BLKÖ:Schwarzenberg, Adam Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 33 (1877), ab Seite: 10. (Quelle)
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II. Besonders hervorragende Sproßen des Fürstengeschlechtes der Schwarzenberg.

1. Adam Graf Sch. (geb. 26. August 1584, gest. 14. n. A. schon 4. oder 11. März 1641), von der niederländischen, heute fürstlichen Linie; der einzige Sohn des Grafen Adolph und der Erbe seines Ruhmes. Seine Mutter Margaretha war eine geborne Wolff Freiin Metternich zu Gracht. Die Jugend verlebte er in einer kriegerisch denkwürdigen Zeit und sein Mannesalter in der zweiten kürzeren Hälfte des traurigen, alle Verhältnisse umkehrenden 30jährigen Krieges. Im Anbeginn stand er in kaiserlichen Diensten, später trat er als Rath in jene des letzten Herzogs von Jülich. Als solcher nahm er, als nach dem Ableben seines Herzogs Brandenburg und[WS 1] Pfalz-Neuburg, Jülich und Cleve in Besitz nahmen und Kaiser Rudolph dagegen Einsprache erhob, davon keine Notiz und wurde in Folge dessen mit der Reichsacht belegt. Dagegen ernannte ihn Brandenburg 1610 zum Geheimrathe. Kurprinz Georg Wilhelm hatte während seiner Statthalterschaft in Cleve den Grafen kennen gelernt und 1619 seine Berufung nach Brandenburg veranlaßt, wo der schwache Kurfürst fast ganz in seinen Händen war, was nicht zu beklagen, da der Graf mit Umsicht die Angelegenheiten des Staates leitete. Der Theilungsvertrag mit Pfalz-Neuburg vom Jahre 1624 war ganz sein Werk. Würde Brandenburg dem Beispiele Sachsens gefolgt sein und, wie Schwarzenberg es durchaus wollte, eine eigene Kriegsmacht unterhalten haben, so hätte es wohl kaum so viel Ungemach und Beschwerniß, als es durch den Durchmarsch und die Einquartierung fremder Kriegsvölker thatsächlich erlitt, zu erdulden gehabt. Aber der von Schwarzenberg 1626 angeregte Plan scheiterte an den kleinmüthigen Bedenken der brandenburgischen Landstände, die über ihre Provinzialpolitik nicht hinauskamen. Sch. war es auch, der seine Antipathie gegen eine Allianz mit Dänemark unverhohlen aussprach. Eine Mission, die ihm der Kurfürst im Jahre 1628 nach Wien übertrug, löste Sch., in brandenburgischen Diensten stehend, selbstverständlich im Interesse seines Souveräns. Die von ihm eingehaltene Politik hatte das Glück, sich ganz und gar nicht des Beifalls des großen Schwedenkönigs Gustav Adolph zu erfreuen, und als dieser 1630 plötzlich vor Berlin erschien, war es Schwarzenberg, der diesem Ereignisse als erstes Opfer fiel: der Kurfürst mußte ihn von seiner Seite entfernen. Schwarzenberg ging nun auch einstweilen nach Cleve, aber von der vollen Gnade des Kurfürsten begleitet; hingegen hatte der Schwedenkönig alle seine Privatgüter confiscirt. Als im Jahre 1634 Graf Adam wieder nach Berlin zurückkehren konnte, ernannte ihn der Kurfürst zum Statthalter von Brandenburg. Nun rieth Sch. zu einer Allianz mit Oesterreich, deren Folgen aber für Brandenburg sehr verhängnißvoll wurden. Nach des Kurfürsten Georg Wilhelm Ableben ließ dessen Regierungsnachfolger, Kurfürst Friedrich Wilhelm, dem Grafen alle Regierungsvollmachten abfordern und ihn 1641 verhaften. Graf Adam wurde nun in das Staatsgefängniß nach Spandau gebracht, wo er aber schon vier Tage später, im Schmerz über die unverdiente Wendung seines Geschickes, erst 57 Jahre alt, starb. Graf Adam wird von den Geschichtschreibern – wenige ausgenommen – [11] mit rücksichtsloser Härte und mit nichts weniger als historischer Unbefangenheit behandelt. Man legt ihm die großartige Verschwendung seines Gebieters, des Kurfürsten, zur Last, und doch war er es, der öfter und energisch dagegen eiferte. Friedrich II. beschuldigt den Grafen, daß er die Fehler seines Gebieters benützt und mit historischer Voraussicht die Macht Brandenburgs im Interesse Oesterreichs zu schwächen gesucht habe. Eine Fiction, für deren Wahrscheinlichkeit bisher nichts Stichhältiges vorgebracht worden. Das einzige, was man von Schwarzenberg’s Politik sagen kann, ist: sie war eine der damaligen Verfassung des deutschen Reichs entsprechende und im Ganzen nicht eben glückliche Friedenspolitik. Die pfälzische Partei des Brandenburger Hofes, welche an der Gemalin und Schwiegermutter des Kurfürsten ihren Halt und Mittelpunct hatte, insbesondere durch seine Wahl zum Heermeister des deutschen Ordens in der Mark Brandenburg, eine bisher nur den Mitgliedern des