BLKÖ:Lebzeltern, Wilhelm Freiherr von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 14 (1865), ab Seite: 281. (Quelle)
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Lebzeltern, Wilhelm Freiherr von (k. k. Feldzeugmeister, geb. zu Czernowitz in der Bukowina 7. März 1787). Der jüngste Sohn des k. k. General-Majors und Festungscommandanten Ludwig Leopold Ritter von L. [s. 278, Nr. 8]. Erhielt seine militärische Ausbildung in der k. k. Ingenieur-Akademie[WS 1] zu Wien, trat 1805 aus dieser als Oberlieutenant in das Geniecorps und erhielt sofort den Auftrag, die vom Feinde bedrohte Festung Theresienstadt schleunigst in Vertheidigungsstand zu setzen. Im Jahre 1806 war er zum Behufe eines Festungsbauprojectes mit der Aufnahme der Gegend von Enns und Mauthhausen beschäftigt. Im Jahre 1809 bei der Hauptarmee eingetheilt, gerieth er bei Wiens Capitulation in französische Gefangenschaft und kehrte nach seiner Auswechslung als Capitän-Lieutenant in sein Corps nach Oesterreich zurück. Im Jahre 1812 führte er die Genie-Districtsdirection im Banat; im Jahre 1814 setzte er die strategisch wichtige Stadt Langers in Vertheidigungsstand und wurde noch im nämlichen Jahre wirklicher Hauptmann im Infanterie-Regimente Mariassy Nr. 37, mit welchem er den Feldzug 1815 in Piemont und in der Lombardie mitmachte. Zum 10. Jäger-Bataillon übersetzt, stand L. von 1815 bis 1818 bei der Occupationsarmee im Elsaß. Im Jahre 1821 machte er den Feldzug gegen Neapel mit und zeichnete sich am Velino und dann bei Antrodocco aus. Am letzteren Orte gerieth er als Führer der Avantgarde in einen Kampf mit Mazzaroni, dem berüchtigten Chef einer Räuberbande, die sich zur Fortsetzung eines Guerillakrieges organisirt hatte und den er im Felsenstädtchen Monticelli gefangen nahm. Eine Folge dieser Gefangennehmung war die Auflösung dieser ganzen, für die Bevölkerung so gefährlichen Bande. Von Neapel ging L. nach Dalmatien, wo er den Postcordon gegen Montenegro und Türkisch-Albanien befehligte. Von Dalmatien kam L. nach Fiume und Buccari, im Jahre 1830 in die Lombardie, wo er im folgenden Jahre zum Major befördert und als Corps-Adjutant dem Feldmarschall-Lieutenant Grafen Wallmoden zugewiesen wurde. Im folgenden Jahre (1832) wurde er zum Hofstaate Sr. kais. Hoheit des Erzherzogs Karl nach Wien berufen, um bei der Erziehung von dessen Söhnen, Erzherzog Albrecht, Karl Ferdinand, Friedrich und Wilhelm, [282] mitzuwirken. In dieser Stellung rückte L. bis zum Obersten vor, und als im Jahre 1837 Erzherzog Friedrich zur theoretischen und praktischen Ausbildung in seinem freigewählten Berufe nach Venedig sich begab, wurde ihm L. als Begleiter zugewiesen und später zum Vorstand seines Hofstaates ernannt. Im syrischen Feldzuge 1840 blieb L. ununterbrochen an des neunzehnjährigen Erzherzogs Seite, sein Schild in allen Gefahren, sein treuer und erfahrener Rathgeber in allen Verhältnissen. Als er später mit dem jungen Prinzen nach Venedig zurückkehrte, begleitete L. den Erzherzog auf allen seinen Reisen nach Algier, Portugal, zweimal nach England, und als der Prinz nach Venedig zurückgekehrt, bald darauf von jenem Leiden befallen wurde, das ihn so früh und unerwartet dahinraffte, wich L. nicht von des Erzherzogs Krankenlager, seine Pflege aus das sorgsamste, wenngleich vergeblich überwachend. Im Jahre 1844 wurde L. General-Major, im Jänner 1848 wurde er auf Vorschlag des General-Geniedirectors und Oberdirectors der kaiserlichen Militärakademie zum Localdirector der Wiener-Neustädter Akademie ernannt. Drei Jahre, u. z. auch im J. 1848, als rings um Neustadt die Revolution alle Schranken des Gesetzes niedergerissen und ihre bösen Einflüsse sich immer weiter ausgebreitet hatten, versah L. diesen Posten und hatte ohne schützende Garnison die seiner Leitung anvertraute Jugend so geführt, daß sie nie ihre gesetzliche Bahn verließ, jede Störung beseitigt und ununterbrochen Ruhe und Ordnung aufrecht erhalten wurden. Dieses Beispiel blieb auch nicht ohne Rückwirkung auf die Stadt selbst, welche im richtigen Gefühl dieses Einflusses durch ihre Bürgerschaft beim Scheiden L.’s von seiner Stellung, sich dahin äußerte, es seinem Beispiele und seinem Rathe zu verdanken, daß sie mit unverbrüchlicher Treue ihrem Kaiser und Herrn ergeben blieb und die ungestörte Ruhe erhalten wurde. Im Jahre 1851, nachdem er in der Zwischenzeit (1849) zum Feldmarschall-Lieutenant befördert worden, wurde L. Präsidentens-Stellvertreter des commandirenden Generals beim niederösterreichischen Landes-Militärgerichte in Wien, von diesem Posten aber mit Allerh. Entschließung vom 29. März 1865 in Gnaden enthoben, unter Einem in Anerkennung einer sechzigjährigen ausgezeichneten Dienstleistung mit dem Feldzeugmeister-Charakter ad honores und dem Orden der eisernen Krone erster Classe belohnt und in den Ruhestand versetzt. Auch früher schon wurden L.’s vielfache Verdienste um das Kaiserhaus und den Staat, zu öfteren Malen ausgezeichnet. Am 8. December 1840 erhielt L. den Orden der eisernen Krone zweiter Classe, u. z. wie es im Diplome heißt, sowohl „wegen seiner bewährten Treue und Anhänglichkeit an den Prinzen und an das kaiserliche Haus, als auch wegen seiner unermüdeten Thätigkeit, Rechtschaffenheit und Klugheit, durch die er sich im (syrischen) Kriegszuge ausgezeichnet hat.“ Von mehreren Staaten wurde L. mit Orden ausgezeichnet, der Sultan verlieh ihm außer dem Verdienstorden einen kostbaren Ehrensäbel und in Folge des syrischen Feldzuges ward er auch von England mit dem militärischen Bath-Orden geschmückt. Freiherr von L. war mit Antonia gebornen Hertelendy von Hertelend (gest. 1860) vermält, aus welcher Ehe nur noch zwei Töchter vorhanden sind, denn der einzige Sohn Wilhelm, der schon Major im Infanterie-Regimente Leopold König der Belgier Nr. 27 war, fiel bei Temesvár [283] (26. Mai 1849) auf dem Felde der Ehre.

Bergmann (Jos.), Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer des österreichischen Kaiserstaates vom XVI. bis zum XIX. Jahrhunderte (Wien 1844–1857, Tendier, 4°.) Bd. II, S. 500 u. 573. – Wiener Zeitung 1865, Nr. 76.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Ingenineur-Akademie.