Zum Inhalt springen

BLKÖ:Krafft, Barbara

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Krafft, Joseph
Band: 13 (1865), ab Seite: 101. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Barbara Krafft in der Wikipedia
Barbara Krafft in Wikidata
GND-Eintrag: 121672794, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Krafft, Barbara|13|101|}}

Krafft, Barbara (Malerin, geb. zu Iglau im Jahre 1764, gest. zu Bamberg 28. September 1825). Auf welchen [102] Umstand hin Pillwein die Künstlerin im Jahre 1766 zu Mannheim geboren werden läßt, ist nicht zu errathen. Barbara ist eine Tochter des k. k. österreichischen Hofmalers Johann Nepomuk Steiner, eines gebürtigen Iglauers, der auch in Iglau ansässig war und dort seine Kunst ausübte. Als Steiner später nach Wien übersiedelte, folgte ihm Barbara auch dahin. Sie hatte sich unter der Leitung ihres geschickten Vaters in der Malerei ausgebildet, und als sie im Jahre 1786 in Wien ihr erstes Bild, das Bildniß eines französischen Abbé öffentlich ausstellte, fand dasselbe allgemeinen Beifall, und Barbara ward als Bildnißmalerin bald sehr gesucht. In Wien wurde sie Mitglied der k. k. Akademie der bildenden Künste; auch verheirathete sie sich da mit einem Apotheker Namens Joseph Krafft. Nachdem sie einige Jahre in Wien gearbeitet, begab sie sich vorerst nach Salzburg, wo sie jedoch dießmal nur kurze Zeit verweilte. Von Salzburg kehrte sie in ihre Vaterstadt Iglau zurück und ging von dort nach Prag, wo sie mehrere Jahre, bis 1803, blieb und viele Beschäftigung fand. Im letztgenannten Jahre übersiedelte sie nach Salzburg und blieb dort über 18 Jahre, bis 1821. Nun begab sie sich nach Bamberg, wo sie, bis zu ihrem Tode künstlerisch thätig, schon im Jahre 1825, im Alter von 61 Jahren starb. Die Zahl von Barbara’s Bildnissen ist sehr groß, darunter sind bemerkenswerth: „Kaiser Leopold II.“; – „Kaiser Joseph II.“; – „Kaiser Franz I.“, alle drei in Lebensgröße für die medicinische Facultät in Prag; – „Fürst Salm“, zweimal, in ganzer Figur und im Brustbild; – „Der Graf Lodron“; – „Der Grossherzog von Toscana“, die letzten drei in Salzburg. Wie rasch sie gemalt haben mag, erhellet aus der Thatsache, daß sie in höherem Alter, vom Jahre 1821–1825, während ihres 4jährigen Aufenthaltes in Bamberg, allein 145 Bildnisse vollendete. Ueberdieß sind von ihr mehrere Altarblätter und Genrebilder bekannt: „Der H. Gotthard“, 1801 gemalt, Altarblatt für die Pfarrkirche in Bubencz; – „Die büssende Magdalena“; – „Der weinende Petrus“, beide in Spagnoletto’s Manier und für das Kloster Emaus; – ferner die Genrebilder; „Die lachende Böhmin mit dem Branntweinglase“, als Gegenstück dazu: „Der auf den Stock gelehnte Alte mit der Pfeife“; – „Das Mädchen mit der Katze“ u. m. a. Auch malte sie mehrere als besonders gelungen bezeichnete Madonnenbilder. Mehrere Gemälde ihres Vaters sind von ihr angelegt. Sie führte einen kühnen Pinsel, ihr Farbenauftrag ist kräftig, in Verschmelzung der Farben war sie Meisterin. Ihre meist sehr ähnlichen Bildnisse wurden als Meisterwerke geschätzt. Ihre Genrestücke malte sie in der Manier des Niederländers Honthorst. Da sie sehr gesucht war, hatte sie, namentlich in früheren Jahren, nicht Zeit, besondere Sorgfalt auf ihre Arbeiten, die sie oft, man kann sagen, in einigen Stunden zuwege brachte, anzuwenden. Ihre späteren Werke aber sind zum Theile sehr fleißig ausgeführt, besonders die kleinen Medaillons-Porträte, die wie feine Miniaturen in Oel behandelt sind. – Ihr Sohn Johann August (geb. zu Wien im Jahre 1792) wurde von ihr in der Malerei unterrichtet. Später begleitete er sie auf ihren Reisen und als die Mutter nach Bamberg übersiedelte, damals 19 Jahre alt, trat er dort zuerst als ausübender Künstler auf. Er widmete sich vorzugsweise der Lithographie und dem Malen mit Wasserfarben; aber auch einige Oelbilder sind von ihm vorhanden. Nach dem Tode seiner Mutter übersiedelte [103] er nach München, wo er die Kunst vornehmlich zu gewerblichen Zwecken ausübte, so z. B. führte er für die Wachstuchfabrik in Bamberg mehrere Blätter aus; als die Bildnisse: „Herzog Wilhelm von Birkenfeld“; – „Domdechant J. von Heckenstaller“, nach Kellerhofen; – „Otto I. von Griechenland“, alle drei in Folio; – „Die Leidensstationen des Herrn“, u. m. a.; – bekannt ist seine Lithographie: „Der Jahrmarkt“, nach einem Gemälde von C. Pitz in der Bamberger Gallerie (gr. Fol.).

Pillwein (Benedict), Biographische Schilderungen oder Lexikon Salzburgischer, theils verstorbener, theils lebender Künstler (Salzburg 1821, Mayr kl. 8°.) S. 118. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, Bernh. Friedr. Voigt, 8°.) III. Jahrg. (1825), S. 1536, Nr. 211 [nach diesem geb. 1763]. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1838, Fleischmann, 8°.) Bd. VII, S. 154. – Dlabacz (Gottfried Johann), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, G. Haase, 4°.) Bd. II, Sp. 121. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Erste Ausgabe, Bd. XVIII, S. 1310, Nr. 8 [nach diesem wäre sie bereits 1822 gestorben].