BLKÖ:Reuß-Köstritz, Heinrich Fürst

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Reuß, Gustav
Band: 25 (1873), ab Seite: 357. (Quelle)
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Reuß-Köstritz, Heinrich Fürst (k. k. General der Cavallerie, Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. auf Schloß Köstritz 31. März 1787, gest. auf Schloß Ernstbrunn bei Korneuburg 16. September 1856). In der Namenreihe der Heinriche seines Hauses Heinrich LXIV. [Vergl. über den Namen Heinrich im Fürstenhause Greitz die Quellen S. 360 u. f.] Nachdem der Fürst an der Universität Jena seine Studien beendet, dann sich für den Militärstand vorbereitet hatte, trat er am 28. April 1804 in das Infanterie-Regiment Nr. 47, damals Graf Kinsky, in die kais. österreichische Armee als Oberlieutenant ein und wurde noch im November d. J. Rittmeister bei Blankenstein-Huszaren, mit welchem Regimente er den Feldzug 1805 nach Deutschland mitmachte. Bei Beginn des Feldzuges 1809 wurde der Fürst zum großen Generalstabe übersetzt und unter gleichzeitiger Beförderung zum Major als Flügel-Adjutant dem Generalissimus Erzherzog Karl beigegeben. In dieser Stellung bewährte sich der Fürst durch Umsicht, Tapferkeit und Entschlossenheit, [358] und insbesondere bei Aspern that er sich in ausgezeichneter Weise hervor. Als nämlich das Regiment Reuß-Plauen zum Angriffe Asperns in der rechten Flanke dieses Ortes commandirt wurde, stellte sich der Fürst an die Spitze eines Bataillons und rief den Soldaten zu: „Kinder, folgt mir, auch ich bin ein Reuß!“ Als er darauf beim ersten Angriffe das Pferd unterm Leibe verlor, führte er die brave Truppe zu Fuß, und nach einem stundenlangen erbitterten Kampfe bemächtigte sich dieselbe in Gemeinschaft mit den Regimentern Vogelsang und Rainer des Ortes und hielt denselben gegen alle weiteren Angriffe des Feindes. Für sein ausgezeichnetes Verhalten wurde er durch Armeebefehl vom 24. October 1809 mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens decorirt. Nicht minder ausgezeichnet focht er bei Wagram. Als dann der Waffenstillstand zu Znaim geschlossen wurde, hatte er an dem Zustandekommen desselben nicht unwesentlichen Antheil. Die politischen Verhältnisse des Jahres 1812 waren nicht darnach geartet, um des Fürsten Verbleiben in der kaiserlichen Armee zu ermöglichen. Die Coalition Oesterreichs mit Frankreich, gegen welches zu kämpfen er als deutscher Fürst als seine Aufgabe ansah, hieß ihn die kaiserliche Armee verlassen. Als Oberstlieutenant trat er aus derselben und wandte sich mit dem General Grafen Wallmoden zuerst nach Schweden, dann nach England, wo er als Oberstlieutenant das Commando eines Jäger-Bataillons in der britisch-deutschen Legion erhielt. Mit dieser Truppe focht er unter Wellington in Spanien und folgte dem Siegeszuge des Herzogs nach Frankreich. Nach Abschluß des Pariser Friedens verließ der Fürst die englischen Dienste und begab sich zum Congresse nach Wien; er war in der Zwischenzeit seinem am 22. September 1814 verstorbenen[WS 1] Vater Heinrich XLIII. im Paragiat Köstritz succedirt. Während des Congresses machte er sich, wie seine Biographen berichten, „durch Geist und seine echt deutsche Gesinnung, die er selbst in den Zeiten der Napoleon’schen Gewaltherrschaft nie verleugnet hatte, bemerkbar“. Als darauf nach Napoleon’s Landung in Frankreich die Mächte neuerdings zu den Waffen griffen, trat der Fürst wieder in die kaiserliche Armee, und zwar als Oberstlieutenant im 11. Infanterie-Regimente Erzherzog Rainer. Er machte in dieser Periode nur die Belagerung von Hüningen mit und begab sich sodann mit seinem Regimente in das Lager von Dijon. Später wurde der Fürst Oberst im 6. Huszaren-Regimente, welches er durch 11 Jahre commandirte, worauf er zum General-Major und 1836[WS 2] zum Feldmarschall-Lieutenant vorrückte. Als Letzterer wurde er commandirender General, zuerst in Slavonien und Syrmien, später in Mähren und Schlesien. Am 1. December 1848 trat er als General der Cavallerie in den Ruhestand über und lebte seither zurückgezogen auf seiner Herrschaft Ernstbrunn im Marchfelde, wo er im Alter von 69 Jahren starb. Seit dem Jahre 1836 war der Fürst Inhaber des 7. Huszaren-Regiments.

Oesterreichischer Militär-Kalender, herausg. von Hirtenfeld (Wien, 8° ) X. Jahrgang (1859), S. 109. – Militär-Zeitung (Wien, 4°.) 1856, Nr. 80, S. 643: Nekrolog. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 991, 1747.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: verstorstorbenen.
  2. Vorlage: 1806