BLKÖ:Trauttmannsdorff, Sigmund Joachim

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 47 (1883), ab Seite: 81. (Quelle)
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45. Sigmund Joachim (geb. 1626, nach Anderen erst 1636, gest. in Venedig 1. April 1706), ältester Sohn des Grafen Adam Maximilian von der Johann Hartmann’schen Linie aus dessen Ehe mit Engelburg Freiin Hager von Altensteig, trat ziemlich spät, über 30 Jahre alt. in Kriegsdienste, in welchen er sich aber bald so hervorthat, daß er zum Obersten eines Dragoner-Regiments ernannt wurde. Als der Kurfürst von Sachsen 1683 dem Kaiser Hilfstruppen wider die Türken schickte, trat der Graf als Generalwachtmeister in die Dienste des Ersteren und zog mit dessen Heere zu Felde. Er wirkte bei dem Entsatze von Wien mit. Nach dem Abzuge der Sachsen trat er in die kaiserliche Armee zurück und übernahm das Commando eines aus Deutschen und Croaten zusammengesetzten Corps, mit welchem er bis nach Bosnien streifte, in einem glücklichen Treffen die Türken bei Gradisca schlug und zwei Agas, an dreißig andere türkische Befehlshaber und viel Kriegsgeräth in seine Gewalt brachte. Im Gefechte vor Widdin 1689 rettete er den Grafen Veterani durch seine persönliche Tapferkeit, wurde jedoch dabei selbst schwer verwundet. Zur Herstellung seiner Gesundheit verließ er den Dienst, folgte aber 1692 einem Rufe Venedigs, als dieses vereint mit Oesterreich und Polen gegen die Türken zog, und übernahm das Commando der venetianischen Landmacht in Dalmatien. Er kämpfte mit glücklichem Erfolge und sicherte die Besitzungen der Republik. Nach beendigtem Kriege trat er aus den Diensten derselben. Als Friedrich August von Sachsen Aussicht hatte, den polnischen Königsthron zu besteigen, erbat er sich von Kaiser Leopold I. den tapferen Grafen, welcher 1698 als Generallieutenant mit sächsischen Truppen in Polen einrückte. Aber ehe noch Trauttmannsdorff in die Lage kam. sich mit Karl XII. von Schweden zu schlagen, wurde er 1700 vom Kaiser wieder zurückberufen und in der Eigenschaft eines Generals der Cavallerie zur Armee geschickt, welche unter Prinz Eugen in Italien stand. Daselbst focht er 1702 mit Guido von Starhemberg bei Luzzara auf dem linken Flügel, bei welcher Gelegenheit er eine Quetschung erhielt, von der er sich jedoch wieder erholte. Während Starhemberg nach Piemont zog, behauptete Trauttmannsdorff seine Stellung bei Rovera und Mirandola, um die Grenzen bei Parma zu decken. 1704 vom Kaiser zum Feldmarschall erhoben, trat er, da er sich, wie Graf Thürheim schreibt. dem an Rang höheren, an Lebens- und Dienstjahren weit jüngeren Feldherrn Grafen Starhemberg nicht fügen wollte, in den Ruhestand über, den er in Venedig verlebte, wo er nach 47jährigem Kriegsdienste hochbetagt starb. Aus seiner Ehe mit Maria Anna Gräfin Herberstein hinterließ er einen Sohn Sigmund Leopold. [Thürheim (Andreas Graf). Christoph Martin Freiherr von Degenfeld, General der Venetianer u. s. w. (Wien 1881, Braumüller, gr. 8°.) S. 83–87. – Derselbe. Feldmarschall Otto Ferdinand Graf von Abensperg und Traun. 1677–1748 (Wien 1877, Braumüller, gr. 8°.) S. 275. – Derselbe. Feldmarschall Ernst Rüdiger Graf Starhemberg, 1683 Wiens ruhmvoller Befreier. 1638 bis 1701 (Wien 1882, Braumüller, 8°.) S. 33, 165, 435. – Wolf (Adam). Geschichtliche Bilder aus Oesterreich (Wien 1880, Braumüller, gr. 8°.) Bd. II, S. 89–145, entwirft [82] eine interessante Schilderung unseres tapferen Generals.] –