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BLKÖ:Wittmann, Johann

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wittmann, Hugo
Band: 57 (1889), ab Seite: 167. (Quelle)
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Wittmann, Johann (Tonsetzer, geb. im Markte Weyer nächst Stadt Steyer in Oesterreich ob der Enns am 8. December 1757, gest. zu Lambach ebenda am 15. Juli 1847). Als er erst ein Jahr alt war, entriß ihm der Tod den Vater, und nun brachte ihn die Mutter zu seiner in Göstling in Oesterreich unter der Enns ansässigen Großmutter, [168] wo er erzogen wurde, die Schule besuchte und, da er bald Talent zur Musik verrieth, Unterricht im Singen genoß. Als er neun Jahre zählte, verlangte ihn ein naher Verwandter, Ignaz Millner Schullehrer zu Gaming in Oesterreich unter der Enns, als Discantist zu sich. Hier wurde er nun im Singen weiter unterwiesen und erhielt die nöthige Anleitung auf dem Clavier, der Violine und dem Violoncello. Nach vier Jahren kam er in das Haus seines Stiefvaters, eines Tischlermeisters im Markte Weyer. Während er daselbst das Tischlerhandwerk erlernte, übte er sich auch fleißig in der Musik, wobei ihm sein Stiefvater kein Hinderniß in den Weg legte, da dieser selbst ein großer Musikfreund war. Nach vollendeten Lehrjahren ging Johann[WS 1] auf Wunsch des damaligen Abtes zu Steyergärsten, Maurus Cordon, mit welchem er mütterlicherseits nahe verwandt war, als Gehilfe in den Dienst des Tischlermeisters in Steyergärsten, wo er dann die nächste Hoffnung hatte, in das Stift als Tenorist aufgenommen zu werden. Um jene Zeit begann der berühmte Exjesuit Krismann den Bau der neuen Orgel in der Stadtpfarrkirche zu Steyer. Wittmann, welcher als Tischlergeselle zu dieser Arbeit bestimmt wurde, machte nun in Kurzem die Bekanntschaft mehrerer Musiker, darunter des Tenoristen Straußenberger, den er bald bei den kirchlichen Aufführungen im Gesange unterstützte, was diesem in Anbetracht seines vorgerückten Alters sehr willkommen war. So gestalteten sich denn im Leben Wittmann’s immer die Umstände so günstig, daß seine Lust und Liebe zur Musik stets Nahrung und Förderung erhielt. Auch fand er in Steyer bald hinreichend Gelegenheit, sich in der Instrumentalmusik zu üben. Nach vollendetem Orgelbau verließ er diese Stadt und reiste über Wels nach Lambach in Ausübung seines Tischlerhandwerkes. Nach mehrmonatlichem Aufenthalt in letzterem Orte, in welchem er öfter mit dem Stiftstenor Schwarz Tenorpartien im Stiftschor sang, folgte er einem Rufe nach Schwanenstadt, wo er sich bald mit dem dortigen Schullehrer Franz X. Süßmayer, des berühmten Componisten [Bd. XL, S. 290] Vater, befreundete, von dem er in nicht geringem Maße in seinen musicalischen Uebungen gefördert und bei seinem hervorragenden Talente bald aufgefordert wurde, das Handwerk aufzugeben, dem Schulfache sich zu widmen und sich dann ernstlich in der Musik auszubilden. So gab er denn in der That die Tischlerei auf und erhielt in Vöklabruck eine Stelle als Gehilfe des dortigen Schullehrers Helm; bald vertrat er auch denselben in der Leitung der Musik, nahm Unterricht in der Satzkunst und brachte es darin in kurzer Zeit so weit, daß er zu einem Singspiele, welches man aufzuführen vorhatte, über ein Dutzend Arien componirte. Besonders erfreute er sich des Wohlwollens des Bürgermeisters Hörmann von Vöklabruck, in dessen Kanzlei er nach fünfjährigem Schuldienste Verwendung fand und auf dessen Empfehlung er dann in die Fürst Auersperg’sche Kanzlei zu Köppach kam. Der dortige Pfleger, seine Gattin, wie die übrigen Herrschaftsbeamten trieben fleißig Musik, und Wittmann wurde ihren Uebungen, da er selbst eifrigst dieser Kunst huldigte, beigezogen. Nach zweijährigem Dienste in Köppach ward er nach dem Tode des Bassisten Anton Walter von dem Abte von Lambach, Amand Schikmayer, als Bassist aufgenommen, und er trat am 12. April 1789 diese Stelle an. Im [169] Stifte, welches die Kirchenmusik sorgfältig pflegte, fand er an dem Organisten Stanislaus Reidinger einen tüchtigen Musicus, bei dem er, da derselbe ein fester