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BLKÖ:Uiberacker, die Grafen, Gruft und Denksteine

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 48 (1883), ab Seite: 265. (Quelle)
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III. Gruft und Denksteine des Grafenhauses Uiberacker. Die älteste Begräbnißstätte der Uiberacker, von welcher wir Kenntniß haben, ist die im Kloster Raitenhaslach, wo ein Sproß dieses Geschlechtes bereits im Jahre 1074 beigeseht ward; aber nahezu um dieselbe Zeit schon wurden mehrere Glieder dieser Familie in den Klöstern Rott und Au, sowie in der dem letzteren zunächst gelegenen Kirche zu Aschau, wo ihr das Schloß Haslach gehörte, zur ewigen Ruhe gebettet. Die Angabe älterer Genealogen, daß die Uiberacker ihre Begräbnißstätte im Stifte Michelbeuern besaßen, ist falsch und entsprang aus der Thatsache, daß in demselben zwei Aebte aus diesem Geschlechte bestattet sind; sonst aber liegt kein Uiberacker daselbst begraben. Als die Familie in den Besitz des Schlosses Sighartstein gelangte, verlegte sie ihre Erbbegräbnißstätte dahin, später aber nach Kestendorf. Viele ihrer Mitglieder aus der Zeit des fünfzehnten und der folgenden Jahrhunderte ruhen in der Margarethencapelle zu St. Peter in Salzburg, wo ihre herrlichen Grabdenkmäler sich noch befinden. Dr. Walz hat sie in dem in den Quellen näher bezeichneten Werke ausführlich beschrieben und Maler Frei die besonders durch ihre Ausführung hervorragenden treu gezeichnet. Endlich sei noch des schönen Grabmonuments in der Seckauer Domkirche, welches das Andenken des wackeren Bischofs Georg aus dem Hause Uiberacker bewahrt, hier gedacht. Begräbnißstätten [266] einzelner Sprossen dieses Hauses befinden sich aber noch zu Mastricht, Düsseldorf, zu Friesach in Kärnthen, zu Passau und Regensburg in Bayern, am Nonnberg, zu Mülln in Salzburg, zu Anif, Mühldorf, Tittmoning und Klebing, an welchen Orten der eine oder andere Sproß dieser Familie seinen Wohnsitz hatte.

IV. Wappen der Grafen Uiberacker. Alle drei Linien des Hauses, die Sighartsteiner, Tittmoninger und Pfongauer, hatten ein gemeinsames Wappen, geviertet mit Mittelschild. Letzteres ist roth und unten abgerundet mit einem abgekürzten, nach unten gerundeten blauen Pfahle (wohl das Stammwappen der Uiberacker). 1 und 4 zeigen in Schwarz zwei helle goldene Räder mit den Felgen so gegeneinander gekehrt, daß das eine Rad unten gegen die rechte, das andere aber oben gegen die linke Seite zu steht (Sighartstein?); 2 und 3 gleichfalls in Schwarz einen aus dem linken Seitenrande nach rechts hervorragenden, im Ellbogen eingebogenen nackten Arm, welcher in der geballten Faust eine gestürzte Keule tragt. Es ist die erste Vierung eines Wappens, der man in Salzburg begegnet. Das alte Wappen der Uiberacker, wie es in Siebmacher’s Wappenbuch (neue Auflage Nürnberg 1883) 214. Lieferung, S. 70 abgebildet ist, führt im rothen Felde ein goldenes Ort. Auf dem Rande des Schildes ruht ein hoher, rother, golden gestülpter Hut, dessen goldener Knopf mit schwarzen Federn besteckt ist Die Decken sind roth mit Gold unterlegt.

V. Der Name Wolfgang in der Familie Uiberacker. Ein Blick auf die Stammtafel derselben zeigt die auffallende Erscheinung, daß von den Söhnen Abrahams an, welcher zu Beginn des siebzehnten Jahrhunderts lebte, jeder männliche Sproß des Hauses neben seinen anderen Taufnamen auch den Namen Wolfgang führt. Die Ueberlieferung gibt über diesen Umstand folgenden nicht uninteressanten Aufschluß. Abraham Uiberacker, der Gemal Ursula Benignas Freiin von Taufkirchen zu Guttenburg und Ennsdorf, sah sich in seiner Stellung als hochfürstlich salzburgischer Oberst-Stallmeister oft genöthigt, seine Frau zu verlassen, um sich an den Hof des Erzbischofs von Salzburg zu begeben. Einmal, als er wieder sich entfernen mußte, bezeichnete er seiner Frau, die schon sehr nahe der Entbindung war, genau die Zeit, ja die Stunde seiner Rückkehr. Länger als sonst trennten sich dieses Mal die Gatten, die Frau beschlich es wie eine Ahnung, daß etwas Trauriges geschehen könne. Mit einer Sehnsucht ohne Gleichen harrte sie der Stunde seiner Rückkehr, und als diese kam, eilte sie dem geliebten Gatten entgegen, und um ihn zu überraschen, verbarg sie sich in einem gegen Neumarkt zu befindlichen Gehölz. Da traten plötzlich aus dem Dickicht etliche Wegelagerer, packten sie, ehe sie einen Hilfeschrei ausstoßen konnte, warfen sie zur Erde, rissen ihr die Kleider vom Leibe und banden sie an einen Baum. Was die Niedertracht der Strolche an der armen Edelfrau zu verüben gedachte, ist nicht auszusprechen. Als sie eben zur That schreiten wollten, fing das kleine Hündchen, das der Herrin gefolgt, jämmerlich zu bellen und zu winseln an. Dadurch ward ein großes, starkes Windspiel von der Meute des Schlosses herbeigelockt, aus welchem zugleich mehrere Leute folgten. Als die Strolche der Kommenden ansichtig wurden, ergriffen sie sofort die Flucht, die arme Edelfrau in ihrer hilflosen Lage lassend. Die nun Herbeigekommenen lösten die Bande der bewußtlos Daliegenden und labten sie mit Wasser. Nachdem sie sich vom schweren Schreck erholt und aufgerichtet hatte, wollte sie den Rückweg zum Schlosse antreten, da kam auch eben ihr Gemal daher, dem sie nun den ganzen Vorfall erzählte. Im tiefsten Dankgefühl über die Rettung beschlossen beide Gatten, nach St. Wolfgang zu wallfahrten und die Stunde dieser Rettung jährlich zu feiern. Der Freiherr aber traf die Verfügung, daß fortan jeder männliche Nachkomme ihres Geschlechtes den Namen Wolfgang führe, was auch bereits mit dem Erstgeborenen Wolfgang Dietrich seinen Anfang nahm. Das Andenken an diese Begebenheit ist aber noch in anderer Weise erhalten. Zwei Häuser in dieser Gegend heißen noch zur Stunde Holzhäus’l, und ein Ackergrund auf dem Berge führt den Namen Neubruch. Freiherr Abraham schenkte zum Gedächtniß an die Errettung seiner Frau aus so schwerer Gefahr den Bürgern um Neumarkt die ganze Gegend unter der Bedingung, den Wald auszuroden und in Felder umzuwandeln. So führt jetzt der Weg von Sighartstein nach Neumarkt mitten durch schöne Korn- und Weizenfelder und bewahrt bis zur Stunde das Andenken an den edlen Spender und die Ursache dieser Spende.