BLKÖ:Zöhrer, Eduard Hermann
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 60 (1891), ab Seite: 224. (Quelle) | |||
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[225] und Componist, geb. zu Sarleinsbach in Oberösterreich am 7. April 1810, gest. zu St. Lambrechten ebenda am 15. Mai 1885). In Rede Stehender, der in der Taufe den Namen Hermann erhielt, den er später mit dem Klosternamen Eduard vertauschte – daher sein Pseudonym als Componist „Hermann von Sarleinsbach“ – ist der Sohn eines Schullehrers in Sarleinsbach. Der Vater war ein tüchtiger Musiker, der seine vier Söhne Hermann (Eduard), Franz, Fritz und Ludwig, über welche noch Mehreres mitgetheilt wird, selbst in der Musik unterrichtete; die Mutter, eine vortreffliche Sängerin, hatte gleichfalls nicht unbedeutenden Einfluß auf die musicalische Entwicklung ihrer Knaben. Nachdem Hermann die Studien in Linz beendet, widmete er sich dem geistlichen Berufe und trat, 20 Jahre alt, 1830 in das Chorherrenstift Reichenberg am Inn, wo er am 15. Juli 1834 die Priesterweihe empfing. Nach derselben wirkte er mehrere Jahre als Cooperator und Regenschori im Stifte selbst, 1841–1856 als Seelsorger in den Klosterpfarreien Edlitz und Thernberg in Niederösterreich, 1857 als Pfarrer zu St. Lambrecht in Oberösterreich, wo er nach 29jähriger Thätigkeit als geistlicher Rath und Jubelpriester im Alter von 75 Jahren starb. Was Alles aber webt sich in diese anspruchslose priesterliche Thätigkeit hinein, was uns diesen seltenen Mann denkwürdig erscheinen läßt! Schon 1834 – er zählte damals erst 24 Jahre – wurde er mit Franz von Piesenham (Stelzhammer) bekannt und blieb mit ihm bis 1841 innigst verbunden. Aus dieser Zeit stammen von Zöhrer, der ungemein musicalisch ausgebildet war, eine Menge weltlicher Compositionen, namentlich einiger Lieder von Stelzhammer, die zu dem Schönsten gehören, was im Gebiete des Volksliedes vorhanden. Eine Sammlung dieser Lieder ist 1835 bei Rohrmann in Wien erschienen. Seine übrigen weltlichen Compositionen soll Zöhrer später selbst den Flammen überliefert haben. Mit diesen Arbeiten verband er aber das sorgfältigste Studium des Generalbasses, der Harmonie- und Compositionslehre. Er schrieb damals auch Mehreres für den katholischen Gottesdienst im strengen Style, dann einige Werke über Generalbaß und Orgelspiel, für sich zu eigenem Gebrauche eine Original-Generalbaßlehre in Stenographie. In die Zeit seines St. Lambrechter Pfarramtes fallen seine christlichen Dichtungen für Jünglings- und Jungfrauenbündnisse sowohl in Mundart als in Schriftsprache, aus dieser Zeit stammen ferner auch die zahlreichen „Krippen- und andere Lieder und Gspiel“, von denen noch weiter unten die Rede ist. Die Muße seines seelsorgerlichen Berufes war ganz seiner Lieblingskunst, der Dichtung vereint mit Musik, gewidmet; da er selbst mit einer schönen Baritonstimme begnadet war, gab er Unterricht im Gesange, aber auch im Clavier- und Orgelspiele und nach höchst praktischer und leichtfaßlicher Methode im Generalbaß und in der Harmonielehre. Noch heute sind in Oberösterreich mehrere seiner Schüler, die als tüchtige Organisten hervorragen, angestellt. Als Dichter der