BLKÖ:Habsburg, Margaretha (Herzogin von Florenz)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 7 (1861), ab Seite: 12. (Quelle)
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191. Margaretha, Herzogin von Florenz (geb. 1522, gest. 1586). Natürliche Tochter des Kaisers Karl V. Die Mutter Margarethens war ein flandrisches Edelfräulein namens Johanna Vomgeest, nach Anderen Van der Geenst. Margaretha war zweimal vermält, zuerst seit 1535 mit Alexander Medicis, Herzog von Florenz, und nachdem sie schon 1537 Witwe geworden, zum andern Male seit 1538 mit Octav Farnese, Herzog von Parma. Nachdem die erste Ehe kinderlos geblieben, gebar sie ihrem zweiten Gemale einen Sohn, Alexander Farnese (geb. 1544, gest. 11. December 1592), welcher 1578 Gouverneur der spanischen Niederlande wurde und einer der größten Kriegshelden seiner Zeit war. Margaretha wurde anfänglich in aller Stille erzogen, kam aber alsbald an den Hof nach Brüssel, wo sie Karl V. als seine Tochter anerkannte; nun wurde sie zuerst mit dem Prinzen von Ferrara verlobt. Als später dieses Project sich zerschlug, wurde sie die Gemalin der zwei oben genannten Fürsten; sie zählte bei ihrer ersten Ehe erst 13, bei der zweiten 15 Jahre. Durch ihren langjährigen Aufenthalt in den Niederlanden bekannt mit den Sitten und dem Charakter des Volkes, zugleich vertraut mit der Politik, welche der spanische Hof betreffs der Niederlande beobachtete, wurde sie von Philipp II. zur Statthalterin der Niederlande geeignet befunden. 1559 übertrug er ihr diese Würde, mit großem Gepränge wurde sie von ihm in Gent eingeholt und vor seiner Abreise den Ständen in feierlicher Versammlung vorgestellt. In dieser Stellung war jedoch Margaretha nicht unabhängig, sondern in Allem was sie that an Granvella gewiesen und gebunden. Immerhin bethätigte die Fürstin in ihren Handlungen solche Umsicht, daß es ihr gelungen wäre, das aufgeregte, durch langjährigen Druck aller Art erbitterte Volk zu beruhigen, wenn nicht der Einfluß Alba’s von Madrid aus in allen niederländischen Angelegenheiten der einzig maßgebende geworden wäre. Die Aufregung in den Niederlanden wuchs und vergebens harrte Margaretha der Befehle des Königs, endlich erhielt sie ein Schreiben desselben mit dem Befehle, sich kriegerisch zu rüsten, im übrigen aber das Volk auf Zugeständnisse hoffen zu lassen. Indessen war es schon zu spät, der Bildersturm brach los, Margaretha wollte entfliehen, wurde aber durch ihren Staatsrath Vigilius so lange aufgehalten, bis die Thore besetzt waren, wodurch ihre Flucht unmöglich wurde. In dieser Lage gab sie auf die Versicherungen des Adels, die Provinzen beruhigen zu wollen, die Predigt frei. Auch jetzt noch wäre es ihr gelungen, das Volk zur Ruhe zurückzuführen, wenn nicht der verhaßte Alba im Ministerrathe des Königs der Alleinmaßgebende gewesen wäre, und Alba wollte von Milde nichts wissen. Mit ausgedehnten Vollmachten erschien der Gefürchtete in den Niederlanden (1567) [13] und Margaretha fühlte es wohl, daß ihre Rolle ausgespielt sei. Sie bat um ihre Entlassung aus der Regentschaft. Mit aller Delicatesse, aber ohne Schwierigkeiten wurde sie ihr gegeben und am 22. December 1567 verließ sie Brüssel. Das grausame Regiment Alba’s, das dem ihrigen folgte, sicherte ihr im Herzen des Volkes eine begeisterte Erinnerung, ungeachtet des Mißtrauens, welches das Volk auch gegen sie gehegt, woran jedoch vornehmlich ihre abhängige Stellung, wodurch sie in allen Handlungen gehemmt war, die Schuld trug. Margaretha war eine Fürstin von seltener Klugheit, sie besaß männliche Eigenschaften, aber doch ein weibliches Gemüth. Sie liebte die Jagd und trotzte den mit derselben verbundenen Gefahren durch einen abgehärteten Körper. Ihre Frömmigkeit beurkundete sich in Selbstverläugnung, so z. B. hatten die Armen, denen sie am Charfreitag die Füße wusch, gemessenen Befehl, jede Reinigung vorher zu unterlassen. Sie erschien oft in männlicher Tracht und war der männlichen Künste, des Reitens und der Waffenübung, kundig. Nachdem sie nach achtjähriger Regentschaft, ein Opfer der spanischen Politik, von ihrem Posten abgetreten war, wurde sie von König Philipp alsbald vergessen, nicht einmal die ihr ausgeworfene Pension wurde ihr regelmäßig zugestellt. Ihren Aufenthalt in Namur nennt ihr Secretär ein Exil, und erbittert über solchen Undank kehrte sie nach Italien zu ihrem Gemale zurück, wo sie zu Ortona im nämlichen Jahre wie er (sie 64, er 62 Jahre alt) starb; noch aber hatte sie die Genugthuung erlebt, ihren Sohn Alexander Farnese zum Statthalter der Niederlande (1578) berufen zu sehen.

Reiffenberg (Frédéric Auguste Ferdinand Thomas de), Correspondance de Marguerite d’Autriche, duchesse de Parme, avec Philippe II, suivie des interrogatoires du compte d’Egmont et de quelques autres pièces (Brux. 1842, 8°.). – Stoeger (Maximilian), Versuch eines Grundrisses der niederländischen Unruhen unter der Herzogin (Margaretha) von Parma und dem Herzoge von Alba (München 1808, 8°.). – Strada, de bello belgico. – Thuanus, Historia sui temporis. – Allgemeines historisches Lexikon (Leipzig 1731, Thom. Fritschens Erben, Fol.) 3. Aufl. Bd. III, S. 412 und Supplementband S. 860. – Porträte. 1) Jos. Brown sc. (8°.); – 2) Aeg. Rucholle sc. 1645 (4°.), Hüftbild; – 3) C. v. Sichem sc. (4°.), ganze Figur: – 4) A. Vaillant sc. (Fol.).