BLKÖ:Gleich, Joseph Alois

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Gleditsch, Paul
Band: 5 (1859), ab Seite: 214. (Quelle)
Josef Alois Gleich bei Wikisource
Josef Alois Gleich in der Wikipedia
Josef Alois Gleich in Wikidata
GND-Eintrag: 119559994, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Gleich, Joseph Alois|5|214|}}

Gleich, Joseph Alois (Schriftsteller, geb. in Wien 14. Sept. 1772, gest. ebenda 10. Febr. 1841). Besuchte die Josephstädter Piaristenschule in Wien, betrieb Sprachen und verlegte sich auf die Staatsrechnungswissenschaft. 18 Jahre alt, trat er in den Staatsdienst, aus dem er nach vierzigjähriger Dienstzeit sich in den Ruhestand zurückzog (1830). 2 Jahre später übernahm er, um nicht unthätig zu sein, eine Hofbedienstung, welche er mehrere Jahre bekleidete. Neben diesen Diensten hatte er auch durch viele Jahre als Theaterdichter der Josephstädter und später der Leopoldstädter Bühne fungirt. Zuletzt starb er tief verschuldet in bitterer Armuth. Seine Tochter war an Ferdinand Raimund verheiratet, aber die Ehe war nicht glücklich und Raimund schied sich von seiner Frau. Das gegenwärtig unter dem Namen Raimund auf Wanderbühnen auftretende Kind ist nicht Raimunds Kind. Schon in früher Jugend versuchte sich G. als Romanschriftsteller und verlegte sich auf das damals beliebte Fach der Ritter-, Geister- und Schauerromane, worin er das Höchste leistete, was in dieser absurden Gattung zu Stande gebracht wurde, und bei der damals herrschenden Geschmacklosigkeit eine Beliebtheit erreichte, die ebenso über diesen Erfolg staunen macht, als andererseits seine Fruchtbarkeit erklärt. Später, als er den Tod seiner Producte überlebt hatte, verlegte er sich auf das Gebiet der Zauberposse und des Volksstückes und wußte auch da längere Zeit das Publicum in Athem zu erhalten, bis ihn Bäuerle und mit dauerndem Erfolge Ferdinand Raimund, dieser Shakspeare der Zauberposse, für immer von den Brettern verdrängten. G. schrieb theils unter eigenem, theils unter fremden Namen, oft wenn ein Schauerroman sich besondern Beifalls erfreut hatte, wie z. B. der „Wendelin von Höllenstein oder die Todtenglocke“, so pflegte er sich nur als Verfasser desselben zu bezeichnen. Als ein bibliographisch-culturhistorisches Curiosum lassen wir weiter unten alle Werke dieses fruchtbaren Schriftstellers folgen, an denen der Titel in der Regel das Beste ist. Es gewährt einen komisch-wehmüthigen Einblick in die geistige Versunkenheit der Generationen, welche die drei letzten und drei ersten Decennien um den Anbeginn des 19. Jahrhunderts gelebt haben.

I. Schriften des Joseph Alois Gleich. Unter seinem Namen gab er heraus: „Geschichte der Stadt Wienerisch-Neustadt“ (Wien 1809, gr. 8°.); – „Gemälde für Liebende“, 2 Thle. (Wien 1796), 2. Auflage unter dem Titel: „Mutter Irmentraut“ (Eb. 1816); – a) die Theaterstücke:Der rothe Thurm in Wien“, Orig.