BLKÖ:Wielemans, Alexander von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wieland, Ludwig
Band: 56 (1888), ab Seite: 18. (Quelle)
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Wielemans, Alexander von (Architect, geb. in Wien 1843). Dem Baufache sich zuwendend, wurde er ein Schüler von van der Nüll [gest. 1868, Bd. XX, S. 422] und Sicard von Sicardsburg [gest. 1868, Band XXXIV, S. 204]. Im Aller von 25 Jahren trat er bei dem Gothiker und Erbauer des neuen Wiener Rathhauses Friedrich Schmidt [Bd. XXX, S. 244] ein, bei welchem er bis zum Herbst 1874 arbeitete. Er betheiligte sich in dieser Zeit durch „Entwürfe bei den Concurrenzen für den Centralfriedhof (gothisch), für das Curhaus in Ischl (italienische Renaissance), für das Rathhaus in Großenhain, einer Stadt im Meißener Kreise Sachsens (deutsche Renaissance), für das Musik- und Kunstvereinsgebäude (Rudolfinum) in Prag (italienische Renaissance) und für den Justizpalast in Wien. Dieser letztere wurde in den Siebenziger-Jahren von ihm erbaut; es ist ein gewaltiger Bau, der nach außen die Anmuth der italienischen mit der malerisch wirkenden Kraft der deutschen Renaissance in glücklicher Weise verbindet; nach innen wohl einige herrliche Säle, dann das architectonische Schaustück einer großartigen Centralhalle, sonst aber ein wunderbares Labyrinth von schmalen dunklen Gängen, engen Zellen und sonstigem Winkelwerk darbietet, worin eine stickige Luft alles Athmen erschwert. Ob dies die richtige Lösung architectonischer Kunstaufgaben sei, wissen wir nicht. Bei den Gerichtsgebäuden der [19] alten Griechen und Römer vermissen wir solche Interieurs. Wir ziehen das Landesgerichtsgebäude in der Alservorstadt, das nach außen freilich casernenartig, nach innen aber licht und hell, vor. Die Pläne des Justizpalastes waren in fünf Blättern auf der internationalen Ausstellung 1879 zu sehen. Früher noch, so auf der ersten großen internationalen Kunstausstellung in Wien 1869, hatte Wielemans einige ganz vortreffliche Zeichnungen – sämmtlich Autographe der Wiener Bauhütte – ausgestellt: „Chorstühle aus dem Dome zu Orvieto“, „Die Villa Farnesina in Rom“, eine „Erkeransicht der berühmten Burg Vajda-Hunyad in Siebenbürgen“, eine „Ansicht dieser Burg von der nordwestlichen Seite“ und eine „Perspectivische Ansicht der Kirche in Mödling bei Wien“. In der historischen Kunstausstellung aber, welche anläßlich der Eröffnung der neuerbauten k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien 1877 in den Räumen derselben stattfand, waren außer den oben erwähnten fünf Blättern des Justizpalastes auch dessen Modell, dann die Concurrenzentwürfe für das Rudolfinum in Prag, der Cursaal in Ischl (2 Blätter), das Rathhaus in Großenhain, sämmtlich in Aquarell, das Concurrenzproject für den Centralfriedhof in Wien, in 4 Blättern, theils Aquarell, theils Federzeichnung, für welches dem Künstler der zweite Preis zuerkannt wurde, und der Entwurf einer Kirche (2 Blätter in Federzeichnung) zu sehen.

Neue Freie Presse 5. Juni 1871, Nr. 2432 im Kunstblatt: „Die preisgekrönten Pläne für den Centralfriedhof“. – Fremden-Blatt. Von Gust. Heine (Wien, 4°.) 1876, Nr. 262: „Der Justizpalast“. – (Augsburger) Allgemeine Zeitung (Cotta, 4°.) 22. Juli 1875, Beilage 303: „Wiener Briefe“. Von v. V. (incenti).