besonders geschickt erwies, übertrug ihm der Prälat die Leitung der Kirchenmusik im Stift, und nun begann Winkler’s Thätigkeit auf dem Gebiete der kirchlichen Composition, die zeitlebens seine vorherrschende blieb. Im November 1782 wurde das Kloster aufgehoben. Winkler stand damals im 22. Lebensjahre. Da er die Ordensgelübde noch nicht abgelegt hatte, also völlig ungebunden war, begab er sich nach Klagenfurt, wo er sich vorderhand durch Musikunterricht seinen Unterhalt erwarb. Als dann 1784 das General-Seminar in Gratz errichtet wurde, kam er in dasselbe und vollendete darin die theologischen Studien. Die inhumane Behandlung jedoch, welche die damaligen aufeinander folgenden Generaldirectoren dieses Institutes den Zöglingen angedeihen ließen, war nichts weniger als geeignet, in denselben die Liebe für den priesterlichen Beruf zu wecken und zu fördern, im Gegentheil, sie veranlaßte die Mehrzahl der Seminaristen zum Austritte, und in der That verließen bald nahezu 200 derselben das Seminar, und unter diesen befand sich auch Winkler. So waren die vorangegangenen der Erziehung zu priesterlichem Berufe gewidmeten Jahre verloren, und er mußte sich für einen anderen Beruf entscheiden. Um diese Zeit fand die Durchführung des von Kaiser Joseph II. angeordneten Steuerregulirungsgeschäftes statt, und es gelang ihm, bei demselben Verwendung zu finden. Er trat in dem Steuerbezirke Hartneidstein unter der Herrschaft Wolfsberg in Dienste, vertauschte aber dieselben 1787 aus Liebe zu seinem alternden Vater, der zu Maria Saal in Kärnthen lebte, mit der Organistenstelle bei dem Capitel des dortigen berühmten Wallfahrtsortes. 1794 folgte er einem Rufe als Organist und Chordirector nach Villach, nahm aber schon nach kurzer Zeit einen gleichen an die Domkirche in Laibach an. Aus dieser Stelle jedoch bald durch den Einfall der Franzosen, die von dem ganzen Lande Besitz ergriffen, vertrieben, [282] wendete er sich nun mit seiner Familie nach Wolfsberg in Kärnthen, von wo er bereits früher einen Ruf erhalten hatte, den er aber ablehnte. 1802 fand er eine Anstellung bei dem Domänen-Oberamte in Wolfsberg, in welcher ihm 1807 auch noch die Vogteiverwaltung übertragen wurde. Daselbst war er noch im April 1826 – damals bereits 66 Jahre alt – am Leben. Seine ferneren Geschicke, die kaum noch wechselvoll gewesen sein können, sind uns unbekannt. Wie schon bemerkt, war Winkler Componist, und zwar vorherrschend in Kirchenmusik. was sich aus seinen wechselnden Stellungen als Organist und Chordirector in verschiedenen Kirchen und Klöstern erklärt. Die Zahl seiner Compositionen ist groß. Da wir Einsicht nehmen können in ein von ihm selbst angefertigtes Verzeichniß derselben, so führen wir die einzelnen Werke summarisch an. Es sind 11 große Messen, davon vier in C, eine in D, eine in B und Es, eine in Es mit Graduale, Offertorium, Veni sancte spiritus und Tantum ergo, zwei in Es, eine in F mit Tantum ergo, eine gleiche mit Offertorium de St. Eucharistia, jede derselben ist vierstimmig, mit Orgel, mehreren Streich- und Blasinstrumenten; 9 kleine Messen, davon drei in B, zwei in D, eine in F, zwei in G, alle vierstimmig mit Orgel, Streich- und Blasinstrumenten; 22 Offertorien, vier- und zweistimmig mit Orgel, Streich- und Blasinstrumenten; 24 Tantum ergo, sämmtlich vierstimmig mit Orgel, Streich- und Blasinstrumenten; dann ein Te Deum in C, zwei kleine dreistimmige Pastoralmessen mit Orgel, Violinen und Baß, ein dreistimmiges Requiem in F-moll, ein Regina coeli mit Auferstehungslied, ein vierstimmiges Pange lingua mit Harmonie, ein vierstimmiges Ecce panis mit Orgel, Streich- und Blasinstrumenten, ein deutsches Amt in C, dreistimmig mit Orgel, Clarinetten, Horn, ein deutsches Oratorium zum h. Grabe, nach einem Texte von Ramler, auf vier Stimmen und Streichinstrumente und zwei Orgelconcerte, eines auf Streich- und Blasinstrumente, das andere bloß auf Streichinstrumente; dann eine Symphonie in Es, zwei Adagio in Es, ein Andante in B, sämmtlich auf Streich- und Blasinstrumente, drei Märsche und ein Adagio in Es und As für Blasinstrumente, ein Landwehrmarsch für Wolfsberg in C mit Blasinstrumenten und türkischer Trommel, ein Quartett in C für Piccolo, Violine, Viola und Violoncello, außerdem verschiedene andere Werke, darunter Märsche für Dilettanten und die Stadtcompagnie in Wolfsberg. Wo sich diese Compositionen befinden, ist uns unbekannt, wahrscheinlich bei seiner Familie oder den Erben in Wolfsberg.