BLKÖ:Zöhrer, Ferdinand

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Zöller, Philipp
Band: 60 (1891), ab Seite: 227. (Quelle)
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Zöhrer, Ferdinand (Schriftsteller und Topograph, geb. in Linz am 17. Mai 1844). Er entstammt einer mit Kindern reich gesegneten Bürgerfamilie. Der Vater, der 84jährig starb, hatte noch die denkwürdigen Franzosenzeiten erlebt – auch das berühmte Treffen von Ebelsberg als von den Blättern eines Baumes verborgener Zuschauer mitgemacht und theilte gern den reichen Schatz seiner Erlebnisse an den Abenden, wenn die Kinder traulich um ihn versammelt waren, mit. Die Mutter war eine schlichte fromme Bürgersfrau alten Schlages, die sich die Widerwärtigkeiten des Lebens in Liedern wegsang oder mit treffenden Sprichwörtern würzte, wodurch sie ihr nicht geringer, aber doch erträglicher zu werden schienen. Unter solchen glücklichen Verhältnissen wuchs Ferdinand auf und heimste frühzeitig sozusagen spielend einen Schatz köstlicher Erinnerungen ein, den er später verwerthen sollte. Indessen blieb auch die Schulbildung nicht zurück; 1850–1856 besuchte er in seiner Vaterstadt die damalige k. k. Normalhauptschule, zu deren besten Schülern er gehörte, und in welcher er das Glück genoß, in Würdigung seines Fleißes und Wohlverhaltens aus den Händen des Dichters und damaligen k. k. Schulrathes Adalbert Stifter alljährlich Preisbücher und aus jenen des kaiserlichen Statthalters Eduard Freiherrn [228] Bach die silberne Medaille, eine Stiftung des Diöcesan-Katholikenvereins und ein Sparcassebuch, eine Kaiserin Elisabeth-Stiftung, zu erhalten. 1856 bezog er in Linz das Untergymnasium welches er 1861 beendete, dann aber widmete er sich, einer Lieblingsneigung folgend, dem Geschäfte des Buchhandels, dem er auch bis zur Stunde angehört. Da er keine Gast- und Kaffeehäuser besuchte, überhaupt sich von allem lärmenden Vergnügen fernhielt und für die Natur, deren Genuß keine Bitterkeit zurückläßt, schwärmte, so benützte er alle freie Zeit zu Ausflügen in der Umgegend, die er in den Ferien und später während der Wanderjahre als Buchhändler immer weiter und nach den verschiedensten Richtungen ausdehnte. Zunächst aber lernte er so sein engeres an den herrlichsten Naturschönheiten überreiches Vaterland Oberösterreich, und zwar, da er die nicht zu häufige Gabe zu schauen besaß, in einer Weise kennen, daß er das Geschaute zu Nutz und Frommen Anderer zu verwerthen und diese zum Besuche des Landes anzuregen verstand. Zöhrer hat so einen Theil der Schweiz und auch von Deutschland kennen gelernt. Gegen den Schreiber dieser Zeilen sprach er offen aus: „Ich brüste mich nicht, daß ich weit herumgekommen, aber dort, wo ich gewesen, habe ich die Augen aufgemacht, die einschlägige geographische Literatur stand mir aber als Buchhändler zur Verfügung.“ Nachdem er mehrere Jahre in Wien im Buchhandel thätig gewesen, ging er in die Schweiz und wirkte viele Jahre zuletzt als Abtheilungsleiter der weltbekannten Firma Benzinger und Comp. in Einsiedeln. Daselbst bot sich ihm trefflich Gelegenheit, die großartig entwickelte Fremdenindustrie am Vierwaldstättersee kennen lernen, welche diesem Lande riesige Summen einbringt; er machte aber auch die Wahrnehmung, daß es die Literatur in erster Linie gewesen, welcher die Schweiz sozusagen ihren Weltruf und mit diesem den Goldstrom verdankt. Das aber weckte sein Nationalgefühl als Oberösterreicher, denn da er die Schweiz kannte, ward es ihm auch bewußt, daß Oesterreich an den unmuthigsten und großartigsten Naturwundern nicht minder reich sei, ja die Schweiz weit übertreffe, und so entstand, um einige Adern des Fremdenstromes, der die Schweiz