-Schausp. mit Ges. in 3 Aufz. (Wien 1805); – „Aragis von Benevent“, Schausp. in 3 Aufz. (Eb. 1806); – „Es ist Friede oder die Zurückkunft des Fürsten“, Gem. i. 3 Afz. (Eb. 1806); – „Eppo von Gailingen“, Gem. d. Vorw. m. Ges. in 3 Act. (Eb. 1806); – „Hildegunde und Siegbertsky“, Rittermärch. in 3 Act. (Eb. 1806); – „Die eiserne Jungfrau“, Schausp. mit Ges. in 3 A. (Eb. 1806); – „Der brave Mann“, Kom. Oper in 3 A. (Eb. 1806): – „Die Musikanten auf dem hohen Markt“, – Adam Kratzerl von Kratzerfeld“, zwei loc. Possen mit Ges. (Wien 1806); – „Goda oder Männersinn u. Weibermuth“, in 3 Aufz. (Eb. 1807); – „Inkle und Yariko“, Schausp. in 1 A. (Eb. 1807); – „Lohn der Nachwelt“, Schausp. i. 4 A. (Ebd. 1807); – „Die Löwenritter“, Schausp. in 4 Act. und 4 Thln. (Eb. 1807); – „Die Vermälungsfeier Alberts v. Oesterreich“, Or.-Schausp. mit Ges. in 4 Act. (Eb. 1807); – „Die Fürsten der Longobarden“, Orig.-Schausp. in 3 Act. [215] (Eb. 1808); – „Kunz von Kaufungen oder der Prinzenraub“, Schsp. in 3 A. (Eb. 1808); – „Die beiden Morillo“, Schausp. mit Ges. in 3 Act. (Eb. 1808); – „Die vier Haymonskinder“, Volksm. m. Ges. in 4 A. (Eb. 1809); – „Die bezauberte Leyer“, Kom. Zauberoper in 3 A. (Eb. 1809); – „Komische Theaterstücke“ I. Bd. (Brünn 1820), enthält: „Der Berggeist oder die drei Wünsche“; – „Die Brüder Lüderlich“; – „Doctor Kramperl“; – „Die weißen Hüte“ [„Doctor Kramperl“ erschien später in 2. Aufl. (Wien 1840)]; – „Der Eheteufel auf Reisen“, Loc. Zaubersp. mit Ges. i. 2 A. (Brünn 1824); – „Herr Joseph und Frau Baberl“, Posse mit Ges. in 3 Act. (Wien 1840). – Anonym gab er folgende dramatische Arbeiten heraus: „Albert der Bär oder die Weiber von Weinsberg“, Schsp. in 3 A. (Wien 1806); – „Der Hungerthurm“ (Eb. 1805); – „Die kleinen Milchschwestern von Petersdorf“, Volksm. in 3 A. (Eb. 1806); – „Der Mohr von Semegunda“, Sch. in 5 A. u. 2 Thln. (Eb. 1805).
b) Die Romane in chronologischer Folge, u. z. theils anonym, theils als Ludwig Dellarosa und H. Walden (die anonymen sind mit einem * bezeichnet): *„Kitschtasp u. Isphendiar König von Persien“, 2 Bde. (Kaschau 1794); – *„Harald oder der Kronenkrieg“, 2 Thle. (Eb. 1794); – *„Runaldo. Skizze der Vorwelt“ (Wien 1795); – *„Pierre Soucis oder die Philosophen im Lande der Freiheit“ (Ebd. 1796); – *„Rinold, der Maler für menschliche Herzen“ (Eb. 1796); – *„Scenen aus dem menschlichen Leben“ (Eb. 1796); – *„Fridolin von Eisenfels oder die Eulenburg“ (Eb. 1796, neue Aufl. 1823); – *„Der schwarze Ritter oder die drei Waisen“ (Krems 1797); – *„Die Wanderungen des Ritters Ekbert von Klausenthal“ (Wien 1798); – *„Edwin und Blanka oder Abenteuer eines Schottländers“ (Eb. 1798); – *„Die Todtenfackel oder die Höhle der Siebenschläfer“ (Eb. 1798, 2. Aufl. 1821); – *„Udo der Stählerne oder die Ruinen von Drudenstein“ (Ebd. 1799, 2. Aufl. 1818); – ‚„Der Geist Gelanors oder Abenteuer des Grafen L. von Edelburg“, 2 Thle. (Krems 1799); – *„Jetta die schöne Zigeunertochter oder der Wolfsbrunnen“ (Wien 1799); – *„Appel von Witzthum der Böse od. der Greis Loma“, 2 Thle. (Eb. 1799); – *„Arbigar, der graue Wanderer“, 2 Thle. (Ebd. 1800); – *„Biandetto, der Bandit von Treviso, Seitenstück zu Rinaldo Rinaldini“ (Leipzig 1800); – *„Emmerich v. Wolfsthal oder das Schloßgespenst“ (Ebd. 1800); – *„Feinsteins Fall oder der Geist des Brunnens“ (Wien 1800); – *„Idealische Gemälde aus der Phantasien- u. Geisterwelt“ (Prag 1800); – *„Guadrino’s Schatten um Mitternacht“ (Eb. 1800); – *„Die 300jährige Wandlerin nach dem Tode“ (Ebd. 1800); – *„Erdmann v. Mühlenberg oder Schauerschwur zur Wanderung“ (Leipzig 1800); – *„Die beiden Spencer oder die Wunder der Todtengruft“ (Wien 1800); – *„Ottfried von Tannenberg