BLKÖ:Feigerle, Ignaz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Fábián, Stephan
Band: 14 (1865), ab Seite: 443. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Ignaz Feigerle in der Wikipedia
Ignaz Feigerle in Wikidata
GND-Eintrag: 116436433, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Feigerle, Ignaz|14|443|}}

Feigerle, Ignaz (Bischof von St. Pölten, geb. zu Biskupstwo, einem bei Olmütz gelegenen Dorfe, 7. April 1795, gest. zu Oxenburg bei St. Pölten 27. September 1863). Sein Vater war Zeugmacher und Spinnfactor in der k. k. priv. Wollenzeugfabrik zu Mährisch-Neustadt, die Mutter eine Schullehrerstochter. Mit acht Jahren kam F. nach Olmütz, wo er 1804–1812 die Normalschule, das Gymnasium und Lyceum besuchte. Nun trat er, um Theologie zu studiren, in das fürsterzbischöfliche Seminar, kam aber, seiner ausgezeichneten Verwendung wegen, bereits im November 1812 in das k. k. Convict nach Wien, um die theologischen Studien an der Wiener Hochschule zu machen. Am Charsamstag (21. März) 1818 erhielt er zu Olmütz die heil. Weihen und am 5. April d. J. las er seine erste Messe. Nun kam F. als Cooperator nach Wirschowitz in Mähren, wo er über drei Jahre blieb, von dort an die Liebfrauenkirche nach Kremsier, von wo er schon nach drei Vierteljahren in das von Frint [Bd. IV, S. 366] errichtete höhere weltpriesterliche Bildungsinstitut zum heil. Augustin (Augustineum) in Wien berufen wurde. Daselbst bereitete er sich für eine Lehrkanzel der Pastoraltheologie und zugleich für die strengen Prüfungen zur theologischen Doctorwürde vor. Ende Jänner 1823 erhielt er auch die Professur aus der Pastoraltheologie zu Olmütz und versah sie bis zum Anbeginn des Jahres 1830. Während seines Lehramtes zu Olmütz wurde das dortige Lyceum zur Universität erhoben und F. zu ihrem Rector magnificus erwählt, als welcher er die im Jahre 1828 abgehaltene Feier der Universitätsrestauration leitete und beschrieb und zugleich einen Krankenfond für arme Studirende gründete. Anfangs 1830 erhielt er die Professur der Pastoraltheologie an der Wiener Hochschule, welche er durch zehn Jahre bekleidete. In der Zwischenzeit aber wurde er, im Juli 1831, zum Hofcaplan und Spiritual-Director im Augustineum ernannt, welche Würde er eines hartnäckigen Halsübels wegen im April 1834 niederlegte. Anfangs 1839 wurde er aber zum zweiten Male zu [444] dieser Stelle berufen. Nach dem Tode des Burgpfarrers Dr. Pletz wurde F. mit Allerh. Entschließung vom 8. Juni 1840 zum Hof- und Burgpfarrer und Obervorsteher des Augustineums ernannt, unter einem ihm die Abtei B. V. M. de Pagranij und das ungarische Indigenat verliehen. Als Burgpfarrer und oberster Leiter der höheren weltpriesterlichen Bildungsanstalt zum heil. Augustin entwickelte F. eine einflußreiche Thätigkeit. Als in Folge der stürmischen Zeitereignisse im Jahre 1848 das Institut nahe daran war sich aufzulösen, war es F., der zur Beharrlichkeit mahnte und den Bestand desselben durch seine Energie rettete und es selbst dann noch im Auge behielt, als er während des Aufenthaltes des Kaisers in Innsbruck und später in Olmütz als dessen Beichtvater an seiner Seite weilte. Am 2. December 1851 am Jahrestage des Regierungsantrittes Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph wurde F. zum