überflutet, Oesterreich zuzuwenden, zuerst sein Buch „Tourist auf der Donau“, dann sein „Ob der Enns“, und nun folgten die vielen Artikel im „Tourist“, die er nach angestrengter Geschäftsarbeit in stiller Nachtstunde aus seinen Aufzeichnungen – gratis schreibt. Denn Zöhrer schreibt nur aus Autopsie und läßt Gebiete, die ihm fremd sind, unberührt. Ein analoger Grund, Liebe zum Vaterlande, führte ihn auf das Gebiet der Jugendschriften. Als Buchhändler hatte er genügend Gelegenheit, den ganzen Wust von Jugendschriften, womit Oesterreich vom Auslande aus überschwemmt wird, kennen zu lernen. Nicht etwa, daß es nicht auch treffliche darunter gäbe, aber ein großer Theil davon ist parteiisch, gehässig und Oesterreich feindlich gesinnt, wird aber nichtsdestoweniger von Leuten, die sich auf ihren österreichischen Patriotismus etwas zugute thun, nicht nur anempfohlen, sondern auch in Familien und Schulen oft mit Bedacht, oft auch aus Unkenntniß eingeschmuggelt. Dies veranlaßte ihn, das bisher in Oesterreich wenig gepflegte Gebiet der Jugendschriften in seinen Bereich zu ziehen, und thatsächlich zählen seine Arbeiten in dieser Richtung zu jenen, die [229] von großem Erfolge begleitet sind, wie es sein „Das Seebuch“, „Oesterreichs Robinson“, „Donauhort“, „Das Kaiserbuch“, „Der letzte Ritter“ u. a. beweisen. 1887 eröffnete er in seiner Vaterstadt Linz als Buch- und Kunsthändler sein eigenes Geschäft. Wir schließen diese Darstellung mit einer Uebersicht der selbständig erschienenen Bücher und in Zeitschriften zerstreuten Artikel, mit denen Zöhrer in den drei Richtungen als Schriftsteller, Topograph und Jugendschriftsteller in so ersprießlicher Weise thätig ist.

Zöhrer’s schriftstellerische Thätigkeit. I. Vollständige Werke: a) Jugendschriften: „Das Kaiserbuch. Erzählungen aus dem Leben des Kaisers Franz Joseph I.“ (Wien 1889). – „Oesterreichische Alpengeschichten. Fünf Erzählungen“ (Wien und Teschen 1888). – „Kreuz und Schwert. Historische Erzählung aus den Zeiten der Kreuzzüge“ (ebd. 1888). – „Der letzte Ritter. Historische Erzählung aus den Zeiten Maximilians I.“ (ebd. 1887). – „Unter dem Kaiseradler. Kriegsgeschichten aus Oesterreichs Ruhmestagen“ (ebd. 1886). – „Oesterreichisches Seebuch. Seekriegsgeschichten, Reise- und Lebensbilder österreichischer Seehelden“ (ebd. 1886). – „Der österreichische Robinson. Erzählung aus dem Leben Johann Georg Peyer’s aus Urfahr-Linz“ (ebd. 1885). – „Oesterreichisches Sagen- und Märchenbuch“ (1884). – „Donauhort. Vom Occident zum Orient. Geschichten etc. von Oesterreichs Donaustrom“ (ebd. 1884). – Außer obigen für eine reifere Jugend berechneten Prachtausgaben sind vom: „Kaiseradler“, „Seebuch“, „Robinson“, „Sagenbuch“, „Donauhort“ auch gekürzte, textlich der Volksschuljugend angepaßte billige Volksausgaben vorhanden. – b) Geo- und topographische Werke: „Tourist auf der Donau von Passau bis Budapesth“, 2. Aufl. (Linz 1876, 1881). – „Ob der Enns. Natur-, Reise- und Lebensbilder aus Oberösterreich“ (Gera 1881). – „Allgemeine Erdkunde. III. Aufl. (vollständige Neubearbeitung der Locher’schen 1. Auflage) (Regensburg 1886). – „Donauperle. Die Landeshauptstadt Linz und ihre Umgebung“ (Linz 1889). – „Linz a. d. Donau, Städtebild“ (Zürich 1891). – „Gerold’s Rundreiseführer auf den österreichischen süddeutschen Bahnen“. 