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BLKÖ:Napp, Cyrill Franz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Naprstek, Adalbert
Band: 20 (1869), ab Seite: 81. (Quelle)
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Napp, Cyrill Franz (Abt des Augustinerstiftes in Altbrünn, geb. zu Gewitsch in Mähren im Jahre 1792, gest. 21. Juli 1867). Der Sohn armer Eltern, erhielt er von einem Priester, dem nachmaligen Pfarrer zu Gewitsch, Johann Schön, den ersten Unterricht in den Elementargegenständen und im Lateinischen; später ging er nach Olmütz, wo er die Gymnasialclassen und das Studium der Philosophie beendete. Im Jahre 1810 trat er in den Augustinerorden, legte am 8. December 1813 die Ordensgelübde ab und erlangte im Jahre 1815 die Priesterweihe. Für die wissenschaftliche Laufbahn sich vorbereitend, erhielt er im Jahre 1817 die Professur des Bibelstudiums des alten Bundes und der orientalischen Dialekte an der theologischen Lehranstalt in Brünn, supplirte überdieß im Jahre 1819 das Lehramt der Kirchengeschichte und des Kirchenrechts und im Jahre 1821 jenes des Bibelstudiums des neuen Bundes. Zur Erlangung der theologischen Doctorwürde den vorgeschriebenen strengen Prüfungen sich unterziehend, wurde er an der Vollendung derselben durch seine am 11. März 1824 geschehene einstimmige Wahl zum Abten und Prälaten des Klosterstiftes St. Thomas in Altbrünn unterbrochen. So stand er, 32 Jahre alt, an der Spitze eines geistlichen Gemeinwesens, das er 41 Jahre lang zu Nutz und Frommen desselben, wie überhaupt der bürgerlichen Gesellschaft geleitet hat. Ueberall, wohin sein geistlicher Einfluß reichte, wohin ihn seine höhere Würde berief, wirkte er als Priester und Mensch, voll Umsicht, mit Thatkraft und nachhaltigem Erfolge. Als Landesprälat und Landstand von Mähren entwickelte er in den Landtagen und im Landesausschusse in humanitärer Beziehung eine segensreiche Wirksamkeit. Seit dem Jahre 1829 als wirkliches Mitglied geistlichen Standes dem mährischen Landesausschusse angehörig und in diesem Landesdienste durch mehrere Sexennien bis zum Jahre 1849 gewählt, und vom Jahre 1859 bis 1861 über Ministerialberufung wieder in denselben tretend, hatte er in jedem Zweige der ständischen Agende gearbeitet. Diese [82] Thätigkeit des Prälaten nach ihrem ganzen Umfange hier darzustellen, würde zu weit führen, jedoch sei hier der ihm zu dankenden Erfolge im Landes-Creditswesen gedacht, wodurch die Liquidirung der sogenannten Pamatkeschuld ermöglicht ward; ferner seiner Bestrebungen für Reorganisirung der Landes-Akademie; für Errichtung der technischen Lehranstalt in Brünn; für die Uebertragung der Olmützer Universität nach Brünn; für die Gründung einer Sparcasse und Hypothekenbank; für Creirung der Lehrkanzel für böhmische Sprache und Literatur, eines Archivars und Historiographen (A. Boczek); für Erlangung der Dotation der Franzens- und Karolinen-Stiftung, der durch ihn veranlaßten ständischen Reclamationen in Betreff des Landhauses und seiner Arbeiten bezüglich der Richtigstellung des Landeswappens. Als ständiger Beisitzer bei den Berathungen des mährisch-schlesischen Guberniums in Katastralangelegenheiten, zu welcher Stelle er im Jahre 1819 von Sr. Majestät ernannt worden, nahm er an allen Operationen des stabilen Katasters bis zu dessen Beendigung und Durchführung Theil. Im Jahre 1827 geschahen von seiner Seite die einleitenden Schritte zur Errichtung der wechselseitigen Brandschaden-Versicherungsanstalt in Mähren und Schlesien, und betheiligte er sich ferner als provisorischer Administrator an den weiteren Arbeiten, betreffend die Organisation der Anstalt, die Abfassung der Statuten u. dgl. m. Im Jahre 1825 zum wirklichen Mitgliede und im Jahre 1827 zum Beisitzer des Central-Ausschusses