BLKÖ:Wittmann, Matthäus
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 57 (1889), ab Seite: 171. (Quelle) | |||
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Latour’s Mord mit Blut vertraut gewordenen Proletarier Greuel über Greuel verübten. Als am 7. October genannten Jahres die Plünderung des kaiserlichen Zeughauses auf der Freiung stattfand, hatte er daselbst mit seiner Compagnie die Aufstellung. Diese Plünderung des [172] Gebäudes, das so viele geschichtliche Wahrzeichen der Tapferkeit der Wiener Bürger aufbewahrte, empörte den wackeren Mann, er sperrte sofort mit seiner Compagnie die Gasse zum Zeughause und nahm den Plünderern mehrere hundert Stück verschiedener mitunter sehr werthvoller alterthümlicher Waffen ab, gab sie dem Portier zum „römischen Kaiser“ in Aufbewahrung und machte dann beim Obercommando Anzeige davon, worauf die Waffen in Gegenwart des Hauptmanns de Beine ins Zeughaus zurückgebracht wurden. Auch wirkte er im genannten Jahre im Gemeindeausschuß und wurde, als nach dem Umschwunge der politischen Verhältnisse im Kaiserstaate 1859 die neuen Väter der Großcommune Wien 1861 aus freier Wahl und dem Vertrauen ihrer Mitbürger hervorgingen, im 8. Wahlbezirk (Alsergrund) in den Gemeinderath der Hauptstadt gewählt, in welchem er bis zu seinem im Alter von 68 Jahren erfolgten Tode wirkte. Besonders bemerkenswerth ist es, daß Wittmann durch seine patriotische Haltung, durch seine Verdienste um Aufrechthaltung der Ruhe, Ordnung und Sicherheit in schwerer Zeit in uneigennützigster Weise, ohne Ansprüche auf irgend eine Auszeichnung, sich hervorgethan.
Wittmann, Matthäus (Wiener Bürger, geb. zu Alt-Lichtenwörth in Oesterreich unter der Enns am 1. October 1808, gest. in Wien am 19. Februar 1876). Der Sproß einer alten und wohlhabenden Bauernfamilie, kam er in jungen Jahren aus dem väterlichen Hause in die Lehre zu einem Fleischhauer zu Lundenburg in Mähren, von wo er nach Erlernung des Geschäftes 1824 nach Wien ging. Daselbst diente er mehrere Jahre in verschiedenen größeren Gasthöfen und erwarb sich durch seinen Rechtlichkeitssinn, durch Fleiß, Geschäftskenntniß und sein ordentliches Benehmen allmälig in seinen Kreisen ein immer größeres Vertrauen, so daß er 1836 den Entschluß faßte, sich selbständig zu machen, und nun das Gasthaus „zum rothen Kreuz“ auf dem Himmelpfortgrunde Nr. 74 übernahm. Er brachte es dann durch Kauf in seinen Besitz und führte es viele Jahre mit Umsicht und Geschick. Bald gewann er das Vertrauen seiner Mitbürger in solchem Grade, daß ihm diese das Amt eines Gemeindeausschuß-Mitgliedes, Grundgerichtsbeisitzers und Armenvaters übertrugen, welche Aemter er auch fortführte, nachdem er sein Gasthausgeschäft niedergelegt hatte. Wie er sich des allgemeinen Vertrauens seiner Mitbürger erfreute, beweist auch der Umstand, daß ihn bei Errichtung der Nationalgarde im denkwürdigen Jahre 1848 sein Bezirk einstimmig zum Hauptmann derselben im Bezirke erwählte. Als solcher setzte er den häufigen Ausschreitungen der Unruhestifter jener Tage energischen Widerstand entgegen; mit besonderer Umsicht aber benahm er sich in den furchtbaren Octobertagen, in welchen die durch- Dunder (W. G.). Denkschrift über die Wiener October-Revolution. Ausführliche Darstellung aller Ereignisse aus amtlichen Quellen geschöpft... (Wien 1849, gr. 8°.) S. 179.