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BLKÖ:Este, Ferdinand Karl Joseph

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
fertig
Band: 4 (1858), ab Seite: 86. (Quelle)
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Ferdinand Karl von Österreich-Este (1781–1850) in der Wikipedia
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Este, Ferdinand Karl Joseph,[WS 1] Erzherzog von Oesterreich (kaiserl. Feldmarschall, Ritter des Mar. Theresien-Ordens, geb. in Mailand 25. April 1781, gest. zu Ebenzweier nächst Gmunden in Oberösterreich 5. November 1850). Der zweite Sohn des Erzh. Ferdinand von Oesterreich, eines Sohnes der Kaiserin Maria Theresia und der Erzh. Beatrix Riccarda (s. d. Vor.). In früher Jugend gab sich sein Beruf für den Militärstand kund; 1793 bereits erhielt er die Inhaberstelle des 3. Hußaren-Regiments. Als im J. 1796 Italien von den Franzosen besetzt worden, begab sich der Prinz mit seinem Vater nach Wiener-Neustadt, wo er in der dortigen Akademie militärisch ausgebildet wurde. 1799 trat er in die Armee, wohnte den Schlachten von Pfullendorf und Stockach, und der Einnahme von Mannheim bei. Bald erhielt er das Commando einer Brigade und machte den ganzen Feldzug 1800 in Deutschland mit. Sein ausgezeichnetes Verhalten in diesem Feldzuge erwarb ihm nach geschlossenem Frieden das Ritterkreuz des Mar.Theresienordens. Im nämlichen Jahre (1800) erhielt er eine Cavallerie-Division in Ungarn. Im Jahr 1805 übernahm er das Obercommando der Armee in Deutschland, aber die ausgedehnte Vollmacht, welche Feldmarschall-Lieutenant Mack erhalten hatte, vereitelte alle Pläne des Erzherzogs und der übrigen Generäle; Mack von der Täuschung befangen: die russische Hilfs-Armee wäre in unmittelbarer Nähe, ließ sich einschließen; der Erzherzog aber mit dem Fürsten Karl Schwarzenberg und dem Baron Bianchi, damals Oberst (s. d. I. Bd. S. 373), bewiesen dem Gen. Mack, wie leicht das Ausbrechen aus dieser feindlichen Schlinge sei, ritten an der Spitze von 12 Schwadronen durch die feindlichen Wachfeuer, durchbrachen mehrere feindliche Infanterie-Colonnen, täuschten den sie verfolgenden Murat und erreichten Böhmen. Daselbst sammelte der Erzherzog sogleich ein frisches Armeecorps, womit er der von Wien nach Mähren rückgehenden Hauptarmee zu Hilfe eilte und den feindlichen bair. General Wrede bei Stecken total schlug. Leider war dieser Sieg ohne Erfolg, die unglückliche Schlacht von Austerlitz hatte dem Kriege ein Ende gemacht. Nach geschlossenem Frieden erhielt der Erzherzog das General-Commando in Mähren, wo er wie auch in Böhmen im J. 1808 die Errichtung der Landwehren ausführte. Im darauf folgenden Feldzuge des J. 1809 erhielt er das Commando der gegen Polen in Galizien aufgestellten Armee; er drang bis Warschau und Thorn vor, aber die unglücklichen Kriegsereignisse in Deutschland hemmten ihn in seinen Operationen, er mußte sich an die österreichische Gränze zurückziehen und behauptete dieselbe bis gegen das Ende des Krieges. Im J. 1815 erhielt er das Commando der nach Frankreich eingerückten kais. Reserve-Armee; nach geschlossenem Frieden das General-Commando in Ungarn, welches er 16 Jahre führte. Im J. 1832 kam er als General- und Civil-Gouverneur nach Galizien, wo er bis 1846 verblieb; übernahm aber in der Zwischenzeit eine Sendung als kais. Comissär nach Siebenbürgen, als sich daselbst ein bedenklicher Geist der Widersetzlichkeit zeigte. Vier Jahre fungirte er dort unter den schwierigsten Verhältnissen, wurde Herr der Meuterei und brachte das Land zur Ordnung. In´s J. 1843 fällt noch seine 50jährige Jubelfeier als Inhaber des 3. Hußaren-Regiments[87] , welche er in Ungarn festlich beging. Nach den Wirren des J. 1846 in Galizien resignirte er auf seine Stelle und reiste nach Italien zu seinem Neffen, dem Herzoge von Modena. Im J. 1850 besuchte er seinen Bruder Erzh. Maximilian in Ebenzweier, welches er wie die umliegenden Gemeinden in den J. 1848 und 1849, da sie durch die traurigen Zeitverhältnisse gänzlicher Verarmung nahe waren, auf das reichlichste unterstützte. Dort ergriff ihn die tödtliche Krankheit, der er nach 2monatlichem Leiden erlag. Echte Frömmigkeit, verbunden mit wahrer Ritterlichkeit, bildete den Grundzug seines Charakters.

Oestr. Soldatenfreund (Wien, 4°.) 1850, III. Jahrg. Nr. 141: „Erzherz. Ferdinand d´Este, k. k. Feldmarschall.“ [Daselbst wird des Erzh. Ferdinand Karl Vater: Ferdinand, Sohn Sr. Maj. des Kaisers Franz und der Kaiserin Maria Theresia als der letzte Sprößling des Hauses Este bezeichnet. Diese Angabe ist falsch. Der letzte männliche Sproß des Hauses Este war schon Herkules III. Reinald (gest. zu Treviso 14. Oct. 1803), der Großvater des obigen Erzherz. Ferdinand und Schwiegervater Ferdinands.] ─ Hirtenfeld (J. Dr.), Der Mar. Theresien-Orden und seine Mitglieder . . . (Wien 1857, Staatsdruckerei, 4°.) S. 681 und 1744. ─ Oestr. Militär-Konversationslexikon. Herausgegeben von Hirtenfeld und Dr. Meynert (Wien 1851) II. Bd. S. 350. ─ Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) II. Bd. S. 121 unter dem Schlagwort: Ferdinand (Karl Joseph) von Este.─ Rittersberg, Kapesní slovniček, d. i. Taschenwörterbuch (Prag 1850, kl. 8°.) I. Bd. S. 393. ─ Prokesch-Osten (Freih. v.), Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Fürsten Karl Schwarzenberg. S.94-104. ─ Biographische Skizzen (Prag, Schönfeld, 8°.) S. 63. ─ Crossard, Mémoires II. Bd. S. 55. [Crossard und Prokesch erzählen umständlich den oben berührten Durchbruch des Erzherzogs durch die feindliche Aufstellung, als durch Macks Verblendung das ganze österr. Corps bei Ulm eingeschlossen ward.]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vergleiche den 2. Artikel zu dieser Person BLKÖ:Habsburg, Ferdinand Karl Joseph von Este.