BLKÖ:Rochleder, Friedrich

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Rochoß, Stephan
Band: 26 (1874), ab Seite: 216. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Friedrich Rochleder in der Wikipedia
Friedrich Rochleder in Wikidata
GND-Eintrag: 116578351, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Rochleder, Friedrich|26|216|}}

Rochleder, Friedrich (Chemiker, geb. zu Wien 15. Mai 1819). Das Gymnasium und die philosophischen Studien beendete er zu Wien, wo er auch dem Wunsche seiner Eltern, die ihn für die ärztliche Laufbahn bestimmt hatten, nachkommend, das Studium der Medicin begann und am 26. April 1842 – im Alter von 23 Jahren – zum Doctor der Medicin an der Wiener Hochschule promovirt wurde. Aber noch während seiner medicinischen Studien betrieb R. mit großer Vorliebe Chemie und war ein fleißiger Besucher im Laboratorium Redtenbacher’s [Bd. XXV, S. 116], der damals, von Freiherrn von Stifft zum Assistenten der Chemie an der Wiener Hochschule ernannt, diese Wissenschaft an derselben in anregender Weise lehrte. Um jene Zeit versammelte Liebig in Giessen, mit dem die Chemie einen neuen ungeahnten Aufschwung genommen, Zuhörer aus allen Theilen Europa’s um sich. Auch Dr. Rochleder begab sich im Jahre 1842 dahin und verblieb daselbst, als einer der eifrigsten Schüler des großen Meisters, bis zum August 1843. Im Jahre 1845 wurde R. zum [217] Professor der Chemie an der neu errichteten technischen Akademie zu Lemberg, wo auch der Herausgeber dieses Lexikons die lebendigen, ungemein anregenden Vorträge des jungen Gelehrten besuchte, dessen Zuhörerkreis in kürzester Zeit sich so mehrte, daß die Räume bald zu klein waren und selbst vor der Thüre des Hörsaales sich die andringenden Besucher stauten. Im Jahre 1849 erfolgte R.’s Ernennung zum Professor der Chemie an der Prager Hochschule, an Redtenbacher’s Stelle, der, nachdem der čechische Mob sein Laboratorium verbarricadirt, wenig Freude mehr an seinem dortigen Wirken hatte und einer Berufung Stadion’s an die Wiener Hochschule gefolgt war. In Prag blieb Rochleder bis zum Jahre 1870, in welchem er nun in Wien an des (am 5. März 1870) dahingeschiedenen Redtenbacher Stelle trat und jetzt (1873) in dem neu erbauten chemischen Institute in der Währingerstraße seine Vorträge hält. Dr. Rochleder ist, in seinem Fache auch als Schriftsteller thätig und sind bisher folgende selbstständige Werke von ihm erschienen: „Beiträge zur Phytochemie“ (Wien 1847, Gerold, 8°.); – „Die Genussmittel und Gewürze in chemischer Beziehung“ (ebd. 1852, gr. 8°.); – „Phytochemie“ (Leipzig 1854, Engelmann, Lex. 8°.); – „Anleitung zur Analyse von Pflanzen und Pflanzentheilen“ (Würzburg 1858, Stahel, gr. 8°.); – „Chemie und Physiologie der Pflanzen“ (Heidelberg 1858, Winter, gr. 8°.), eine Separatausgabe aus Gmelin’s „Handbuch der organischen Chemie“. Ungleich größer aber ist die Zahl seiner kleineren, in Fachblättern und periodischen Schriften, wie in Liebig’s „Annalen“, in den Sitzungsberichten der Wiener kais. Akademie der Wissenschaften math. naturw. Classe, in den Abhandlungen der kön. böhmischen Gesellschaft u. s. w., abgedruckten Arbeiten, zum größeren Theile Analysen organischer Körper, oder die Darstellungen chemischer Verbindungen u. s. w. enthaltend, die er meist allein, zum Theile aber mit seinen Schülern, wie Hlasiwetz, Schwarz, Willigk u. A. ausführt. Unter den vielen Stoffen, die er seiner chemischen Untersuchung unterzog, sind u. a. zu nennen die Kaffeebohne, das Coffein, die Wurzel der Rubia tinctorum“ die Familie der Rubiaceen, verschiedene Bitterstoffe, das Aesculin, und Aesculetin, das Quercitrin, Saponin, die Roßkastanie, die Wurzelrinde des Apfelbaums, das Luteolin u. s. w. Für Jene, welche eine vollständige Uebersicht dieser zahlreichen kleineren Arbeiten des gelehrten Chemikers, sowie des Inhalts seiner „Mittheilungen aus dem chemischen Laboratorium in Prag“ wünschen, bezeichnen wir die Werke, in welchen sie dieselben verzeichnet finden, nämlich Poggendorff’s „Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte, der exacten Wissenschaften“ (Sp. 669 u. 670) und das 1869 in Commission bei Gerold in Wien erschienene „Verzeichniß sämmtlicher von der Kais. Akademie der Wissenschaften seit ihrer Gründung bis letzten October 1868 veröffentlichten Druckschriften“, S. 222–226, wobei freilich bemerkt werden muß, daß ein großer Theil der aus den Sitzungsberichten der kais. Akademie der Wissenschaften mathem. naturwiss. Classe separat gedruckten Abhandlungen bereits vergriffen und nur mehr in den Sitzungsberichten zu finden ist. Professor Rochleder’s Wirksamkeit ist in wissenschaftlichen Kreisen mehrfach gewürdigt worden, so ist er bereits seit 17. Juli 1848 wirkliches Mitglied der kais. Akademie der Wissenschaften, außerdem ordentliches Mitglied, [218] der kön. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Prag, der k. k. galizischen Landwirthschafts-Gesellschaft zu Lemberg der physikalischen Gesellschaft zu Frankfurt a. M., der kais. russischen Gesellschaft der Naturforscher zu Moskau u. s. w., u. s. w.

Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1859, Joh. Ambr. Barth, 8°.) Bd. II, Sp. 669. – Porträte. 1) Unterschrift. Facsimile des Namenszuges: M. Dr. Friedrich Rochleder. A. Dauthage 1853 nach der Natur gez. u. lith. (gedr, bei J. Höfelich in Wien, Fol.); – 2) Unterschrift: Facsimile des Namenszuges. R. Hoffmann 1856. Nach einer Photographie von C. v. Jagemann [in G. A. v. Lenoir’s „Gallerie ausgezeichneter Naturforscher“ (Wien, Fol.)].