20 Bände (Wien 1886, 1887). – II. Artikel in Journalen: a) Geographische: „Streifzüge im Böhmerwalde“ („Fels zum Meer“ Stuttgart 1885). – „Aus dem Volksleben in Oesterreichs Alpen“ („Aus allen Welttheilen“ Leipzig, 1884). – „Salzland in Oberösterreich“ („Alte und neue Welt“ 1878). – „Traunkirchen und sein Frohnleichnamsfest“ („Deutscher Hausschatz“ Regensburg 1876; – „Linz, eine Donauperle“ [nicht gleich mit obigem Buche] („Ueber Land und Meer“ 1891 und „Presse“). – b) Historische und biographische. „Palm’s letzter Tröster“ („Heimgarten“ Gratz 1877). – „Frankenburger Würfelspiel“ („Neues Blatt“ Leipzig 1883), – „Zwei Dichter des Böhmerwaldes“, (Stifter und Proschko) („Jugendblätter“ München 1882). – „Bischof Ernst Maria von Linz. Lebensbild“ („Alte und neue Welt“ 1889). – c) In Amthor’s „Alpenfreund“ (Gera): „Donauperlen: Grein, Kreuzen, Schaumburg, Linz“ (Bd. IV, 1876). – „Bilder aus Oberösterreich: Traunfall, Bad Hall, Burg Altpernstein, Stoderthäler, Ischl, Gmundnersee, Attersee, Mondsee, Wolfgangsee, Hallstättersee, kleine Seen“ (Bd. IV, 1876). – „Invasionen der Türken im Alpengebiete Nieder- und Oberösterreichs“ (Bd. X, 1877). – „Reichenau und Gutenstein. Zwei Fürstenasyle“ (Bd. X, 1877). – „Der Oetscher und die Lunzerseen“ (Bd. XI, 1878). – „Römerspuren in Oberösterreich“ (Bd. XI, 1878). – d) Im „Tourist“ (Organ für Touristik und Alpenkunde) Wien: „Ein alpiner Vagabund der Wissenschaft. (Theophr. Paracelsus)“ (1878). – „Mayrhoferberg und Jauerling“ (1878). – „Ein Stück Altösterreich unter dem Hammer“ (1879, 1880). – „Aus der Urschweiz“ (1879, 1880). – „Von der Amthorspitze“ (1879). – „Epheuranken“ (1881, 1882). – „Maria-Zell als Wallfahrtsort für Touristen“ (1882). – „Donaufahrt anno KYSELAK“ (1882). – „Offener Brief an das Comité zur Hebung des Fremdenverkehrs in Wien“ (1882). – „Constanz, eine Perle am Bodensee“ (1880). – „Sang und Tanz in Oesterreichs Alpen“ (1883). – „Ein Volksschauspiel in Schwyz“ (1883). – „Offener Brief an die Tiroler“ (1883). – „Der Alpenmensch in seinem [230] Wahn“ (1883). – „Vom oberen Donauwinkel“ (1883). – „Stunden der Andacht auf der Alm“ (1884). – „Epheu von Regensburg“ (1885). – „Vom Böhmerwalde“ (1885, 1886). – „Ins Landl“ (1887). – „Grein an der Donau“ (1887) – „Wanderndes Volk in Oesterreichs Alpen“ (1887). – „Todtencultus in Oesterreichs Alpen“ (1887). – „Ostern im Gebirge“ (1888). – „Ein Bergfest in Oesterreichs Alpen“ (1889). – „Am Plattensee in Ungarn“ (1889). – „Oesterreichs Alpen als Heimstätte der schönen Künste“ (1890). – „Oesterreichs Alpen als Schatzkammer der Natur“ (1891). – e) Jugendschriften: „Die feindlichen Brüder. Erzählung“. – „Vergessenes Königsgrab in der Theiß“ („Jugend-Heimat“ Graz, Bd. III). – „Hans Dollinger. Donausage“ (Bd. IV). – „Drei Capitel aus dem Lebensbuche Rudolfs von Habsburg“ (ebd. Bd. V). – „Peter Anich oder aus eigener Kraft. Erzählung“ (ebd., Bd. VI). – „Wolferl und Annerl. Aus Mozart’s Leben“ („Gute Kamerad“ Stuttgart, I. Jahrgang). – „János, der Roßhirt. Ungarische Pusztengeschichte“ („Deutsche Jugend“ Leipzig, 1881). – „Türken vor Gutenstein. Historische Erzählung“ (ebd. 1881). – „Alpensagen aus Oesterreich (1884). – „Schuld und Sühne. Erzählung aus den Schweizer Alpen“ („Neues Buch der Welt“ Stuttgart 1880). – ..Künstlerlist. Lustspiel“ (Braun, „Jugendblätter“ 1882). – „Geheimnißvolle Beute. Lustspiel“ (ebd. 1883). – „Kaisers Schwur. Historische Erzählung“ (Wildermuth. „Jugendgarten“ Jahrgang (?) in einem von 1880–1890). – f) Verschiedenes: „Zigeuner-Dori. Geschichte aus den österreichischen Bergen“ („Biene“, Wien 1879). – „Drei Capitel einer uralten Geschichte aus Oesterreichs Vorzeit“ (ebd., Wien 1879). – „Seine erste und letzte Liebe. Humoreske“ (Neues Blatt, Leipzig 1880). – „Weihnachten auf St. Jodok“ („Oesterr. ungar. Familienkalender“ 1888). – „Seemannsherz. Elephantenjagd auf Ceylon. Todesritt“ (ebd. 1888). – „Ein ungarischer Münchhausen“ (ebd. 1889). – „Sebastian von Losenstein. Historische Erzählung“ („Oberösterreichischer Preßvereinskalender“ 1889, 1890). – „Unterm rothen Kreuz. Erzählung aus oberösterr. Bergen“ (ebd. 1890).