oder der Fluch der Verführung“ (Eb. 1800); – *„Winsened oder der Zwerg im Löwenthale“ (Ebd. 1800); – *„Die Zwillinge vom Wolfsberge“, (Ebd. 1800); – *„Werno der Kühne“ (Eb. 1801); – *„Edmund Westerholm, der Schwede“ (Eb. 1801); – *„Die Familie von Eichwalde oder die Witwe von Marseille“ (Ebd. 1801); – *„Gideon, der bedrängte Wanderer“ (Eb. 1801); – *„Die Unbekannten im Tannenhain“, 2 Bde. (Lpz. 1801); – *„Der Graf von Varennes oder der Todtenhügel im Waisenhaine“ (Eb. 1801);– *„Lord John Watwort oder die Mitternachtsstunde an Jenny’s Grab“ (Eb. 1801); – „Bodo und seine Brüder, oder das Schloß der Geheimnisse“, 2 Thle. (Krems 1801 und Leipzig 1803), unter dem Namen: Ludwig Dellarosa; – *„Die Findlinge, Familiengeschichte des Marquis von Barcas“ (Wien 1802); – *„Juliette von Lüneville“ (Leipzig 1802); – *„Graf Odomar oder das Hirtenmädchen“ (Eb. 1802); – *„Peter Schwalbe, der lahme Wächter des Beinhauses“ (Eb. 1802); – *„Das Räubermädchen von Baden“ (Eb. 1802); – *„Wallras von Schreckhorn oder das Todtenmahl um Mitternacht“ (Eb. 1802); – *„Der warnende Zaubergürtel, oder das Schauermännchen“ (Lpz. 1802); – *„Waldraf der Wandler“ (Wien 1802, 2. Aufl. 1816); – „Ruthart Arrevello und das Mädchen vom Libanon“, 2 Thle. (Krems 1802), unter dem Namen L. Dellarosa, wie auch den folgenden Roman: „Marno, der Schreckenvolle und das Mädchen in der Löwenhöhle“, 2 Thle. (Krems 1803, 2. Aufl. Wien 1835); – *„Die Familie von Peterswaldau“ (Leipzig 1804); – „Belido Dolfos und seine Familie, oder das Wiedersehen am Grabe“, 2 Thle. (Krems 1804); – „Dittmar von Arenstein, oder die Rächer in der Todtenhalle“, 2 Thle. (Eb. 1804); – „Odomar v. Bärenstamm, oder das unterirdische Gefängniß“, 2 Thle. (Eb. 1805); – „Hunerich, Beherrscher der Vandalen und seine Freunde“, 2 Thle. (Eb. 1806), die vier letztgenannten alle unter dem Namen: Ludwig Dellarosa; – *„Die Brüder von Stauffenberg, oder die Macht der Verborgenen“ (Wien 1806); – *„Wippo v. Königstein, oder die Todtenhöhle am Fichtelberge“ (Ebd. 1807, [216] 2. Aufl. 1817, 3. Aufl. 1841); – *„Elisa von Eisenthurm, oder das Georgenhäuschen am Leopoldsberge“ (Frankf. a/M. 1807); – *„Mongolf von Rothenburg, oder der Kampf um Mitternacht“ (Eb. 1816); – *„Die drei Nächte außer dem Brautbette, oder die Tochter der Hexe von Endor“ (Leipzig 1822); – *„Wendelin von Höllenstein, oder die Todtenglocke um Mitternacht“ (Wien 1822); – „Sylphide, das Seefräulein auf ihrer Lustreise“ (Eb. 1822); – „Der schwarze Janosch oder die geheimen Gewölbe in Venedig“ (Eb. 1829); – „Martin Pleyer, der Kreuzfahrer wider Willen“ (Ebd. 1830), die drei letzten unter dem Namen: H. Walden; auch erschienen gesammelt unt. d. Titel: „Zöglinge froher Laune, oder neueste Märchen, Erzählungen und Schwänke“ (Eb. 1829 u. 30); – alle folgenden Romane erschienen unter dem Pseudonym L. Dellarosa: „Mathilde v. Arnstein, die Löwenbändigerin in Palästina“ (Wien 1837); – „Die Belagerung Wiens durch die Türken“, 2 Thle. (Ebd. 1838); – „Guido von Sendenstein, oder die Tempelritter in Mödling“ (Eb. 1839); – „Dagobert von Greifenstein, oder, das Todtengericht um Mitternacht in den unterirdischen Schauerklüften der Burgfeste Theben in Ungarn“ (Eb. 1840); – „Das Räubermädchen von Baden und die Teufelsmühle am Wienerberge“ (Eb. 1840); – „Arnulf