Brandenburgischen Regentenhauses zugängliche Würde, auf’s Tiefste erbittert, ließ es an mannigfachen Verdächtigungen Sch.’s nicht fehlen. Man ging sogar so weit, zu behaupten, der Graf sei nicht natürlichen Todes, sondern durch Henkershand gestorben, und zwar über Befehl des neuen Kurfürsten auf einer Heide bei Spandau enthauptet worden. Friedrich II. ließ aber den in der Garnisonskirche zu Spandau beigesetzten Leichnam im Jahre 1777 untersuchen und es stellte sich die völlige Unverletztheit der Halswirbel heraus. Die den Grafen Adam betreffende Stelle im Fürstendiplome vom Jahre 1670 gibt ihm österreichischerseits die glänzendste Ehrenrettung, aber das von den verschiedenen Parteigängern einzelner Fürsten und Regentenhäuser besudelte Andenken des Grafen wird in seiner vollen Wahrheit, in ungetrübter Klarheit und historischer Unbefangenheit erst dann hergestellt werden können, wenn die zahlreich vorhandenen Papiere des Grafen, namentlich sein interessanter Briefwechsel mit mehreren hervorragenden Zeitgenossen, mit seinen beiden Söhnen, mit seinen nächsten Untergebenen, vornehmlich aber mit seinem Vetter Georg Ludwig, und noch anderes in den Archiven verborgenes Materiale, wird sorgfältig eingesehen, geprüft und sachgemäß verwerthet worden sein. Die Poesie hat sich das tragische Geschick des Grafen nicht entgehen lassen und vor einigen Jahren ist eine dramatische Behandlung, betitelt „Schwarzenberg. Historisches Schauspiel in fünf Aufzügen“. Von W. Klenze (Breslau 1865, Maruschke u. Berendt, 16°.) erschienen. Als in den Fünfziger-Jahren der Antagonismus der zwei alten Regentenhäuser Habsburg und Hohenzollern von den Mandarinen der Presse benützt worden, um recht viel Staub aufzuwirbeln, mißbrauchte ein Berliner Patriot das Ableben des Fürsten Felix Schwarzenberg, dem die Preußen das Olmützer Intermezzo nicht vergessen können und wofür sie uns bei Königgrätz blutige Revanche gegeben, zu dem politischen Stoßseufzer: „Preußen hatte den seligen Fürsten als einen seiner gefährlichsten Gegner und Widersacher angesehen und der Name „Schwarzenberg“ hatte in Erinnerung an eine Periode der älteren preußischen Geschichte dem preußischen Ohre nicht angenehm geklungen“. Wie soll aber dem österreichischen Ohre der Name desjenigen preußischen Staatsmannes klingen, der am Frankfurter Bundestagstische es verschworen hat, an Oesterreichs Untergange, so lange er die Augen offen habe, zu arbeiten? Graf Adam starb, wie schon bemerkt, unter der Wucht der ertödtenden Gefühle, hervorgerufen durch seine unerwartete und unverdiente Schicksalsänderung. Seine Gemalin Margaretha Freiin Hartard von Pallani, mit der er sich im Jahre 1613 vermält, war ihm schon zwei Jahre nach ihrer Heirath, bei der Geburt des zweiten Sohnes, durch den Tod entrissen worden. Graf Adam hatte sich nicht wieder vermält, sondern das Johanniterkreuz genommen und ward 1625 zum Heermeister des Ordens in der Mark Brandenburg, Sachsen, Pommern und Wendland erwählt. Der erste Sohn Franz Hartard war einige Jahre vor des Vaters unglücklichem Tode, im schönsten Jünglingsalter von 21 Jahren, gestorben; der zweite, Johann Adolph, sollte die zwei bis dahin in besonderen Stämmen blühenden Hauptlinien, die fränkisch-hohenlandsbergische und die niederländische, nachdem auch deren Nebenzweig, der Lüttich’sche, mit dem Abt Johann Karl im Jahre 1667 erloschen, und ihren reichen Besitz in einem Stamme vereinigen, da nach dem im Jahre 1636 zwischen Grafen Adam und seinem Vetter Georg Ludwig von der fränkischen Linie geschlossenen Erbeinigungspacte, nach des Letzteren Ableben Adam’s Sohn Johann Adolph in den Besitz des reichen, [12] von Georg Ludwig hinterlassenen Erbes trat. Mit Johann Adolph, dem ersten Fürsten, setzt sich das Haus Schwarzenberg, als Fürstenhaus heute noch in zwei ansehnlichen Majoraten blühend, in unvermindertem Glanze fort. [Cosmar (Immanuel Karl Wilhelm), Beitrag zur Untersuchung der gegen den churbrandenburgischen Geheimen Rath Grafen Adam zu Schwarzenberg erhobenen Beschuldigungen; zur Berichtigung der Geschichte unserer Churfürsten Georg Wilhelm und Friedrich Wilhelm (Berlin 1826, 8°). – Gartenlaube (Leipzig, Ernst Keil, 4°.) Jahrg. 1863, S. 537: „Die Leiche des Ministers Schwarzenberg“, von Georg Hiltl. – Porträt. M. Cwiczek sc., Rollos sc. (gr. Fol., selten).] –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: und und.