Bischofe von St. Pölten ernannt, als welcher er am 23. Mai 1852 seinen feierlichen Einzug hielt. Zwölfthalb Jahre, bis an seinen Tod, bekleidete F. diese Kirchenwürde, und in die Zeit seiner bischöflichen Verwaltung fallen mehrere denkwürdige Begebenheiten, deren Urheber er ist. Noch im ersten Jahre des Bisthumsantrittes ließ F. in der St. Pöltener Domkirche eine Volksmission durch die Jesuiten halten. Es geschah dieß, nachdem 3 Jahre früher die Jesuiten aus Oesterreich waren vertrieben worden. Nach dem Vorbilde St. Pöltens wurden noch in 30 Stationen der Diöcese Missionen gehalten und der St. Pöltener Magistrat ließ es sich nicht nehmen, das Andenken an dieses Ereigniß durch eine eigene Medaille der Zukunft aufzubewahren. Am 30. November 1852 wurden die Schul- oder Regelschwestern in ihr Mutterhaus zu Judenau eingeführt, aus demselben gingen später die Filialen zu Weitra, Tulln und Persenbeug hervor. Um der immer mehr abnehmenden Zahl von Candidaten des Priesterstandes abzuhelfen, errichtete F. ein Diöcesan-Knabenseminar, welches er Marianum nannte. Dasselbe ist in Krems in einem eigenen Hause untergebracht, unter die Leitung eines Directors gestellt und zählt bereits 64 Zöglinge. Auch war F. besonders darauf bedacht, daß die Gotteshäuser in seiner Diöcese im gebührenden Zustande erhalten wurden, und wurde durch ihn der Bau der neuen Gebirgskirche zu Neuhaus, und die Restauration der St. Pöltener Kathedrale veranlaßt. Die schon von seinem Vorfahrer eingeführten Priester-Exercitien erweiterte er insoferne, daß er sie jährlich zweimal, nämlich im Kreise dieß- und jenseits der Donau und meist durch Ordensmänner (Jesuiten, Redemtoristen, Lazaristen) abhalten ließ. Unter ihm wurde im Jahre 1856 den Töchtern der christlichen Liebe des heil. Vincenz de Paula die Verwaltung der häuslichen Wirtschaft, die Krankenpflege und Aufsicht über die Beschäftigung der Sträflinge zu Stein an der Donau, im Jahre 1859 zu gleichem Zwecke das städtische Krankenhaus in St. Pölten übergeben. Unter ihm bezogen die Redemtoristinen das neu errichtete Kloster zu Gars, auch wuchs die Zahl der weiblichen Klöster, welche bei Antritt seines Episcopates sich auf zwei belief, unter seiner Regierung auf neun. Das von dem Bischofe Buchmayer gegründete Taubstummen-Institut wurde von F. neu organisirt und erweitert. Unter ihm wurden die katholischen Gesellenvereine in der Diöcese, und zwar zu St. Pölten, Zwettl, Stein an der Donau und Weitra eingeführt. Durch [445] Hirtenbrief vom 4. Juli 1885 führte er als ein Mittel für die theologische Fortbildung des Clerus und die einheitliche Praxis in der Seelsorge die Pastoralconferenzen ein. Noch bei seinen Lebzeiten (1859) stiftete er für die Pfarrkirche seines Geburtsortes 500 fl. mit der Widmung, daß mit den entfallenden Interessen jährlich zwei arme Individuen zu betheilen seien; für das Knabenseminar zu Kremsier errichtete er einen Stiftungsplatz mit 3500 fl. für seinen Alumnus, und im Testamente setzte er das bischöfliche Knabenseminar seiner Diöcese, das Marianum, zum Universalerben ein. Noch ist der von ihm in seiner Diöcese eingeführten Corona aurea, eines marianischen, aus Priestern und Laien bestehenden Vereins zu gedenken, der schon im Jahre 1856 494 Sodalen aus dem Priester-, 10.740 