BLKÖ:Wrbna-Freudenthal, Flora Gräfin

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 58 (1889), ab Seite: 187. (Quelle)
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Wrbna-Freudenthal, Flora Gräfin (geb. 1779, gest. in Ischl 29. September 1857). Eine Tochter Friedrichs Grafen von Kageneck und der Maria Theresia Gräfin von Salm-Reifferscheidt, vermälte sie sich, 19 Jahre alt, am 20. Juni 1798 mit Eugen Grafen Wrbna, vom jüngeren (Hořowitzer) Aste der böhmischen Linie. Graf Wrbna, welcher zu jener Zeit als Rittmeister im Chevauxlegers-Regimente Kaiser stand, ließ nach 43jähriger Ehe die Gräfin am 4. Februar 1841 als Witwe zurück. Flora, einst eine gefeierte Schönheit, war eine Cousine des Fürsten Metternich – des Staatskanzlers Mutter war eine geborene Freiin von Kageneck – in dessen Hause sie Jahre lang die Honneurs machte. Eingewohnt in alle feinen Formen der Gesellschaft, verkehrte sie mit den interessantesten Männern, die im Salon des Staatskanzlers ein- und ausgingen, war mit Gentz, mit Grafen Philipp Stadion, dem Staatskanzler in den Jahren 1805–1809, und Anderen befreundet und unterhielt einen ausgebreiteten Briefwechsel mit den politisch und sonst denkwürdigen Personen ihrer Zeit. Seit vielen Jahren lebte Gräfin Flora zusammen mit ihrer innigen Freundin Ther. Fürstin Jablonowska geborenen Fürstin Lubomirska, auf ihrer Villa in Ischl zurückgezogen, im Genuß der Reize einer herrlichen Natur, aber auch einer Bibliothek, welche Eigenthum der Fürstin Jablonowska war und eine Auswahl der besten Werke aller Zeiten und Völker enthielt. Ab und zu empfingen sie auch Besuche hervorragender Männer der Politik und Wissenschaft und unterhielten einen großen Briefwechsel. Der Wunsch der beiden alten Frauen war: gemeinsam zu sterben. Er sollte ihnen nicht erfüllt werden, denn die Fürstin Jablonowska überlebte ihre Freundin, welche als Greisin von 78 Jahren starb, um nahezu 7 Jahre und verschied am 14. Februar 1864 In den letzten Jahren erblindete Gräfin Flora auf einem Auge und lebte in steter Furcht, auch auf dem zweiten zu erblinden [188] und damit den Genuß der Lecture zu verlieren. Nach ihrem Tode wurde die Villa Wrbna verkauft und ist jetzt vielleicht schon in vierter, fünfter Hand. Aber wohin sind die Briefe beider Frauen, namentlich die der Gräfin Flora Wrbna gekommen? Sie enthalten vieles und interessantes Detail zur Geschichte österreichischer Staatsmänner und anderer denkwürdiger Personen vornehmlich der ersten Hälfte des laufenden Jahrhunderts. Möge dieser epistolarische Schatz sich in treuen und solchen Händen befinden, die den Werth desselben zu würdigen verstehend Floras Ehe mit dem Grafen Eugen ist kinderlos geblieben.

Ostdeutsche Post (Wiener Parteiblatt) 1864, Nr. 76 im Feuilleton: „Ein Besuch in Ischl“. Von Adam Wolf.