Schreckenwald, genannt der Eisenfresser“ (Eb. 1840); – „Das Blutgericht im Thurme Daliborka am Hradschin zu Prag“ (Eb. 1841); – „Die Höllenbraut oder die gespenstigen Rächer im Siebengebirge“ (Eb. 1841); – „Hmora der Träumer, oder die Schauernächte im Schlosse Krakow“ (Eb. 1841); – „Die Nymphe von Teplitz, oder die Geisterglocke im Räuberthurm zu Riesenberg“ (Eb. 1841). Diese Musterkarte von haarsträubenden Büchertiteln, sämmtlich Schriften, als deren Autor Jos. Al. Gleich festgestellt ist, gibt einen hinlänglichen Begriff von der geistigen Ohnmacht, verbunden mit der planmäßigen Speculation auf den seit Jahren systematisch niedergehaltenen Geschmack seiner Leser. Außer obigen Schriften sollen noch folgende Gleichs Products sein: Die Romane. „Guntrams Schatten um Mitternacht“, – „Brüder Markenstein“, – „Pauline von Saligna“, – „Die Sternenwandlerin“, – „Andolin von Grauenfels“, – „Rinfried von Todtenstein“, – „Fritz von Fannaur“, – „Fridolin von Eisenfeld“, – „Ferdinand und Louise“, – „Theodorich der Große“, – „Nettchens Entführung aus dem Serail“ – und die Theaterstücke: „Ybor, der Wanderer aus dem Wasserreiche“, – „Der Hölle Zaubergaben“, – „Pächter Valentin“, – „Peter Stieglitz“, – „Der lustige Fritz“, – „Adler, Fisch und Bär“. – Auch gab Gleich seit dem Jahre 1831 unter dem Titel: „Komische Briefe des Hanns Jörgel von Gumpoldskirchen“, eine Art Fortsetzung der ehemals so beliebt gewesenen „Eipeldauer Briefe“, in zwanglos erscheinenden Heften heraus. Als Beweis, wie gesucht Gleichs Arbeiten zu ihrer Zeit waren, folgt hier noch die Liste der Wiener Verleger, deren jeder mehrere seiner Schriften verlegte, u. z. Haas, A. Doll, Rehm, Wallishausser, Pichler, Bauer, Hartleben in Pesth, Möstl in Krems und außerdem Buchhändler in Leipzig und Frankfurt a/M.
III. Zur Biographie. Gleich schrieb, wie schon bemerkt, unter seinem Namen, ferner unter dem Namen Heinrich Walden, Adolph Blum und Ludwig Dellarosa. In der Lebensskizze von Wladimir in der Abend-Zeitung wird die Vermuthung ausgesprochen, daß Gleich in ärmlichen Verhältnissen gestorben sei; nach dem Londoner „Athenaeum“ 1841 6. März soll er seiner einzigen Tochter ein Vermögen von 220,000 fl. hinterlassen haben. Das Erstere ist wahr. – Abend-Zeitung von Theodor Hell. 1841, Nr. 64 (16. März) „Joseph Alois Gleich“, von Wladimir. – Wiener Theaterzeitung, herausg. von Ad. Bäuerle. I. Jahrg. (1806) Nr. 11, S. 166. – Annalen der Literatur und Kunst des östr. Kaiserthums 1802, Intelligenz-Blatt Nr. 7, Sp. 55. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835) II. Bd. S. 382. – Gervinus (G. G.), Geschichte der deutschen Dichtung (Leipzig, Engelmann) 4. Aufl. V. Bd. S. 625. – Oestr. Parnaß, bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar .. (Frey-sing, Athanasius & Comp., 8°.) S. 19 [nach diesem geb. 1786. Daselbst wird Gleich folgendermaßen charakterisirt: „In der gesellschaftlichen Welt wenig gekannt, heruntergekommener Localpossen- und Romanschreiber, gebeugt vom Unglück, beispiellos fleißig, bemitleidenswerth, nicht ohne Talent, sein Unglück verdankt er sich selbst“].[BN 1]

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Gleich, Joseph Alois [Bd. V, S. 214].
    Goedeke, Grundriß u. s. w., wie bei Castelli, Bd. III, S. 820, Nr. 427. [Band 28, S. 343]