Mitglieder aus dem Laienstande zählte und seither immer mehr zugenommen hat. Ein Jahr vor einem Tode unternahm er die Reise nach Rom (ad limina Apostolorum), wohin er einer Einladung des Papstes zur bevorstehenden Heiligsprechung der japanischen Märtyrer am Pfingstfeste 1862 gefolgt war. Noch ist hier der schriftstellerischen Thätigkeit F.’s zu gedenken. Zur Zeit als er zu Olmütz das Lehramt bekleidete, erschienen von ihm in čechischer Sprache: „Sedmnáctero kázaní dílem postních, dílem svátečnych i přeležitostných“, d. i. Siebenzehn Predigten, gehalten theils in den Fasten, theils an Feiertagen und anderen Gelegenheiten (Königgrätz 1832, 8°.), der Reinertrag war dem Krankenfonde für arme Studirende der Olmützer Hochschule gewidmet. Seine übrigen Schriften sind: „Predigtenentwürfe, die katholische Glaubens- und Sittenlehre enthaltend“ (Wien, 2. Aufl. 1837, 3. Aufl. 1844), diese Entwürfe, deren Ertrag der Leopoldinenstiftung gewidmet war, waren ursprünglich von Bischof Wagner und wurden von Bischof Feigerle nur fortgesetzt; – „Historia vitae Sanctorum Thomae a Villanova, Thomae Aquinatis et Laurentii Justiniani in usum Cleri“ (Viennae 1839); – „Predigten über die heilige Messe“ (Wien 1844); – „Der geistige Kampf. Dargestellt in Predigten“ (ebd. 1850, 2. Aufl. 1861), wurde auch unter dem Titel: „Il combattimento spirituale“ (Milano 1852) in’s Italienische übersetzt – und „Geisteserhebungen während der Kriegszeit“ (St. Pölten 1859), gelegenheitlich des italienischen Feldzuges 1859 geschrieben und der Ertrag den Verwundeten des Infanterie-Regiments Heß Nr. 49 gewidmet. Mehrere seiner Predigten sind einzeln, mehrere andere wieder in der theologischen Diöcesan-Zeitschrift „Hyppolitus“, an deren Entstehung Bischof F. wesentlichen Antheil hat, abgedruckt erschienen. Darüber, wie über seine zahlreichen Hirtenbriefe, gibt sein Biograph Kerschbaumer in der in den Quellen angeführten Lebensskizze ausführlichere Nachricht. Bald nach seiner Rückkehr von Rom, welche am 26. Juni 1862 erfolgt war, stellte sich ein bedenkliches Halsleiden ein, das auch nach längerer Dauer einen tödtlichen Ausgang nahm. Der Bischof hatte sich mit dem beginnenden Frühlinge des Jahres 1863 auf den Rath der Aerzte nach dem bischöflichen Schlosse Oxenburg begeben, wo er endlich auch im Alter von 68 Jahren seinen Leiden erlag. Die Einwohner von Oxenburg ließen es sich nicht nehmen, ihren „gnädigsten Herrn Bischof“ auf ihren Schultern zur Stadt zu tragen, einen Weg von zwei Stunden. Neben seinen Vorgängern wurde Bischof F. in der Domkirche zu St. Pölten beigesetzt. Sein Wahlspruch war: „Amor meus crucifixus“. Seit 1861 war Bischof F. [446] päpstlicher Hausprälat und Thronassistent, im Jahre 1854 anläßlich der Vermälungsfeier mit dem Commandeurkreuze des Leopold-Ordens ausgezeichnet, und ihm im Jahre 1848 von der theologischen Facultät der Prager Hochschule anläßlich der Jubiläumsfeier das Doctordiplom verliehen worden.

Kerschbaumer (Anton), Bischof Feigerle nach dem Leben geschildert (Wien 1864, Sartori, 8°.), auch im Auszuge in der „Vierteljahrschrift für katholische Theologie“. – Waldheim’s Illustrirte Zeitung (Wien, Fol.) II. Jahrg. (1863), S. 1110. – Porträt. Im Holzschnitt auf S. 1109 des Jahrganges 1863 der Waldheim’schen Illustrirten Zeitung.