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BLKÖ:Wodzicki, Michael

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 57 (1889), ab Seite: 206. (Quelle)
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Wodzicki, Michael (Bischof von Przemyśl, geb. zu Rogów an der Weichsel in Galizien 3. September 1683, gest. in Warschau 1. Jänner 1764). Der Sproß einer geadelten Krakauer Familie, über welche die Quellen S. 207 nähere Nachrichten enthalten. Sein Vater, Lorenz, auch Johann Lorenz, war Schatzmeister von Nura und Administrator der Salzwerke von Wieliczka und Bochnia, die Mutter Anna Maria eine geborene Grot von Rawa. Von zahlreichen Geschwistern widmete sich Michael dem geistlichen Stande, besuchte die Jesuitenschulen in Thorn, bildete sich dann in den theologischen Fächern in Padua, Rom und Paris und wurde in noch jungen Jahren Canonicus von Sandomir und Scholasticus von Łęczycz, 1713 aber Canonicus an der Kathedrale von Krakau, anläßlich welcher Ernennung eine unserer Quellen ausdrücklich bemerkt, daß es kein Geheimniß sei, wie dieselbe erfolgte, da, um eine Domherrenstelle an genannter[WS 1] Kathedrale zu erhalten, man von altem Adel sein mußte. 1737 wählte ihn das Krakauer Capitel zum Decan. Als 1716 Casimir Lubieński, Bischof von Krakau, dahin eine Diöcesansynode berufen hatte, sandte er mit den auf derselben beschlossenen Decreten unseren Domherrn nach Rom ab, um dort für diese die päpstliche Bestätigung zu erlangen, welcher Aufgabe sich Wodzicki mit großem Geschick und bestem Erfolge unterzog. Zweimal, 1732 und 1742, versah Letzterer, während der Krakauer Bischofssitz erledigt war, die Stelle des Administrators des bischöflichen Amtes. Der apostolische Stuhl übertrug ihm auch den canonischen Proceß anläßlich der Seligsprechung des Johann Kantius. Wiederholt entsendete ihn das Domherrencapitel als Deputirten zum obersten Tribunal des Königreiches. Wegen seines sittlichen Lebenswandels, mit dem er die liebenswürdigsten Umgangsformen verband, gewann er das Wohlwollen des Krakauer Bischofs Lipski in so hohem Grade, daß ihn derselbe auf das angelegentlichste dem Könige August III. empfahl, der ihn infolge dessen zu seinem Vice-Kanzler ernannte, ihn mit kirchlichen Aemtern und Ehren und mit dem weißen Adlerorden auszeichnete. Besonderer Gunst erfreute er sich auch von Seite der Königin Maria Josepha, einer Tochter Kaiser Josephs I., die ihn ebensowohl wegen seiner priesterlichen Tugenden hochschätzte, als auch von seinem Gesange hoch entzückt war, so daß sie mit Vorliebe dem Gottesdienste beiwohnte, wenn er das Hochamt sang. Unter solchen Umständen erscheint er auch als nächster Candidat für das Krakauer Bisthum, als dasselbe mit Zaluski’s Tode 1788 erledigt war. Aber wie es schon mit dergleichen Candidaturen zu geschehen pflegt, während die Wahl Wodzicki’s vollkommen gesichert schien, erfolgte plötzlich die Ernennung [207] des Kiewer Bischofs Ignaz Cajetan Soltyk zum Bischof von Krakau. Den fast mehr als komischen, ja wirklich grotesken Vorfall von Soltyk’s Ernennung erzählt nach einem Berichte des Weihbischofs Lętowski der Przemyśler Domscholasticus Pawlowski in seiner „Geschichte der Przemyśler Bischöfe“ in der Anmerkung 1 auf S. 596. Um Wodzicki, freilich höchst nothdürftig, zu entschädigen, denn das Krakauer Bisthum ist eines der reichsten, während jenes von Przemyśl arm ist, wurde er 1760 zum Bischof von Przemyśl ernannt. Aber nur wenige Jahre war es ihm vergönnt, sein bischöfliches Hirtenamt zu versehen, und auch in dieser Zeit verweilte er nur selten in seiner bischöflichen Residenz, weil er als Vice-Kanzler des Königreichs stets an der Seite des Königs und daher immer auf Reisen zwischen Krakau, Warschau und Dresden zu sein pflegte, wie er denn überhaupt, des Vertrauens seines Königs sich erfreuend, mehr mit diplomatischen als kirchlichen Angelegenheiten beschäftigt war. Was die Begebenheiten unter seiner bischöflichen Regierung betrifft, so wurde unter ihm die Pfarre der Stadt Jasliska von der Krakauer Diöcese abgetrennt und bleibend der Przemyśler zugewiesen. Die durch Alter dem gänzlichen Verfalle preisgegebene Kirche zu Krosna ward unter ihm neu restaurirt. Als die Väter der Gesellschaft Jesu in Lemberg eine Akademie eröffneten, brach, wie schon früher in Krakau, ein Streit mit der Gesellschaft aus, der bald durch das ganze Land sich verbreitete und erst 1772 mit der Aufhebung des Ordens seinen Abschluß fand. Am 5. October 1763 erlag August III. einem Schlaganfalle. Wodzicki überlebte seinen Gönner nur wenige Monate. In seinem letzten Willen hat er seine Diöcese mit mehreren nicht unansehnlichen Legaten bedacht, welche aber, wie Pawlowski schreibt, zum größeren Theile unerfüllt geblieben sind. Er ruht in der Gruft seiner Familie in der Marienkirche zu Krakau.

Hoszowski (Konstanty). Obraz zycia i zaslug opatów mogilskich, d. i. Gemälde des Lebens und der Verdienste der Aebte von Mogila (Krakau 1867, 4°.) S. 3, 151, 152, 153, 154, 155. – Pawłowski, (Franciscus). Premislia sacra, sive series et gesta episcoporum r. l. Premisliensium. E fontibus domesticis et extraneis (Cracoviae 1870, V. Jaworski, 8°.) S. 695–702. – Encyklopedyja powszechna, d. i. Allgemeine Encyklopädie (Warschau 1866, Orgelbrand, gr. 8°.) Bd. XXVII, S. 597 [nach dieser geb. 1687.] – Łętowski (Ludwik). Katalog biskupów, prałatów i kanoników krakowskich, d. i. Verzeichniß der Bischöfe, Prälaten und Domherren von Krakau (Krakau 1853, Universitätsdruckerei, 8°.) Bd. IV, S. 234.
Grabdenkmal Wodzicki’s. Dasselbe trägt folgende Inschrift: „D. O. M. | Piis Manibus MIchaelis de Granow Wodzicki, Episcopi Premisl., Cancellarii regii, viri de religione et patria meritissimi. A. D. 1765 aetatis actae LXXII Varsoviae denecti, in tumulo patrum ad ecclesiam archipresbyteralem Cracoviae quiescentis – hic olim ecclesiae cathedrali Decani, trium Episcoporum generalis Vicarii, Sede vacante bis administratoris, laboribus, exemplis, benefactis florentis, Monumentum poni curavit gratus nepos Elias comes Wodzicki Capitaneus jurisd. Cracov. Gen. min. Pol.“
Porträt. B. Strahowsky sc.. (Fol).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: genanter.