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BLKÖ:Wurm, Ignaz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 58 (1889), ab Seite: 283. (Quelle)
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Wurm, Ignaz (Mitglied des Abgeordnetenhauses des österreich. Reichsrathes, geb. zu Klobouk in Mähren am 12. Juli 1825). Die Normalschule und das Gymnasium besuchte er in Kremsier, darauf studirte er Theologie in Brünn, wo namentlich der čechische Professor Sušil [Bd. XLI, S. 1] großen Einfluß auf ihn übte und ihn zur nationalen Agitation theils vorbereitete, theils, da er ihn besonders geeignet fand, darin mächtig förderte. Nachdem Wurm 1850 die Priesterweihe erlangt hatte, caplanirte er zunächst in Mutenic und Hodonin. Noch war diese Gegend von nationaler Agitation verschont geblieben, und er entdeckte alsbald, daß sich ihm daselbst ein dankbares Feld darbiete. Er ging nun sofort an die Arbeit, munterte zur Lectüre čechischer Bücher auf, legte eine čechische Bücherei an, unterrichtete die Jugend und leitete die Slovaken zu besserer Bewirthschaftung ihrer Gründe an. Aber bereits war man amtlicherseits auf diese Verschiebung seines priesterlichen Berufes, den er für politische Zwecke mißbrauchte, aufmerksam geworden. Nun versetzte man ihn nach Dedice bei Vysokov, wo er jedoch in nationaler Richtung fortwirkte, gleichfalls eine čechische Bücherei anlegte und auch schriftstellerisch zu wirken begann, indem er für das damalige einzige nationale Organ in Mähren, für die „Moravské noviny“, d. i. Mährische Zeitung, und für andere čechische Blätter arbeitete. Als dann um diese Zeit (1852) der mährisch-slavische Katholikentag zusammentrat, benutzte Wurm diesen Anlaß, um sich öffentlich und entschieden für die nationale Richtung in Schul- und kirchlichen Sachen auszusprechen, was bei der damaligen in den maßgebenden Kreisen herrschenden antinationalen Strömung von seinen Anhängern als eine That angesehen und von diesen durch volle Zustimmung gelohnt wurde. Bald darauf erfolgte seine Wahl in den Ausschuß der Cyrill-Method’schen Bruderschaft. Schwere Krankheit entzog ihn für längere Frist seinem geistlichen Amte, und er fand für diese Zeit Zuflucht bei einem Freunde, dem Canonicus Friben in Wischau, der ihn, obgleich ein Deutscher, in den nationalen Bestrebungen förderte. Bald darauf wurde er von Friedrich Grafen Sylva-Taroucca, welcher in Brünn eine Rettungsanstalt für verwahrloste Jugend gegründet hatte, als Spiritual in dieses Institut berufen. Zu gleicher Zeit besorgte er die Geschäfte der Cyrill-Method’schen Bruderschaft und führte die Redaction des Kalenders „Moravan“, d. i. Der Mährer. Im Jahre 1860 faßte er den Gedanken, das längst vergessene Velehrad seinen Landsleuten in Erinnerung zu bringen, und wurde so der Urheber der berühmten tausendjährigen Feier dieses Ortes, der als älteste Hauptstadt Mährens und Residenz der einstigen mährisch-slavischen Könige geschichtliche Bedeutung besitzt. In seinen Bestrebungen für die Verherrlichung dieses Festes fand Wurm in Hugo Altgrafen Salm und Egbert Grafen Belcredi wirksame Förderer. 1861 wurde er vom Stadtwahlbezirk Prerau in den mährischen Landtag gewählt, und seit 1873 vertritt er die Städtegruppe Holleschau-Klobouk-Prerau im Abgeordnetenhause des österreichischen Reichsrathes, in welchem er zur föderalistischen Partei gehört. Im Jahre 1867 wurde er zum erzbischöflichen Consistorialsecretär in Olmütz ernannt und bekleidet zur Zeit auch die Stelle eines Domvicars daselbst. In Brünn bildete sich auf seine Anregung ein Unterstützungsverein für Handwerker, ferner [284] ein Consumverein, welchem Beispiele bald andere Städte in Mähren folgten. Für diese seine mannigfache Thätigkeit verliehen ihm mehrere Städte und Gemeinden in Mähren die Ehrenbürgerschaft. Was nun seine schriftstellerische Thätigkeit betrifft, so gedachten wir seiner Mitarbeiterschaft an čechischen Blättern, von denen die „Moravské noviny“, „Moravská orlice“, Hlas brnénský“ zu nennen sind, dann der Redaction des mährischen Kalenders „Moravan“; und anläßlich der tausendjährigen Velehrad-Feier gab er zwei čechische Liedersammlungen heraus. Wurm gilt als eines der rührigsten Glieder der čechischen und das Land čechisirenden Partei in Mähren.

Světozor (Prager illustr. Blatt, Fol.) 1869, Nr. 2, S. 14: „Ignatius Wurm“. – Illustrirtes Wiener Extrablatt, 1874, Nr. 342 im Feuilleton: „Aus dem Reichsbotenzimmer“. Von J. J. K.(raßnigg). – Neue Freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1866, Nr. 556: „Correspondenz aus Brünn vom 16. März“.
Porträt. In der Bildnißgruppe der Mitglieder des Abgeordnetenhauses des österreichischen Reichsrathes, welche die „Neue illustrirte Zeitung“ (Wien, Zamarski) VIII. Jahrgang (1880), Nr. 22 enthielt (Holzschnitt).