BLKÖ:Zichy-Vásonykeő, August

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 60 (1891), ab Seite: 1. (Quelle)
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Zichy, August Graf (Kunstforscher und Reisender, geb. 14. Juni 1852), vom I. Zweige der Karlsburger Linie. Ein Sohn des Grafen Franz aus dessen Ehe mit Maria Clara geborenen Marquise de Ville Gräfin Demblin, wendete er sich nach einer sehr sorgfältigen Erziehung und beendeten Vorbereitungsclassen dem Studium der Rechte zu und erlangte daraus die Doctorwürde. 23 Jahre alt, trat er im Herbst 1875 mit seinem älteren Bruder Joseph eine Reise um die Welt an. Zuerst nahmen sie ihren Weg über Constantinopel, nach Aegypten, stiegen in Suez an Bord des Schiffes „Anadyr“ und schifften, Aden, Ceylon, Singhapur berührend, nach den niederländischen Colonien, wo sie längere Zeit sich aufhielten. Ueberall, in Batavia, wo sie Gäste des Obergouverneurs waren, auf der Insel Java, welche sie vollständig bereisten, fanden sie die beste Aufnahme. Dann begaben sie sich über Singhapur nach Siam, wo ihnen der König ein eigenes Schiff zur Verfügung stellte, auf welchem sie in das Innere des Landes einen interessanten Ausflug machten. Dann ging es nach China, wo sie Hongkong, Macao, Canton, Shangai u. s. w. besuchten. Infolge eines Sturmes aber in den chinesischen Meeren, durch den ihr Schiff beinahe zu Grunde ging, erlitt ihr ursprünglicher Reiseplan, eine Umsegelung der Erde, eine wesentliche Aenderung. Sie reisten nun nach Japan, wo sie vom Mikado in auszeichnender Weise empfangen wurden. Dort nahmen sie längeren Aufenthalt, bereisten das fabelhaft schöne Inselland und gelangten vermittelst besonderer von der Regierung ausgestellter Erlaubnißscheine an viele Orte, welche vor ihnen noch keinem Europäer zu sehen möglich gewesen. Aus Japan kehrten sie nach Shangai zurück, besuchten noch Peking und kehrten nun auf dem Landwege über die Mongolei oder die Wüste Gobi und Sibirien nach Hause zurück. Eine zweite Reise machten sie dann durch die Vereinigten Staaten Amerikas, Canada und Californien. Ueber diese Reisen hielt Graf August nach seiner Heimkehr in den Sitzungen der ungarischen geographischen Gesellschaft zu Pesth in den Jahren 1876–1879 Vorlesungen, welche auch in der Zeitschrift dieser Gesellschaft abgedruckt erschienen, und zwar: „Reise von Peking über die mongolische Wüste nach Ura“ 1876; – „Die Colonien und das Colonisationssystem der Niederlande in Ostindien“ 1877; – „Dominion of Canada“ 1878; – „Beobachtungen und Betrachtungen über Japan“ 1879. [2] Alle diese Vorträge kamen überdies in Sonderabdrucken und der letztgenannte auch in deutscher Sprache im „Pesther Lloyd“ heraus. Eine in der Sitzung der ungarischen Akademie am 3. November 1879 gehaltene Vorlesung „Ueber die Kunst der Japanesen“ ist in deutscher Sprache vollständig mit 43 Tafeln in der von Paul Hunfalvy herausgegebenen Zeitschrift „Literarische Berichte aus Ungarn“ (Budapesth, gr. 8°.) Bd. IV, S. 1–104 abgedruckt und gibt über einen völlig neuen Gegenstand eine ebenso umfassende und interessante als sachkundige Darstellung. Bei der maritimen Bedeutung, welche das ungarisch-croatische Küstenland überhaupt und Fiume insbesondere besitzt, und welche von der ungarischen Regierung in ihrem ganzen Umfange erkannt worden, fiel das Augenmerk derselben, als es sich um die Hebung und Förderung so mächtiger Interessen handelte, sofort nach der Rückkehr von seiner Reise auf den Grafen, der nunmehr zum Gouverneur von Fiume und dem ungarisch-croatischen Küstenlande ernannt wurde, welche Stelle derselbe noch zur Stunde bekleidet. Ueberdies ist der Graf Finanzdirector der königlich ungarischen Finanzdirection in Fiume, Präsident der königlich ungarischen Seebehörde daselbst, als Gouverneur von Fiume Mitglied der Magnatentafel und der Delegation des ungarischen Reichstages zur Behandlung der gemeinsamen Angelegenheiten und correspondirendes Mitglied der sprach- und schönwissenschaftlichen Classe der ungarischen Akademie der Wissenschaften. August Graf Zichy ist seit 31. Mai 1881 mit Hedwig geborenen Gräfin Wimpffen, einer Tochter des Grafen Victor Wimpffen aus dessen Ehe mit Anastasia geborenen Freiin von Sina, vermält, und stammen aus dieser Ehe zwei Töchter, Maria und Theodora.