Krippenlieder pflegte man ihn im Volke den „Sternsinga Veitl“ zu nennen, eine Bezeichnung, die er nicht ungern hörte. Diese seine Thätigkeit als Volkspoet kam aber lange nicht über die Kreise seiner kirchlichen Gemeinde hinaus, erst ein Freund Zöhrer’s, der Capitular des Benedictinerstiftes P. Siegmund Fellöcker, [226] brachte sie in Gemeinschaft mit Pfarrer Norbert Hanrieder aus den sorgfältigen eigenhändigen Abschriften des Autors in die Oeffentlichkeit. Sie sind unter den Titeln: „Kripplg’sangl und Kripplg’spiel“, 3 Bändchen und „Allerlei christlige G’sängern und G’spiele“, 3 Bändchen im Druck erschienen. Als dann Zöhrer gestorben, gab P. Fellöcker Nachricht über dessen Nachlaß, der noch Manuscript für etwa zwei Bändchen „Kripplg’sangln“ und für etwa drei bis vier Bände „Allalai christlige G’sängern und G’spiele“ enthielt. Die Vollendung dieser Ausgaben, wie sie Fellöcker plante, wurde durch den Tod des Letzteren vereitelt. Vielen dieser Gedichte sind sehr ansprechende Melodien, theils ältere (volksthümliche), theils von Zöhrer selbst componirte, beigegeben. Auch hat Fellöcker im „Linzer Volksblatt“ (1845, Nr. 126) berichtet, daß sich in seinem Besitze mehrere Abhandlungen Zöhrer’s über Dialekt, mundartliche Orthographie, Sprachlehre, Versbau, Assonanzen und Reime und schließlich eine Unzahl Ergänzungen zu Matthias Hofer’s „Etymologischem Wörterbuche der in Oberdeutschland, vorzüglich aber in Oberösterreich üblichen Mundart, 3 Bände (Linz 1815) befinden. Da sich im Stifte Kremsmünster auf meine Nachfrage von Zöhrer’s Nachlaß nichts vorfand, dürfte derselbe, und zwar sowohl Dichtungen, sprachliche Abhandlungen als Compositionen, darunter einige Kirchenstücke, entweder im Besitz des Pfarrers Oberneder in Thalkirchen sein oder aber im Archiv des Chorherrenstiftes Reichenberg hinterliegen. Was Zöhrer’s äußere Erscheinung und Persönlichkeit betrifft, so wird er allgemein als ein höchst liebenswürdiger Priester geschildert, den ob seiner Gemüthlichkeit Jedermann schon bei der ersten Begegnung liebgewann. In seinem bescheidenen noch ganz aus Holz gebauten Pfarrhofe in St. Lambrecht, in welchem er zugleich seine Gesangschule hatte, führte er durch nahezu drei Jahrzehnte bis zu seinem Tode ein nur der Seelsorge und der heiligen Kunst gewidmetes Leben.
Zöhrer, Eduard Hermann (Chorherr des regulirten Chorherrenstiftes Reichenberg in Oberösterreich, Dialektdichter- Linzer Volksblatt für Stadt und Land (Fol.) XVII. Jahrg., Nr. 113, 116, 126 im Feuilleton: „Der ‚alte Veit‘ ist gestorben“; „Ed. Zöhrer’s Nachlaß in der Volksmundart“ von Siegmund Fellöcker“; „E. Zöhrer’s Leitstern für die Dialektdichtung“. – Oesterreichischer Reichsbote (Wien, Fol.) V. Jahrg. 1887, Nr. 210 im Feuilleton: „Ueber den Stand der oberösterreichischen Dialektdichtung mit Ende 1886“. Von Norbert Hanrieder. – Handschrift-Notizen des hochw. Herrn Pfarrers Norbert Hanrieder und des Herrn Buchhändlers Ferd. Zöhrer, denen ich an dieser Stelle meinen Dank ausdrücke. – Schmidt (August). Wiener allgemeine Musik-Zeitung (4°.) Jahrg. 1841, Nr. 48 und Jahrg, 1842, S. 261.
- Porträt. Unterschrift: „Eduard Zöhrer“. In Heliographie. Druck von Dorn und Merfeld in Leipzig.