BLKÖ:Altschul, Elias
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 1 (1856), ab Seite: 21. (Quelle) | |||
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[BN 1] Von seinem Vater, einem sehr frommen Juden zum Rabbidienst bestimmt, studirte er die orient. Sprachen u. machte darin glänzende Fortschritte. Aber der Jüngling folgte seinem ausgesprochenen Hange zu den Naturwissenschaften, studirte am Gymnasium zu Prag, besuchte die medicin. Vorlesungen an der Hochschule zu Wien und wurde 1832 zum Doctor med. graduirt. 1834 begegnen wir A. auf der schriftstellerischen Laufbahn. Er widmete sich dem Studium der Augenheilkunst und schrieb: „Vollständiges Recepttaschenbuch der praktischen Augenheilkunde“ (Wien 1834, 2. Aufl. 1837). – Später: „Taschenwörterbuch der praktischen Arzneimittellehre für ausübende Augenärzte“ (Wien 1836. 2 Bde). Als Gemeindearzt zu Boskowitz in Mähren lernte er einen Militärarzt kennen, der ihn auf den Werth der Homöopathie aufmerksam machte. Der zündende Funke war nun in die rechte Brust gefallen. A. hat sich von nun an der homöopathischen Richtung entschieden zugewendet, und hat das Verdienst der Initiative, als der Homöopathie wissenschaftliche Gleichberechtigung in Oesterreich wurde. Er sicherte ihr an der Prager Hochschule eine Lehrkanzel und docirt daselbst seit 1848 vor einem zahlreichen Auditorium über practische und theoretische Homöopathie. In seinen „Miscellen aus dem gesammten Gebiete der Medicin“ (Prag 1838) hat er seinen Uebergang von der alten zur neuen Heillehre wissenschaftlich begründet. Von seinen übrigen wissenschaftlichen Arbeiten nennen wir seinen „homöopathischen Zahnarzt“ (Prag 1841). Auf dem Gebiete der Staatsarzneikunde erregte sein „Kritisches Sendschreiben über [22] das bisherige Verfahren mit den Sterbenden“ (Prag 1846) namentlich unter den Juden, bei denen der Scheintod öfter vorkommt, Aufsehen. Seine Schrift, welche auf die möglichste Verhütung des Lebendigbegrabenwerdens hinarbeitet, wurde von dem französischen Centralconsistorium geprüft, die darin gegebenen Vorschläge zur Verbesserung des bei Todten bisher gepflogenen Verfahrens angenommen, und A. erhielt von demselben eine Dankadresse. Sein neuestes wissenschaftl. Werk ist eine klinische Arzneimittellehre für homöopathische Aerzte, unter dem Titel: „Lehrbuch der physiologischen Pharmakodynamik“ (Prag 1850). Auch begründete er in Prag die erste homöopathische Zeitschrift „Monatschrift für theoretische und praktische Homöopathie,“ welche von ihm redigirt, seit 1853 erscheint,und in das homöopathische Heilverfahren die Hydropathie, Balneotherapie und physiatrischen Heilmethoden einschließt.
Altschul, Elias (homöopathischer Arzt, geb. zu Prag 8. April 1812).- Bermann (Mor.), Oestr. biogr. Lexikon I. Heft. – Oestr. Blätter f. Literatur, Kunst, Geschichte, Geogr., Statist. u. Naturk. Herausgegeb. von Dr. Ad. Schmidl, Jahrg. 1847. S. 401, wo sich die „Dankadresse des Pariser Centralconsistoriums“ abgedruckt befindet.[BN 2]
Berichtigungen und Nachträge
- ↑ † * Altschul, Elias [s. d. Bd. I, S. 21], gest. zu Prag am 17. Juli 1865. Einer seiner Nekrologisten nennt [380] ihn „ein Muster von Ehrlichkeit und Sonderlichkeit“. Seine Furcht vor einem Scheintode äußerte sich in den letztwilligen Anordnungen, in welchen er unter anderem die Oeffnung seiner Leiche verfügte und den Leichenwächtern für eine genaue Beobachtung, ob sein Körper noch Lebenszeichen gebe, besondere Entschädigungen in seinem letzten Willen ansetzte. – Ein Fritz Altschul, auch aus Prag gebürtig und vielleicht ein Sohn oder doch naher Verwandter des Obigen, war ein geschickter Tonkünstler, der sich zu Weimar unter Franz Liszt als Piano-Virtuos ausgebildet hatte. Zu Anfang 1864 starb er in noch jungen Jahren in Venedig. Nach dem „Tagesboten aus Böhmen“ war er längere Zeit als Capellmeister in Italien angestellt.
- Fremden-Blatt (Wien, 4°.) 1865, Nr. 197. – Presse (Wiener polit. Blatt, Fol.) 1865, Nr. 196 u. 199. – Zellner’s Blätter für Theater (Wien, 4°.) 1864, Nr. 18. – Wiener Zeitung 1864, Nr. 26, S. 362 [die zwei letzten Blätter über Fritz Altschul]. [Band 14, S. 379 f.]
- ↑ E Altschul, Elias [Bd. I, S. 21; Bd. XIV, S. 379].
- Hoffinger (Ritter v.), Oesterreichische Ehrenhalle, III. 1865 (Separatabdruck aus dem Volks- und Wirthschafts-Kalender für 1867 (Wien, Prandl u. Ewald, gr. 8°.) S. 52. [Band 24, S. 373]