der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Förderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde gewählt, entfaltete er auch auf diesem Posten eine einflußreiche Thätigkeit. Im Jahre 1850 wurde er Director-Stellvertreter, im Jahre 1864 Director dieser Gesellschaft, unter deren Aegide 27 landwirthschaftliche Bezirksvereine schufen und wirkten, deren eine große Zahl ihm ihre Ehrendiplome zugesendet hatte. Die Armenpflege in Brünn nahm auch in nicht geringem Maße die Thätigkeit des Prälaten in Anspruch. Seit dem Jahre 1828 bis 1862, also durch 34 Jahre, besorgte er persönlich die Geschäftsleitung des Brünner wohlthätigen Männervereins, unter ihm wurde das Armenhaus erbaut, er begründete in Brünn die ersten zwei Kinderbewahr-Anstalten. Vom Jahre 1832 bis zum Jahre 1848 fungirte N. als k. k. Gymnasial-Studiendirector für Mähren und Schlesien; im Jahre 1849 wurde er Mitglied der Landes-Commission für die Durchführung der Grundentlastung; im Jahre 1851 wurde er in die Grundentlastungsfond-Direction, dann in die Landes-Commission zur Ablösung der Bergzehente und im Jahre 1855 in die Servituten-Ablösungs-Landes-Commission berufen. In der That, ein Blick in das Vorstehende überzeugt, daß es kein geringes Maß von Obliegenheiten ist, welches N. übernommen, und zu deren Erfüllung ein ungewöhnlicher Aufwand von physischen und geistigen Kräften nothwendig ist. N. als Diener der Kirche hatte keine Verpflichtung, sich diesen rein staatsbürgerlichen Obliegenheiten zu unterziehen; aber er leistete als Bürger des Staates seine Dienste wie kaum ein zweiter, ohne jedoch seinem priesterlichen Berufe Eintrag zu thun. Auch für die Kirche war er in segensreicher Weise thätig, er vollendete die im J. 1836 begonnene vollständige Restauration der Stiftskirche zu St. Thomas in Altbrünn; auf der Stiftsherrschaft Neu- und Alt-Hwiezdlitz schaffte er für die Kirche auf ersterer neue [83] Orgel und Paramente und stellte auf letzterer die verfallene Friedhofskirche neu her; auf der zweiten Herrschaft Schärditz stellte er die Pfarrkirche neu her, und als Patron förderte er werkthätig den Bau und die Erhaltung der früheren Patronatsschulen. Leider wurde er durch diese vielseitige Thätigkeit den wissenschaftlichen Arbeiten, denen er sich zur Zeit, als er noch Professor war, als tüchtiger Orientalist zuwendete, völlig entzogen. Aus der erwähnten Periode aber stammen mehrere kritische Arbeiten, unter anderen über die Oberleitner’schen Grammatiken der aramäischen und arabischen Sprachen, welche in den österreichischen Jahrbüchern der Literatur und in anderen gelehrten Fachblättern abgedruckt stehen. Napp’s vielseitige, im Interesse des Staates, der Schule und Kirche angewendete Thätigkeit fand Allerh. Seits öftere Würdigung; in den Jahren 1836, 1850 und 1859 wurde ihm das Ritterkreuz des Leopold-, des Franz Joseph- und jenes 2. Classe des Ordens der eisernen Krone zu Theil. Viele Städte Mährens – Brünn an der Spitze – haben ihn zum Ehrenbürger gewählt, die Erinnerung[WS 1] aber an sein nützliches energisches Wirken lebt in allen Werken fort, an denen er theilgenommen, und welche nur eine Förderung und Besserung der Verhältnisse seiner Mitbürger nach verschiedenen Richtungen, kurz die edelsten humanistischen Zwecke zum Ausgangspuncte hatten. Im Jahre 1865 war es ihm gegönnt, festlich sein fünfzigjähriges Priesterjubiläum zu begehen. Zwei Jahre später entriß ihn der Tod seinem Stifte und dem Staate im Alter von 75 Jahren.

Brünner Zeitung 1865, Nr. 258, im Feuilleton: „Ein Priester-Jubilar“. – Komers, Jahrbuch für österreichische Landwirthe, Jahrgang 1868, S. 485. – Wanderer (Wiener politisches Blatt) 1865, Nr. 305. – Wolny (Gr. P.), Kirchliche Topographie von Mähren (Brünn, Gastl, gr. 8°.) Bd. I, S. 133.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Erinnung.