Contrapunctist war, seine Compositionsstudien fortsetzte. Auch lernte er daselbst den berühmten Salzburger Capellmeister Michael Haydn kennen, der mit dem Wiener Hofcapellmeister Süßmayer öfter auf Besuch nach Lambach kam, und Beide unterließen es nicht, den begabten Wittmann in seinen musicalischen Arbeiten zu fördern und zu ermuntern. Im Mai 1797 erhielt er endlich die Schullehrerstelle in Lambach. Daselbst fand er auch an dem als Kupferstecher und Musikfreund rühmlichst bekannten P. Peter Colomann Fellner [Bd. IV, S. 171], der damals Chordirector im Stifte war, einen wohlwollenden Gönner, der ihn insbesondere durch Beischaffung guter Musicalien förderte, von denen sich Wittmann genaue Abschriften nahm, und aus denen er sich mit dem Geiste der Compositionen vertraut machte. Von Fellner angeregt, unterzog er sich auch der Composition einer Operette, betitelt: „Der gebesserte Hans“, zu welcher der beliebte Dialektdichter P. Maurus Lindemayer [Bd. XV, S. 201] den Text gedichtet, und welche auf dem Stiftstheater in Gegenwart angesehener Gäste öfter und stets mit großem Erfolg gespielt wurde. Nun ward Wittmann von Fellner aufgemuntert, sich in der Kirchencomposition zu versuchen, und er schrieb die erste Messe in B welche sich, nachdem Michael Haydn sie gehört, auch des vollen Beifalls dieses Kenners erfreute. Die Bemerkung dieses ausgezeichneten Kirchencomponisten: „daß Kirchenmusik Gebet sein müsse“ war es, welche er sich bei seinen ferneren Compositionen stets vorhielt, und welcher er die heilige Weihe verdankt, die aus seinen Kirchenstücken athmet, deren er in der Folge mehrere geschrieben. 1823 trat er mit dem Religionsprofessor und Chorregens des Kremsmünster Stiftes David Landsmann in einen fleißigen Briefwechsel, welcher die Bearbeitung von Kirchengesangsweisen zur dritten Auflage des Gymnasial-Gesangbuches (1823) und die Drucklegung oder den Notenstich der Melodien betraf. Er nahm sich der Sache mit allem Ernste an, entwickelte große Thätigkeit in Beischaffung der Melodien, componirte deren viele selbst, nahm wieder andere aus bereits gedruckten Liederbüchern auf, indem er sie den Umständen entsprechend abänderte, und richtete alle diese Melodien auf die gewöhnlichen vier Singstimmen mit bloßer Orgelbegleitung ein. Auch verdanken wir ihm authentische Mittheilungen über Michael Haydn. Der Pater Günther Kronecker [Bd. XIII, S. 254] im Benedictinerstifte Kremsmünster wendete sich nämlich 1840 an Wittmann in Lambach, ihm von Michael Haydn, der oft dahin kam und mit ihm befreundet gewesen, aus dessen Leben alles in Erinnerung Behaltene aufzuzeichnen. Wittmann kam diesem Wunsche nach und schickte im Juni 1840 seine mehrere Blätter umfassenden Aufzeichnungen über Haydn, welche wohl noch im genannten Stifte aufbewahrt sein dürften. Außer verschiedenen Liedern zu Singspielen schrieb Wittmann noch folgende Kirchenstücke: „Missa I in B“, 2 corni, 2 Clarinetti, Violino I e II, Organo, Violone, 4 Singstimmen; – „Missa II in C“, 2 Corni, 2 Oboi, Violino I e II, Organo, Violone, 4 Singstimmen; – „Missa III in F“, 2 Corni, 2 Oboi, Violino I e II, Viola, 4 Singstimmen, Organo, Violone; – „Missa IV [170] in D“, 2 Corni, 2 Oboi, Violino I e II, Viola, 4 Singstimmen, Organo e Violone; – „Missa V in C“, 2 Clarini, 2 Oboi, Violino I e II, 4 Singstimmen, Organo, Violone; – „Litaniae in D“, 2 Corni, 2 Oboi, Violino I e II, 4 Singstimmen, Organo, Violone; – „Offertorium in Festo SS. Apost. Petri et Pauli“, Clarinetto conc., Violino I e II, Alto, Viola Basso solo, Organo; – „Messgesang“; – „Zum Staffelgebet“ (Vater, deine Kinder treten). Auch hinterließ Wittmann eine ansehnliche Sammlung gewählter Kirchenmusicalien, die er selbst von den Originalen abgeschrieben und bei deren meisten er die Zusammenziehung der vielen Instrumentirungen mit großer Umsicht und musicalischem Scharfblick durchgeführt hat.

Huemer (Georg). Die Pflege der Musik im Stifte Kremsmünster. Cultur-historischer Beitrag zur eilften Säcularfeier (Wels 1877, Joh. Haas, 8°.) S. 84 und 97.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Johannn.